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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Vertrauensbeweis … oder war es eine Prüfung?
    »Nein«, widersprach Corto. »Du bist ein Pikenier. Ich habe dich das Ding tragen sehen.«
    »Ich habe es nicht anders getragen als du.«
    »Sag ich doch«, erklärte Corto. Magdalena schielte zu ihm hinüber. Er schmunzelte ins Leere. Er schien Lorenzo nicht mehr Aufmerksamkeit zu zollen als dem Vogel im Schilfwald, der beharrlich vor sich hin gluckte. »Wenn man sie zu hoch hält, kriegt man sie nicht mehr rechtzeitig herunter, bevor man am Feind ist. Wenn man sie zu tief hält, fängt sie an zu wippen, und entweder verliert man sie, oder die Spitze bohrt sich vor einem in den Boden und lässt einen hilflos daran zerren, was so ziemlich die lächerlichste Art und Weise für einen Pikenier ist zu sterben.«
    Mit einem leisen Scharren zog Lorenzo das Schwert aus der Scheide.
    »Der Trick mit dem Schlag gegen die Birne war nicht schlecht«, fuhr Corto im Plauderton fort. »Die Pike so schnell herumzuschwingen – das war Maßarbeit. Ich hätte schwören können, dass du nicht zum ersten Mal in so einen Kampf zwischen Häusern verwickelt warst. Aber dir muss man ja jedes Wort aus der Nase ziehen. Schneid dich nicht, ich habe die Klinge geschärft. Sie war gut, jetzt ist sie perfekt. Du solltest dich nicht mit weniger als Perfektion abgeben, wenn es um deine Waffen geht.«
    »Fast so scharf wie ein Schilfblatt«, sagte Lorenzo. Er spähte an der Klinge entlang. Magdalena konnte erkennen, dass seine Fingerknöchel weiß waren vor Anstrengung. »Da ist eine kleine Scharte.«
    Corto warf Lorenzo einen Blick zu. Dann lehnte er sich so weit über Magdalena zu Lorenzo hinüber, dass Magdalena zurückweichen musste. Corto streckte die Hand aus, und Lorenzo legte die Klinge hinein. Die Spitze zitterte. Corto hielt sich die Klinge nahe an die Augen. Die Spitze war jetzt in der richtigen Position; Lorenzo musste nur einmal zustoßen, und sie fuhr Corto durch den Hals. Magdalena hörte Lorenzos Atem.
    »Du hast recht«, sagte Corto. Er blickte die Klinge nicht einmal an. Über die gesamte Länge des Schwertes hinweg hielten seine Augen die Lorenzos fest. »Und ich dachte, ich hätte dir eine perfekte Waffe in die Hände gedrückt.«
    »Ich glaube, ich muss dir eine Eröffnung machen …«, begann Lorenzo.
    Etwas in Magdalena sagte: Zerstöre ihren Rhythmus, sie tanzen zu ihm in die Katastrophe. Sie richtete sich auf, ohne nachzudenken, legte eine Hand auf Lorenzos verkrampfte Faust und die andere auf Cortos Handgelenk. Sie drückte beide Hände nach unten. Die Schwertklinge sank mit ihnen. Sie spürte fast das Pulsieren der Kraft, die von den beiden Männern ausströmte und durch sie hindurchfuhr, dieselbe Kraft, die vorher die Klinge hatte zittern lassen. Nun war sie, Magdalena, das Bindeglied zwischen beiden. Das Schwert sank noch weiter herab, bis seine Spitze den Boden berührte.
    »Eine Waffe hat den Zweck, Menschen zu töten«, hörte Magdalena sich sagen. »Zu töten ist eine Sünde. Also ist eine Waffe ein sündiges Instrument und kann von daher nicht perfekt sein.«
    »Schön argumentiert, aber falsch, Schwester Magdalena«, sagte Corto. »Eine Waffe ist nur ein Ding. Ein Ding kann nicht sündigen. Es ist der Arm, der die Waffe führt, und der Geist, der den Arm steuert. Die Waffe ist ein Werkzeug. Werkzeuge kann man perfektionieren.«
    »Dinge besitzen eine Kraft, die sich aus dem bildet, was man von ihnen erwartet. Waffen sind nicht leblos. Sie wollen benutzt werden. Sie verführen den, der sie besitzt, dazu, sie zu benutzen. Dagegen ist keiner gefeit.«
    »Ein starker Geist ist nicht verführbar; er tut, was er will«, erwiderte Corto. Gleichzeitig sagte Lorenzo: »Jeder Mensch hat jederzeit die Wahl, das Gute oder das Böse zu tun.«
    Sie sahen zuerst Magdalena und dann sich gegenseitig an.
    »Wenigstens sind wir Männer uns einig«, stellte Corto fest.
    »Ich würde nie meinem capitano widersprechen«, sagte Lorenzo. In Magdalenas besonderem Sinn hallte das Echo, das von ihm stammte, als hätte sich ein eisernes Tor aufgetan, das vorher plötzlich geschlossen worden war. Sie bemerkte, dass sie immer noch die Hände beider Männer berührte, und zog sich beinahe verlegen zurück. Lorenzo steckte das Schwert in die Scheide zurück. Seine Rechte zitterte so stark, dass er mit der Linken nachhelfen musste, um mit der Spitze in die Öffnung zu treffen. Corto und Magdalena taten so, als würden sie es nicht sehen.
    »Welche Eröffnung wolltest du mir machen, Lorenzo?«,

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