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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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wünschte, ich hätte noch ein paar mehr, nur um Ihre Behandlung genießen zu können.«
    »Du solltest dem Herrn danken, dass er dich verschont hat.«
    »Der Herr hat damit nichts zu tun, Schwester«, sagte Corto im selben Tonfall, in dem vorher Lorenzo das Gleiche über den Teufel gesagt hatte. »He, Lorenzo, du sprichst ja so wenig. Hat’s dir schon die Stimme verschlagen?«
    »Ja«, brummte Lorenzo.
    »Ich erinnere mich, dass ich dir befohlen hatte, dich rauszuhalten«, sagte Corto.
    Magdalenas Herz sagte ihr, sie solle sich zurückziehen, doch es war etwas, das sie verharren ließ. Nicht nur an den beiden Männern an sich, sondern vor allem daran, was zwischen ihnen geschah, wenn sie beisammen waren … etwas Ungesagtes, Ungehörtes, etwas, das sich selbst Magdalenas Gabe entzog. Eine kleine Stimme in ihr erklärte, dass sie dabliebe, um zu schlichten, falls Streit zwischen den beiden aufkäme und Lorenzo Corto angriffe, und sie fragte sich verblüfft, woher dieser abwegige Gedanke kam.
    »Ich erinnere mich, dass du mir eine Pike gegeben hast, anstatt mich zurückzuschicken«, sagte Lorenzo.
    Magdalena spürte den Blickwechsel, den die beiden durch die Dunkelheit über ihren Kopf hinweg austauschten.
    »Andererseits«, sagte Corto, »hast du wahrscheinlich Enrico das Leben gerettet.«
    »Wenn es so weitergeht, muss ich Enrico noch adoptieren und ihn in meinem Testament bedenken.«
    »Weil du noch neu bist, möchte ich dir dafür danken. Grundsätzlich ist es unter meinen Leuten selbstverständlich, dass einer für den anderen einsteht.«
    »Oder einer dem anderen gefahrlos den Rücken zuwenden kann.«
    »Und jetzt schon zweimal«, sagte Corto. Magdalena hörte das Lachen in seiner Stimme.
    »Weil ich noch neu bin«, sagte Lorenzo nach einer Pause, »möchte ich dir danken, dass du mein Leben gerettet hast.«
    »War ein Reflex«, erklärte Corto.
    »Woher hast du gewusst, dass das Gewehr schussbereit war?«
    Etwas klimperte metallisch. Magdalena lehnte sich zurück, als Corto an ihr vorbeifasste und das Bündel neben Lorenzo ins Gras fallen ließ.
    »Hier sind deine Waffen zurück.«
    Lorenzo fasste sie im ersten Augenblick nicht an. Er atmete tief ein. Die Schwingungen, die Magdalena von ihm empfing, verstummten. Die Stille, die plötzlich um ihn war, stellte Magdalenas Nackenhaare auf. Unwillkürlich hielt sie den Atem an.
    »Aus der Beute kannst du dir noch den Bidenhänder nehmen von dem Kerl, den du erledigt hast«, sagte Corto. Hatte der Augenblick des Zögerns, bevor er das sagte, verraten, dass auch er die Veränderung gespürt hatte, die in Lorenzo vorgegangen war? Lorenzos Haltung gab zu keinerlei Spekulationen Anlass, er hatte sich nicht bewegt. Magdalena fror, als ihr klar wurde, dass die Möglichkeit über ihnen hing, Lorenzo könnte sich auf Corto stürzen. Aber … warum? Was stimmte nicht mit diesem Mann, dessen Aura die eines Menschen war, der sich an keinem Ort, an dem er sich befand, zu Hause zu fühlen schien – eine Aura, die Magdalena nicht zuletzt deshalb so deutlich empfangen hatte, weil sie mit diesem Gefühl vertraut war?
    »Ich kann mit dem Ding nicht umgehen«, sagte Lorenzo langsam. Ohne sich aus seiner liegenden Haltung aufzurichten, faltete er das Leder auseinander, in das seine Waffen eingewickelt gewesen waren. Metall blinkte matt. Magdalena konnte ein langes Messer erkennen, das in einer gekrümmten Scheide steckte, die gedrungene Form eines Dolchs und ein kurzes Schwert. Lorenzo starrte darauf hinunter.
    »Ich bin sicher, Urso wird gern mit dir tauschen. Da er sich so fleißig beim Köpfeeinschlagen gezeigt hat, verfügt er über ein ganzes Sammelsurium von Beutestücken. Du kannst dir wahrscheinlich was aussuchen.«
    »Ich habe den Katzbalger lieber«, sagte Lorenzo. Endlich setzte er sich auf und nahm das kurze Schwert in die Hand. »Mit einem Bidenhänder würde ich nur Luft zerschneiden. Mit dem Katzbalger bin ich gut. Ich bin ein Mann für kurze Entfernungen, schätze ich.«
    So wie ich hier müsste sich die Planke fühlen, dachte Magdalena, über die hinweg zwei Turnierkämpfer gegenseitig ihre Kräfte messen – wenn eine Planke Gefühle hätte. Sie begann sich zu fragen, wer in dem Spiel der beiden Männer die Katze und wer die Maus war. Wahrscheinlicher war, dass es nur zwei Katzen gab und überhaupt keine Maus. Hatte Corto sich bewusst so hingesetzt, dass sich Magdalena zwischen ihm und Lorenzo befand? Dass er Lorenzo seine Waffen zurückgegeben hatte, war ein

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