Die Braut des Herzogs (German Edition)
Munde.
Lady Darlington, befreit von allen Befürchtungen über die Folgen des unseligen Streites auf Olivias gesellschaftlichen Erfolg, schwelgte in höchstem Triumph.
Wellbrooks wurde vom furchterregenden Ungeheuer blitzschnell zum wahren Gentleman, und sie erklärte ihrer Nichte überschwenglich, daß es doch zu schön wäre, wenn aus ihnen beiden doch noch ein Paar würde.
Dieser gutgemeinte Wunsch wurde jedoch von ihrer Nichte abgetan, die kategorisch erklärte, sie denke nicht daran, sich an einen derart herrischen, arroganten Mann zu binden, nur weil es ihm im Moment gefiel, sie mit Freundlichkeit zu behandeln.
Überdies wäre es nicht zu erwarten, daß ihr Wellbrooks, nachdem sie ihn einmal brüsk zurückgewiesen hatte, noch einen Heiratsantrag machen würde, und sie wäre ihrer Tante sehr verbunden, wenn sie nicht den Gerüchten, die ohnehin die Runde machten, durch unbedachte Worte noch zusätzlich Nahrung gäbe.
Während sie so sprach, machte sich Olivia ihre eigenen Gedanken über das sonderbare Verhalten Seiner Gnaden. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum er sie in der Gesellschaft nicht nur nicht links liegen ließ, sondern sie vielmehr dermaßen auszeichnete, daß man wirklich glauben mußte, er habe nur ihretwegen den Ball bei Almack’s besucht.
Lady Darlington und Olivia verbrachten nun einige ruhige Tage und Abende zu Hause am Grosvenor Square und folgten dann erst wieder einer Abendeinladung ins Haus des Earls of MacAlister.
Mylord und Mylady begrüßten ihre Gäste in einem hübscheingerichteten Salon, und Olivia konnte, an einem Gläschen Champagner nippend, feststellen, daß nur ein kleiner Kreis eingeladen worden war. Sie war mit den meisten der Anwesenden bekannt, kannte die anderen vom Sehen – zu ihrer Freude waren es nur Personen, die sie gerne mochte. Lady MacAlisters ältester Bruder Sir George Woodford war mit seiner Gattin erschienen. Er war ein ruhiger Mann, Mitte Dreißig, kleingewachsen wie seine Schwester, doch nicht mit deren lebhaftem Temperament ausgestattet. Er war allgemein sehr beliebt, nicht nur aufgrund des stattlichen Erbes, das er einmal zu erwarten hatte, wenn sein Vater starb. Er galt als profunder Kenner aller Angelegenheiten, die die Verwaltung ländlicher Güter betrafen, und war daher ein von vielen gesuchter Ratgeber. Da es ihm trotz seiner stillen Wesensart keineswegs an Charme und Humor mangelte, war er ein gern gesehener Gast in jedem vornehmen Haus. Er hatte zwei Jahre zuvor die beste Freundin seiner Schwester geheiratet, eine quirlige junge Dame namens Elisabeth. Diese hatte mit Maria gemeinsam ein vornehmes Pensionat besucht. Sie waren seither unzertrennlich gewesen und hatten auch gemeinsam in ihrer ersten Saison für großes Aufsehen gesorgt: zwei reizende Mädchen, das eine blond, das andere dunkelhaarig, voll lebhaftem Charme.
Sir Woodford, der Elisabeth zwar als junges Mädchen kennengelernt und nicht weiter beachtet hatte, war so hingerissen gewesen von dem entzückenden Wesen, zu dem sich die etwas blasse, dafür um so vorlautere Dreizehnjährige entwickelt hatte, die er in Erinnerung hatte, daß er ihr bald nach dem ersten Wiedersehen einen Heiratsantrag gemacht hatte.
Nun standen die beiden mit Sir Antony Wingfield und dessen Gattin zusammen und amüsierten sich königlich über einen Scherz, den Sir Wingfield gemacht zu haben schien. Antony Wingfield war mit MacAlister und Wellbrooks in Oxford gewesen, er war ein verwegener Sportsmann und anerkannt guter Schütze. Wenn auch manche seine Art, auch über die seichtesten Witze lauthals aufzulachen, etwas übertrieben fanden, so war er doch im allgemeinen wohlgelitten.
Auf einem kleinen Kanapee sitzend plauderte lady Rivington mit der jungen Mrs. Damford-Hooks. Lady Rivington war eine Nachbarin der MacAlisters, Mrs. Damford-Hooks die Frau ihres Neffen. Die beiden waren in ein angeregtes Gespräch vertieft, während sich ihre Ehemänner über ein Paar Pferde unterhielten, das im Tattersall zum Verkauf angeboten wurde.
»Was meinst du dazu, meine Liebe?« hörte Olivia plötzlich ihre Tante fragen. Schnell wandte sie sich von der Beobachtung der anderen Gäste ab und ihrer Tante zu, die neben ihr stand und sich mit General Gleavensham unterhielt.
»Der liebe General war so freundlich, uns für ein Wochenende auf seinen Landsitz einzuladen. Ist das nicht reizend von ihm? Das Haus liegt ganz in der Nähe von Rochester, weißt du. So werden wir natürlich Gelegenheit haben, die berühmte
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