Die Braut des Herzogs (German Edition)
Kathedrale zu besichtigen. Ach, es scheint mir, als wäre es eine Ewigkeit her, seit ich dieses erhabene Bauwerk das letzte Mal besucht habe. Ich bin sicher, es wird dich sehr beeindrucken, meine Liebe.«
Olivia, belustigt über das plötzliche Interesse, das ihre Tante an Architektur-Denkmälern zu haben schien, dankte höflich für die Einladung und versicherte, daß sie die Kirche wirklich gerne sehen würde.
»Na, dann abgemacht«, rief der General jovial. »Das übernächste Wochenende also! Meine Schwester wird sich sehr freuen, daß ich so nette Gäste eingeladen habe.« Seine runden, faltigen Wangen waren vor Freude gerötet, als er fortfuhr, den Damen genauere Einzelheiten des geplanten Ausflugs zu erklären.
Er war ein korpulenter Mann, Mitte Sechzig, der durch eine schwere Verwundung des rechten Beines, die er in Spanien erlitten hatte, den Militärdienst hatte quittieren müssen. Die letzten beiden Jahre hatte er zumeist auf seinem Landsitz nahe Rochester verbracht und kam von Zeit zu Zeit in die Hauptstadt. Dabei versäumte er nie, Lady Darlington seine Aufwartung zu machen. Er war in jungen Jahren ein großer Bewunderer von Mylady gewesen. Als er ihr damals einen Heiratsantrag gemachthatte, war er jedoch nicht erhört worden und mußte zu seinem großen Leidwesen mit ansehen, wie sie sich kurze Zeit später mit Lord Darlington verlobte. Trotzdem hatte er nie aufgehört, Lady Darlington zu verehren. Er hatte nie geheiratet – ein Umstand, der viel mehr auf seine militärische Laufbahn als auf ein gebrochenes Herz zurückzuführen war.
Obwohl Mylady das in ihrem Innersten wußte, war sie doch geschmeichelt über diese unverbrüchliche Treue, und ihr waren seine Besuche in London immer eine große Freude.
Olivia, die von dieser Liebesgeschichte nichts wußte, beobachtete nun mit einer Mischung aus Gerührtheit und Amüsement, wie ihre Tante in der Gegenwart dieses dicken, etwas polternden, freundlichen Mannes auflebte. Wie sie über jedes seiner Scherzchen kicherte und über seine Komplimente errötete wie ein junges Mädchen. Wahrlich eine Glanzleistung von Lady MacAlister, den General für diesen Abend einzuladen, dachte sie anerkennend.
Der Butler öffnete die Tür, um einen weiteren Gast anzukündigen.
»Julian«, rief Lord MacAlister und ging auf seinen Freund zu, um ihn willkommen zu heißen. »Du bist der letzte, ganz wie ich es erwartet hatte.« Dies wurde mit einem kameradschaftlichen Lächeln gesagt, das der Kritik jede Spitze nahm.
»Das freut mich, denn ich enttäusche deine Erwartungen nur ungern«, gab Seine Gnaden lächelnd zurück.
Dann verbeugte er sich galant vor der Dame des Hauses und bedankte sich für die freundliche Einladung, begrüßte die anwesenden Damen charmant, die anwesenden Herren freundschaftlich. Er war auch mit dem General bekannt, da er mit ihm, wenn auch nicht im gleichen Regiment, so doch zur gleichen Zeit auf der spanischen Halbinsel gekämpft hatte. Nachdem er Sir Woodford auf die Schulter geklopft und gefragt hatte, ob er sich nun endlich zu einem bestimmten Pferdekauf entschlossen hatte, schlenderte er zu Olivia hinüber, um ihr seinen Arm anzubieten.
»Darf ich Sie zu Tisch führen, Miss Redbridge?« fragte er mit einer höflichen Verbeugung.
Olivia blickte zu Lady MacAlister: »Ich weiß nicht …«, begann sie etwas unsicher. Es erschien ihr, als wären höherrangige Damen anwesend, die mehr Anspruch darauf hätten, vom Herzog zu Tisch geführt zu werden, als sie. »Sind Sie sicher, daß Sie mein Tischherr sein werden, Sir?« fragte sie deshalb.
»Ganz sicher, Miss Redbridge«, erwiderte Wellbrooks mit einem kleinen Lächeln in den Augenwinkeln. »Wissen Sie, ich erkundige mich für gewöhnlich im vorhinein, welche Dame man mir als Tischdame zugedenkt«, erklärte er.
»Ach, tatsächlich?« fragte Olivia überrascht.
»Aber selbstverständlich«, erwiderte er gelassen. »Wie soll ich sonst wissen, ob ein Abend unterhaltsam zu werden verspricht, oder ob mir etwa Stunden banaler Konversation und ermüdender Einsilbigkeit drohen?«
»Und wenn Ihnen eine vorgesehene Tischdame nicht zusagt, dann sorgen Sie dafür, daß die Tischordnung geändert wird?« erkundigte sich Olivia und blickte interessiert zu ihm auf.
»Aber gewiß«, gab er freundlich zu.
»Und wird einer Änderung nicht zugestimmt, dann muß der Abend ohne Ihre Gegenwart stattfinden«, fügte sie, mehr feststellend als fragend, hinzu.
»Sehr richtig, Miss Redbridge. Allerdings ist das
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