Die Braut des Herzogs (German Edition)
»Möchte bloß verhindern, daß eine junge Dame von einem meiner Verwandten zu Tode gelangweilt wird.«
Lady Sefton, die bemerkt hatte, daß sich Miss Redbridge mit Lord Linham unterhielt, lachte kurz auf und ging dann auf die beiden zu, um dem Wunsch des Herzogs Folge zu leisten.
Olivia, der das Erscheinen des Herzogs entgangen war, lauschte mit halbem Ohr Lord Linhams Ausführung über die Auswirkung von sportlicher Betätigung, insbesondere des Tanzes, den er als solche verstanden wissen wollte, auf die Gesundheit des Menschen. Er war durch intensive Studien zu der Ansicht gelangt, daß sich dieser Modetanz Walzer nicht nur aufgrund der frivolen Nähe zwischen den Tanzpartnern negativ auf die Psyche, vor allem der jungen Menschen, auswirkte, sondern aufgrund der zahlreichen Drehungen geeignet war, eine schwere Verwirrung des Nervensystems hervorzurufen. Diese Erkenntnisse führten dazu, daß er Olivia dazu gratulierte, daß sie es vorzog, sich diesem zweifelhaften Vergnügen nicht hinzugeben. Olivia, die nichts lieber getan hätte, als sich – mit einem unterhaltsameren Begleiter allerdings – »dem zweifelhaften Vergnügen« sehr wohl hinzugeben, hörte ihm mit wachsender Ungeduld, aber gleichbleibendem Lächeln zu. Sie hatte es längst aufgegeben, gegen Lord Linhams vorgefertigte Ansichten Argumente vorzubringen, wohlwissend, daß sie kein Gehör finden würde.
Als sie nun Mylady Sefton auf sich zukommen sah, war sie für diese Unterbrechung äußerst dankbar. Sie erhob sich sofort, als Mylady sie angesprochen hatte und ihr mitteilte, daß ein Gentleman um die Ehre dieses Tanzes gebeten hatte. Dann fiel ihr Blick auf Myladys Begleiter, der nun herantrat, um ihr vorgestellt zu werden, und ihr Herzschlag drohte auszusetzen.
»Darf ich Ihnen Seine Gnaden den Herzog von Wellbrooks vorstellen, Miss Redbridge?«
Zu Myladys sichtlichem Wohlgefallen errötete Olivia anmutig und versank in einen tiefen Knicks. Seine Gnaden ergriff ihre Hand, um sich galant darüber zu beugen. Auf seine Frage, ob sie diesen Walzer mit ihm tanzen wolle, antwortete sie höflich, es sei ihr eine große Ehre. Dann ließ sie sich von ihm auf die Tanzfläche führen.
Lord Linham, der sich ebenfalls erhoben hatte, wurde mit einem kurzen Nicken bedacht und einfach stehengelassen.
Der Herzog war ein erstklassiger Tänzer und führte Oliviamit sicherer Hand über das Parkett. Sie tanzten schweigend. Olivia war sich seiner Nähe nur zu gut bewußt, und es bedurfte keiner großen Phantasie, sich vorzustellen, wie eS wäre, in seinen Armen zu liegen. Mit Erstaunen stellte sie fest, daß ihr diese Vorstellung ganz und gar nicht zuwider war. Sie blickte zum Gesicht des Herzogs hoch und hoffte, er würde nichts von ihren Gedanken erraten.
Ihre Blicke trafen sich, da Wellbrooks eben auf sie niederlächelte: »Ich komme anscheinend immer zurecht, Sie vor der Langweiligkeit meiner diversen Cousins zu retten, Miss Redbridge«, meinte er.
Olivia gluckste belustigt. »Oh, Lord Linham erläuterte mir auf das interessanteste die fatalen Auswirkungen der neumodischen Tänze auf den allgemeinen Gesundheitszustand«, erzählte sie ihm mit einem kecken Lächeln.
»Ja, das kann ich mir vorstellen. Was für ein erbärmlicher Tropf«, urteilte Seine Gnaden. »Ich muß ihm wohl einmal Unterricht darin erteilen, wie man sich mit einer hübschen jungen Dame unterhält.«
»Lieber nicht«, entfuhr es Olivia, die ihr letztes gemeinsames Gespräch noch zu gut in Erinnerung hatte.
Sie bereute ihre schnellen Worte, kaum daß sie sie ausgesprochen hatte. Der Herzog war an diesem Abend, ganz gegen jede Erwartung, so freundlich und charmant zu ihr, und sie wollte keinesfalls daran schuld sein, daß sieh ihr Verhältnis wieder trübte.
Zu ihrer Erleichterung lachte Seine Gnaden jedoch belustigt auf: »Touché, Miss Redbridge«, sagte er anerkennend.
Als der Tanz zu Ende war, brachte er seine Tanzpartnerin wieder zu dem wartenden Lord Linham zurück.
Obwohl er noch eine Weile im Club blieb, forderte Wellbrooks keine der anwesenden Damen mehr zum Tanz auf. Er wechselte einige Worte mit verschiedenen Bekannten, zeigte sich allgemein ungewohnt wohlwollend und verließ dann den Club nach nicht allzu langer Zeit.
XVII .
Die Neuigkeit, daß der Herzog, kaum war er wieder in Gesellschaft zu sehen, Miss Redbridge offensichtlich den Hof machte und zu diesem Zweck sogar bei Almack’s erschienen war, nur um mit ihr Walzer zu tanzen, war natürlich schnell in aller
Weitere Kostenlose Bücher