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Die Braut des Herzogs (German Edition)

Die Braut des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Braut des Herzogs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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beobachtete, blickte er zu ihr hin und zwinkerte ihr kaum merklich zu. Sie errötete leicht und senkte verwirrt den Blick.
    »He, Wellbrooks«, rief Sir Woodford, als die Freunde das Lied beendet hatten und der Beifall verstummt war, »hast du kein neues Gedicht?«
    Olivia blickte erstaunt auf.
    Mrs. Damford-Hooks kam ihr zuvor: »Sie schreiben Gedichte, Sir?« fragte sie.
    »Gelegentlich«, antwortete der Herzog.
    Das war wieder eine völlig neue Seite an ihm, dachte Olivia. Dieser Mann steckte voller Überraschungen. Daß ein Gentleman wie der Herzog Gedichte schrieb, hätte sie nie vermutet. Wer, ausgenommen die, die ihn sehr gut kannten, würde das wohl für möglich halten? Was mochten das wohl für Gedichte sein? Doch nicht etwa jene Art von Poesie, die Lord Byron berühmt gemacht hatte? Olivia konnte sich nicht vorstellen, daß diese Art von Romantik, der sie nicht viel abzugewinnen wußte, das Genre des Herzogs sein konnte.
    »Ja, Wellbrooks, gibt es etwas Neues?« schloß sich nun auch MacAlister dieser Frage an.
    »Eine Ballade«, meinte Seine Gnaden schlicht.
    Natürlich wurde er sofort bestürmt, diese zum besten zu geben, womit er dann auch unverzüglich begann. Er sprach frei, ohne Konzept, mit emster, wohlklingender Stimme, die das leichte Lächeln in den Augenwinkeln Lügen strafte.
    Schon nach den ersten Versen stellte Olivia erstaunt fest, daß das Gedicht eine Abendveranstaltung beschrieb, die auch sie besucht hatte. Obwohl keine Namen genannt wurden, waren die Personen, die darin vorkamen, klar zu erkennen. Wellbrooks beschrieb ihre Kleidung, hielt Details fest, karikierte sie treffend, zum Teil mit trockenem, zum Teil mit beißendem Humor. Seine Zuhörer folgten ihm gebarmt, er war ein Meister des geschliffenen Wortes, seine Gedanken oft von hintergründiger Zweideutigkeit. Nichts schien seinen wachen Augen entgangen zu sein, die doch meist mit gelangweiltem Ausdruck unter schweren Augenlidern auf der Gesellschaft zu ruhen pflegten. Olivia konnte nur staunen, welche Einzelheiten dem Herzog aufgefallen waren, wie es ihm gelang, die Schwächen seiner Zeitgenossen aufzuzeigen, ohne verletzend zu werden. Seine Rede war geschmückt mit köstlichen Pointen, die alle zum Lachen brachten, und äußerst treffenden Schlußfolgerungen.
    Stürmischer Applaus folgte seinen Darstellungen. Woodford trat auf ihn zu, um ihm anerkennend auf die Schulter zu klopfen.
    »Das war wirklich eine Glanzleistung«, bestätigte MacAlister. Dem konnten die anderen nur begeistert zustimmen.
    Der Herzog nahm die Huldigungen mit gewohnter Gelassenheit entgegen, und doch war seine Freude über den Erfolg unverkennbar.
    »Nun laßt uns tanzen!« rief Mrs. Woodford. Auch dieser Vorschlag fand sofort allgemeine Zustimmung. Umgehend begann man damit, das Mobiliar aus der Mitte des Zimmers zu räumen.
    »Komm, Maria«, meinte Mrs. Damford-Hooks, »ich werde dich am Klavier ablösen. Wir können uns abwechseln, wenn es dir recht ist.«
    Olivia ließ sich von der gelösten Stimmung gerne mitreißen. Das war ein Abend ganz nach ihrem Geschmack, fröhlich und ungezwungen. Verschwunden war die vornehme Blasiertheit, die die Mitglieder der vornehmen Gesellschaft üblicherweise zur Schau zu tragen pflegten. Keine Spur von formellem Gehabe und weltmännischer Gelangweiltheit. Mrs. Damford-Hooks schlug die ersten Takte eines Walzers an. Wie selbstverständlich stand der Herzog auf einmal neben Olivia. Er verbeugte sich galant, und sie legte ihre Hand in seine. Sie sprachen kein Wort, als sie zusammen durch den Saal wirbelten. Olivia war einfach glücklich. Nie hatte ein Mann auch nur annähernd solche Gefühle in ihr hervorgerufen, wie sie im Moment verspürte. Sie merkte, wie sein Arm, der ihre Taille umfaßte, sie enger an sich zog, und schaute auf. Ihre Blicke trafen sich und es raubte ihr fast den Verstand.
    In diesem Augenblick betrat Lady Darlington, gefolgt vom General, den Salon. »Wir haben euch lachen gehört«, meinte Mylady, »und das hat uns magisch angezogen, nicht wahr, mein Lieber?« Der General bestätigte dies und führte sie zu dem kleinen Sofa, das an den Rand des Saales gerückt worden war.
    Der Herzog, der sofort nach Myladys Eintreten den Griff um Olivias Taille gelockert hatte, seufzte nun in gespielter Verzweiflung und hob resigniert die Schultern.
    Olivia fand diese Geste so komisch, daß sie trotz der betrüblichen Unterbrechung ihrer harmonischen Zweisamkeit lachen mußte.
    Ihrer Tante war natürlich schon beim

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