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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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König und die Damen seiner Begleitung untergebracht waren. Der Wind fegte den trockenen Staub vom Boden auf, durch die rötlichen Wolken liefen Mägde und Knechte, die allerlei Eimer, Truhen und Bündel umhertrugen. Auch sah man zwei Johanniter und einen Geistlichen mit flatternden Gewändern aus Richards Zelt treten.
    » Wie geht es deinem Bein, Vater? Soll ich nicht lieber nach der Verletzung sehen? «
    Jean schüttelte den Kopf. Es sei nur ein harmloser Kratzer und nicht der Rede wert.
    » Hör zu, Tiessa « , sagte er sanft und legte seine Hand auf ihre Schulter. » Ich wollte niemals, dass du mich an diesen gefährlichen Ort begleitest, aber du hast es erzwungen. Jetzt aber ist es genug. Ich will, dass du auf einem der Handelsschiffe in die Heimat zurückkehrst. «
    Das war es also! Er wollte sie fortschicken.
    » Nein, Vater. Ich werde bei dir bleiben und nur mit dir gemeinsam in die Heimat zurückkehren. Das weißt du. «
    Seine Hand auf ihrer Schulter wurde schwer, und sie konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er es sehr ernst meinte. Es machte ihr Angst, denn sie spürte, dass sie ihn niemals wiedersehen würde, wenn sie ihn jetzt verließ. Schweigend hörte sie seine Gründe an. Die Lage habe sich verändert, die angevinischen Galeeren hätten die Oberhoheit auf dem Meer gewonnen, Handelsschiffe aus Genua, Pisa oder Marseille konnten nun gefahrlos vor der Küste anlegen und auch wieder zurückfahren. Mit einem dieser Schiffe würde sie reisen.
    » Nein! «
    » Du wirst nicht allein fahren, Tiessa. Ich will, dass du Ivo Beaumont heiratest und mit ihm zurück ins Perche fährst. «
    Er hatte Widerspruch erwartet, doch nicht dieses Entsetzen. Für einen Augenblick schien es, als sei sie zu Stein geworden, die Augen weit aufgerissen, die Pupillen starr. Er schwankte zwischen dem aufkommenden Zorn und dem Schmerz darüber, dass er sein einziges Kind nur durch solch harten Zwang vor dem Verderben retten konnte. Schließlich wusste er sich keinen anderen Rat, als sie in seine Arme zu nehmen.
    » Weshalb kannst du nicht vergeben, Tiessa? « , sagte er leise und vorwurfsvoll. » Ivo Beaumont hat uns beide um Verzeihung gebeten. Er liebt dich aufrichtig und will dir ein guter Ehemann sein. Gestern hat er um deine Hand angehalten und ich … «
    Sie wand sich aus seinen Armen, trat einige Schritte zurück und sah ihn mit wilden Augen an.
    » Du hast … was? «
    » Ich habe ihm gesagt, dass ich für meinen Teil einverstanden bin. Allerdings nur, wenn auch du mit dieser Wahl zufrieden bist. «
    » Nie und nimmer! « , schrie sie so leidenschaftlich, dass sich zwei vorüberlaufende Knechte erschrocken nach ihnen umdrehten. » Mit jedem andern kannst du mich verheiraten – aber nicht mit Ivo. «
    Er stöhnte leise, und seine Hand fuhr unwillkürlich zu dem verletzten Bein. Ganz offensichtlich war die Wunde doch nicht so harmlos, wie er behauptete.
    » Du wirst dich dieses Mal meinem Willen fügen « , beharrte er. » Ich bin dein Vater und lasse nicht zu, dass du hier den Tod findest. Bald wird es zu blutigen Kämpfen kommen, Tiessa. Ich bin nicht mehr jung und werde dich nicht schützen können. «
    » Ich bin als Pilgerin hier, Gott wird mich schützen. «
    » Gott der Herr will, dass du deinem Vater gehorchst, Tiessa! «
    » Wenn du mich zwingst, Vater, laufe ich davon zu den Sarazenen! «
    Er wurde so blass, dass sie fast fürchtete, sie könne zu weit gegangen sein mit dieser Drohung. Doch sie wusste sich nicht mehr anders zu helfen.
    » Was redet du da? « , flüsterte er. » Weißt du nicht, was mit den Christinnen geschieht, die in die Hände von Saladins Männern fallen? Sie werden mit Gewalt genommen und danach hingerichtet. «
    » Ach was! « , erwiderte sie trotzig. » Gestern kam eine Frau aus Saladins Lager zurück. Eine Christin. Sie war dorthin gelaufen, weil man ihren Säugling entführt hatte, und Saladin hat ihr das Kind zurückgegeben. «
    Seine Augen schienen fast aus den Höhlen zu quellen. Er packte sie fest an beiden Schultern, um sie zornig zu schütteln.
    » Du dummes Mädchen! Er ist ein Heide und ein grausamer Tyrann. Heute hat er Spaß daran, einer Frau ihr Kind zurückzugeben – morgen tötet er sieben andere dafür. «
    » Ich heirate Ivo nicht « , schluchzte sie. » Lieber sterbe ich! «
    Er hielt inne und ließ sie erschöpft los. Schwer atmend stand er vor ihr, und sein Blick war so unglücklich, dass sie tiefen Schmerz dabei empfand.
    » Er hat seine Taten bereut, Tiessa.

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