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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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so sehr hatte diese Anrede sie bestürzt. Der Ritter lachte kurz auf, dann verzog er das Gesicht und fluchte leise vor sich hin.
    » Du täuschst dich, Roger « , sagte Gottfried von Perche.
    » Ich habe einen verfluchten Pfeil im Hals « , gab der Verwundete zurück. » Aber deshalb bin ich nicht blind. Sie ist es ganz sicher. «
    Er machte Anstalten, vom Pferd zu steigen. Der Herr von Perche gab das Streiten auf, stattdessen sprang er von seinem Ross und stützte den Freund. Als dieser sich solche Hilfe mit zornigen Flüchen verbat, ging er dennoch dicht neben ihm her und fing den Verwundeten auf, als er strauchelte. Gleich darauf eilten mehrere Brüder herbei und führten den verletzten Ritter in eines der Zelte. Aufgeregtes Stimmengewirr drang zu Tiessa hinaus.
    » Eine Pfeilwunde! Wo ist der Arzt? «
    » Beim französischen König. «
    » Nehmt ihm schon mal den Kettenpanzer ab. «
    » Verdammte Kerle! Wollt ihr mich umbringen? Zieht den Pfeil heraus, mehr will ich ja gar nicht! «
    » Er hat Widerhaken und sitzt an einer gefährlichen Stelle. Wir müssen auf den Arzt warten … «
    Tiessa war tief erschrocken über die boshafte Beleidigung, und sie wäre am liebsten davongelaufen, denn sie schämte sich vor dem Herrn von Perche. Doch dann sagte sie sich, dass der Ritter nicht bei Sinnen sein konnte, die schlimme Wunde hatte ihn wirr im Kopf gemacht. Weshalb sollte sie eines Irrsinnigen wegen die Aussprache mit ihrem Vater verschieben? Wenn sie jetzt zu ihrer Herrin zurückkehrte, würde Yolanda sie heute nicht mehr fortlassen, und wer weiß, was morgen geschah …
    Sie ging ein wenig beiseite, verbarg sich hinter einem Zelt und lugte nur hin und wieder hervor, ob nicht endlich ihr Vater käme. Doch stattdessen näherte sich ihr Gottfried von Perche, der ebenfalls wartete und offensichtlich um seinen Freund besorgt war.
    » Tiessa? Komm doch einmal her zu mir! «
    Langsam gehorchte sie und wäre vor lauter Verlegenheit fast über einen Sattel gestolpert, den jemand neben dem Zelt liegen gelassen hatte.
    » Ja, Herr … «
    Sein Gesicht war mit hellem Staub bedeckt, ebenso wie sein blauer Waffenrock und die Beinschienen. Es musste ziemlich unangenehm sein, diese Wehr bei glühender Hitze zu tragen.
    » Was tust du hier? «
    Es klang streng, und sie dachte bei sich, dass sie heute keinen guten Tag hatte, da auch er unzufrieden mit ihr zu sein schien. Zumindest sah er sie eindringlich an, und sein rechtes Auge zuckte dabei, als müsse er sich sehr anstrengen.
    » Ich warte auf meinen Vater, Herr. Er ist dort drinnen bei den Johannitern und lässt seine Wunde versorgen. «
    Er wandte den Kopf, als ein junger Bruder an ihnen vorübereilte. Vermutlich hatte er den Auftrag, den Arzt herbeizuholen. Das Zelt des französischen Königs befand sich auf der anderen Seite des Lagers. Inzwischen hatten Richard und Philipp beschlossen, ihre Anhänger voneinander zu trennen, und man hatte das Lager in zwei Hälften aufgeteilt.
    Gottfried von Perche schien sich mit dieser Antwort zufriedengeben zu wollen, denn er schwieg. Dennoch blieb er bei ihr stehen und starrte aufmerksam hinüber zur Stadt Akkon, die von dieser Stelle aus gut sichtbar war. Türme und Zinnen glänzten in der Mittagssonne makellos weiß, auch einige Gebäude im Stadtinneren waren zu erkennen. Der Himmel darüber war von lichtem Blau, das Meer aufgewühlt, voller zarter, weißer Schaumränder auf türkisfarbenen Grund. Man konnte die Verteidiger auf den Zinnen erkennen, auch die angreifenden Kreuzritter, die in den gelblichen Staubwolken wie wimmelnde Ameisen erschienen. Unerbittlich wurden Geschosse geschleudert, und der Belagerungsturm, von hier aus gesehen klein wie ein Spielzeug, war schon fast so hoch wie die Mauer.
    » Du solltest nicht so viel herumlaufen, Tiessa « , sagte der Herr von Perche unerwartet. » Es ist besser für dich, wenn du bei deiner Herrin im Zelt bleibst. «
    » Ja, Herr … «
    Sie nickte gehorsam und hoffte inständig, er würde sie endlich in Ruhe lassen. Doch er hatte jetzt den Blick auf sie gerichtet, und sie spürte ein seltsames Unbehagen. Er hatte eine Art, die Menschen anzusehen, als wisse er mehr von ihnen, als ihnen lieb war.
    » Ich bitte dich anstelle meines Freundes um Verzeihung, Tiessa « , sagte er zu ihrem Erstaunen mit großer Wärme. » Der Schmerz muss ihm die Sinne geraubt haben. Wenn er wieder bei klarem Verstand ist, wird er sich dafür schämen. «
    Er lächelte sie an, denn sie war tief errötet.
    » Du hast

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