Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
Vom Netzwerk:
verflucht niedliche Hexe und wird sich ein paar Goldmünzen nicht verwehren. Schlank ist sie und nicht zu klein. Von der Sorte, die Hüften wie eine Hindin haben und Brüste wie kleine Äpfelchen. Rotbraunes Lockenhaar, glänzend wie Seide und dicht wie ein Gehölz. Und blaue Augen dazu … «
    » Eine Magd, sagst du? «
    » Der Kleidung nach schon. Aber gewiss hat sie es faustdick hinter den Ohren. Ich sah sie drüben bei den Huren! «

23
    T iessa hatte sich eine Weile widersetzt, doch zuletzt war Beatrice fast beleidigt gewesen, und so hatte sie schließlich nachgegeben. Das ärmellose Gewand war aus dunkelgrünem, feingewebtem Stoff genäht und wurde im Rücken geschnürt, sodass es eng um die Brust saß. Dazu erhielt sie ein weißes Untergewand mit weiten Ärmeln, in die sogar kleine Taschen eingenäht waren, und bestickte Schuhe aus weichem Leder.
    » Verdient hast du diese Geschenke nicht « , grollte Yolanda, die zusah, wie Beatrice ihre Magd ankleidete. » Sei froh, dass wir deinem Vater nichts von deinen Ausflügen erzählt haben. Kaum genesen, rennst du umher, um Sand zu schleppen, dass dir die Hände bluten. Und vorgestern … «
    » Nun lass sie endlich in Ruhe! «
    Beatrice zupfte an Tiessas Halsausschnitt herum und trat dann einen Schritt zurück, um das Ergebnis zu begutachten.
    » Es steht dir ausgezeichnet, wie ich es mir schon dachte. Bewege dich einmal, nimm die Arme hoch. «
    Es war später Vormittag und das Lager nahezu leer. Viele der Kämpfer waren vor die Stadt gezogen, um die neuen Katapulte zu erproben. Nur in den Zelten der beiden Könige waren etliche Leute zurückgeblieben, denn sowohl König Philipp als auch Richard Löwenherz litten an einer Krankheit, die sie davon abhielt, bei ihren Kämpfern zu sein. Dennoch hatte man schon erste Erfolge errungen, was Tiessa kaum für möglich gehalten hatte, war eingetreten: Die Mauer von Akkon hatte Schaden genommen. An einer Stelle war sie fast eingestürzt, da die Angreifer sie zusätzlich durch Gräben unterminiert hatten. Doch im Schutz der Nacht gelang es den Verteidigern, die Bresche mit dicken Steinen zu schließen.
    Die Frauen hatten den Türvorhang des Zeltes mit zwei Pfählen hochgespannt, sodass er wie ein Baldachin Schatten spendete. Jetzt fuhr der Wind darunter und bauschte den Stoff, als wolle er mit ihm davonfliegen, und die staubige Luft drang in das Zelt hinein. Tiessa reckte die Arme, ließ das weite Gewand im Wind flattern und drehte sich im Kreis, um Beatrice einen Gefallen zu tun. Im Grunde war ihr dieses schöne Gewand recht gleichgültig, doch sie hatte begriffen, dass Beatrice große Freude dabei empfand, sie zu schmücken, und sie wollte sie nicht enttäuschen.
    » Du solltest auf jeden Fall einen Schleier über Haar und Gesicht nehmen, Tiessa. Die Sonne hat dich schon so sehr verbrannt – fast siehst du aus wie eine Sarazenin … «
    » Gib ihr doch noch eine deiner gestickten Hauben, vielleicht auch eine goldene Kette und Ohrgehänge mit Edelsteinen darin! « , sagte Yolanda bissig. » Schmück sie doch wie eine Königin, damit sich die Kerle hier im Lager die Hälse nach ihr verdr… «
    Sie unterbrach sich, als sie Jean Corbeille entdeckte, der sich zwischen zwei eng aneinanderstehenden Zelten hindurchzwängte und dabei ein wenig hinkte. Er war unzufrieden, denn gestern hatte ihn ein Pfeil am Oberschenkel gestreift, worauf Gottfried von Perche ihm befohlen hatte, für heute im Lager zu bleiben. Als Jean seine Tochter in einem neuen und eigentlich viel zu festlichen Gewand erblickte, wurde sein Gesicht noch ernster.
    » Gefällt sie Euch, Jean? « , redete Beatrice ihn an. » Das alte Gewand war schon ganz zerrissen und schmutzig, man musste sich ja schämen. «
    Jean Corbeille verneigte sich vor den beiden adeligen Frauen und dankte Beatrice von Chenet für ihre Güte. Doch es war eher eine Höflichkeit, und Tiessa hörte seinen Unwillen über dieses Geschenk recht deutlich heraus.
    » Ich bitte Euch, einige Augenblicke mit meiner Tochter allein sprechen zu dürfen. «
    Es klang unheilvoll, und Tiessa fing einen bedenklichen Blick ihrer Herrin Yolanda auf, die dennoch Jeans Wunsch entsprach und erklärte, ihre Magd zurzeit nicht zu benötigen. Tiessa folgte ihrem Vater, der langsam mit ihr durch das Lager ging und schließlich außerhalb der Hörweite der beiden adeligen Frauen neben einer ausgebrannten Feuerstelle stehen blieb. Man konnte von hier aus die beiden großen weißen Zelte sehen, in denen der englische

Weitere Kostenlose Bücher