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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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katapultieren können. «
    » Dann müssen sie Blei gefressen haben, die Säcke scheinen verflucht schwer zu sein. «
    Lange hatte Richard Löwenherz die Kreuzfahrer vor Akkon warten lassen, jetzt aber, da er angekommen war, schien er keinen Augenblick vergeuden zu wollen. Man schaffte Hölzer, Kisten und Säcke in günstige Positionen vor die Mauern, sorgsam bedacht, nicht in den Bereich der Pfeile zu geraten, und die Männer machten sich sofort daran, die Katapulte aufzubauen. Kein einziger Pfeil wurde von den Zinnen herab auf sie abgeschossen. Die Verteidiger der Stadt Akkon hockten untätig auf Mauern und Türmen, und man konnte sich recht gut vorstellen, welche Gefühle sie bei diesem Aufgebot von Kampfgeräten hegten. Gottfrieds Männer hatten inzwischen aufgehört zu spotten, denn der Eifer der englischen Kämpfer war auf sie übergesprungen. Endlich wehte ein anderer Wind bei dieser elenden Belagerung, die kein Ende nehmen wollte. Jetzt war man in der Übermacht, hatte einen Haufen großartiger Belagerungsgeräte, dazu Galeeren, um die Stadt von allem Nachschub von der Seeseite her abzuriegeln. Jetzt – verflucht sei Satan und sein Anhang – musste diese Stadt endlich fallen. Was für eine Beute wartete dort für jeden von ihnen. Schätze von Gold und Silber, edle Steine und kostbare Tücher. Und Weiber. Die Weiber der Sarazenen waren großartig, besonders jene, deren Haut dunkel war. Wer es einmal mit so einer getrieben hatte, der wollte es immer wieder tun …
    Der französische König schickte einen jungen Kämpfer zu Gottfried und seinen Männern hinüber, sie sollten ihre Katapulte stehen lassen und stattdessen beim Bau des Belagerungsturmes helfen. Ein Turm, der höher als die Mauer werden sollte und der gegen das griechische Feuer gefeit war. Gottfried gehorchte dem Befehl nur allzu gern, genau wie seine Kämpfer zog es auch ihn hinüber zu den neuen Kampfgeräten.
    Es war der Augenblick, als er dem englischen König zum ersten Mal direkt gegenüberstand, da Richard sich bei seinen Männern befand, um den Bau des hölzernen Turms selbst zu überwachen. Er musste sich damit auskennen, denn er packte wieder mit an, fluchte, wenn seine Versuche misslangen, freute sich wie ein Knabe über jeden Fortschritt und erklärte, dass der Schmied im Lager die Nächte durcharbeiten müsse, denn es fehle an Nägeln.
    Guido von Lusignan, der dicht neben ihm stand, ohne allzu viel bei der Arbeit mitzuwirken, erklärte beiläufig, dass dieser hochgewachsene Ritter mit den Blatternarben der Sohn des Rotrou von Perche sei.
    Richard hob nur kurz den Kopf, um Gottfried in Augenschein zu nehmen. Er musste dabei gegen die Sonne schauen und zog die Augen schmal zusammen. Seine Wimpern waren rotgolden und dicht, ebenso wie die leicht buschigen, geschwungenen Brauen.
    » Rotrou von Perche? War er nicht im vergangenen Jahr im Auftrag des französischen Königs an meinem Hof, um mich zur Eile anzutreiben? «
    Der englische König sprach das Französische mit dem Tonfall der Leute aus Aquitanien, denn dort war er aufgewachsen. Gottfried verbeugte sich, was Richard gar nicht mehr bemerken konnte, da er gerade zornig mit dem Fuß gegen ein Kantholz trat, das sich seinen Bemühungen nicht fügen wollte.
    » Verfluchtes Zeug! Es ist bei der Fahrt nass geworden und aufgequollen. «
    Seine Stimmung schlug plötzlich um. In heftigem Jähzorn brüllte er einen seiner Kämpfer an, riss ihm die Bretter, die er herbeitrug, aus den Händen und warf sie auf den Boden. Der Staub wirbelte auf, und die Männer, die mit Gottfried gekommen waren, machten betroffene Gesichter. Richards Leute nahmen den Anfall mit ziemlichem Gleichmut auf, sie schienen daran gewöhnt zu sein. Der Mann, der Zielscheibe dieses Ausbruchs gewesen war, bückte sich seelenruhig und sammelte seine Bretter wieder ein.
    Richard wandte sich jetzt Gottfried zu. Er war immer noch schlechter Laune, weil er sich einen Splitter in den Zeigefinger gerissen hatte, und während er sprach, knabberte er an seinem Finger herum, um den Fremdkörper mit den Zähnen herauszuziehen.
    » Ihr seht Eurem Vater wenig ähnlich, Ritter von Perche « , meinte er und spuckte Blut aus. » Aber das muss kein Schaden sein. «
    Gottfried spürte, dass Richard seine Narben mit leichtem Widerwillen betrachtete, doch er hielt dem Blick unbeweglich stand. Freilich – auch Richard glich seinem Vater Heinrich kaum, der vierschrötig und nicht allzu groß gewesen sein sollte. Richard war hochgewachsen, hatte

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