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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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schlanke, aber kraftvolle Glieder, und seine Züge waren mehr als angenehm, man konnte sie schön nennen.
    Der englische König betrachtete missmutig seinen Zeigefinger und wischte ihn jetzt nachlässig an seinem Gewandrock ab.
    » Ich kenne das Perche sehr gut « , meinte er mit einem Lächeln, das an einen Knaben erinnerte.
    Natürlich kannte er das Perche, seine Ritter hatten es vor acht Jahren verwüstet. Doch davon sagte Gottfried jetzt nichts. Man war als Pilger hier.
    » Eine fruchtbare Landschaft, voller Hügel und Wälder « , fuhr Richard fort, schien aber mit seinen Gedanken bereits ganz woanders zu sein. » Ihr werdet gern dorthin zurückkehren, Ritter von Perche. Doch vorher werden wir gemeinsam diese Stadt einnehmen! «
    Er lachte auf und warf den Kopf dabei zurück. Wie es schien, war die Eroberung von Akkon eine ganz einfache Angelegenheit, die man sozusagen im Vorübergehen erledigen konnte. Gottfried wollte hinzufügen, dass er vor allem gekommen sei, das Heilige Jerusalem aus den Händen Saladins zu befreien, doch Richard Löwenherz achtete schon gar nicht mehr auf ihn.
    » Ist der Bote endlich davon? « , fragte er Guido von Lusignan mit Ungeduld. » Weshalb dauert das alles so lang? Ich will so bald als möglich mit Saladin zusammentreffen. «
    » Man hat drei Männer zu seiner Begleitung ausgesucht, die auch schon fortgeritten sind. Aber ich warne Euch, Richard. Man kann diesen Burschen nicht trauen. Möglicherweise schickt Saladin uns ihre Köpfe zurück. «
    Richard wischte diesen Einwand mit einer abschätzigen Handbewegung beiseite. Saladin habe überall den Ruf, ein Ritter zu sein. Er sei ein achtbarer Gegner, von dem man erstaunliche Dinge zu hören bekomme – es lohne sich, mit ihm zusammenzutreffen. Möglicherweise könnte man sich sogar mit ihm einigen, das würde eine Menge Aufwand und Zeit ersparen …
    Richard schien nun alle Lust verloren zu haben, sich weiter mit dem Bau des Belagerungsturms herumzuärgern. Stattdessen winkte er einen Knecht herbei, der sein Pferd am Zügel hielt, und schwang sich in den Sattel, um an anderer Stelle den Fortschritt der Arbeiten zu begutachten. Gottfried bemerkte erst jetzt, dass es einen Mann gab, der der eigentliche Leiter dieses Baues war, ein ruhiger Mensch, weder Ritter noch Knappe, dessen Anweisungen ohne Zögern befolgt wurden.
    Als man gegen Abend ins Lager zurückkehrte, herrschte dort bedrückende Enge, denn Richards Gefolgschaft hatte überall ihre Zelte aufgebaut. Teilweise wohnte man Wand an Wand und saß gemeinsam am gleichen Feuer. Man kannte sich, hatte schon miteinander und auch gegeneinander gekämpft. Die jungen Kerle prahlten herum, die älteren erzählten von vergangenen Heldentaten, doch nirgendwo kamen alte Feindschaften auf.
    » He, Gottfried! Gottfried von Perche! Du bist also auch hier, alter Freund! « , rief eine Stimme von einem der Feuer zu ihm hinüber.
    Er erkannte Roger de Briard, der mit den angevinischen Rittern gekommen war. Wo mochte er sich herumgetrieben haben – er war doch viel früher aufgebrochen als er selbst.
    » Setz dich zu uns und lass uns auf die Freundschaft trinken « , lud Roger ihn leutselig ein. » Und auf den Sieg. Den kann man schon riechen, Bruder. Er duftet nach Rosenwangen und nach Gold. «
    Gottfried war eigentlich todmüde, denn er hatte die Nacht zuvor kaum geschlafen und den Tag mit Arbeit verbracht. Doch er wollte die Einladung nicht ablehnen. Man rückte zusammen, und er setzte sich neben seinen Freund ans Feuer.
    » Nicht übel hier « , meinte Roger, der an einem Stück Trockenfleisch kaute. » Gut befestigt mit Wall und Graben, Händler, Schmiede, Handwerker und jede Menge Weiber. Zur Not könnte man es hier sogar eine Weile gut aushalten. «
    Er lachte dröhnend, spuckte einen allzu harten Bissen ins Feuer und spülte den Mund mit einem langen Schluck Wein. Darauf reichte er Gottfried den Becher und nötigte ihn großzügig, sich an seinem Fleisch zu bedienen.
    » Eine lief mir heute über den Weg « , meinte er mit vertraulichem Grinsen. » Die hole ich mir aufs Lager, noch bevor die Stadt fällt, das schwöre ich. Eine Magd zwar, aber was für ein Mädelchen … «
    » Wir sind Pilger, Roger « , gab Gottfried missbilligend zurück. Er hätte gern noch mehr gesagt, doch der Wein, den er nüchtern getrunken hatte, rauschte in seinen Ohren. Außerdem wusste er nur allzu gut, dass Roger in dieser Hinsicht unbelehrbar war.
    » Pilger, aber keine Klosterbrüder! Die Kleine ist eine

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