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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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dich gewiss niemals allzu weit vom Zelt deiner Herrin entfernt, oder? «
    » N… nein. Nur wenn ich mit der Magd zum Wasserholen ging … «
    Seine Augen ruhten immer noch auf ihr, und ihr Unbehagen stieg an. Der Staub verdeckte seine Narben ein wenig, sodass seine Haut glatter erschien, und sie stellte fest, dass er graugrüne Augen hatte. Er war gewiss nicht hässlich gewesen, damals, bevor er diese Krankheit bekam.
    » Du bist also niemals drüben im Ostteil des Lagers gewesen? «
    Sie fuhr zusammen, und plötzlich begriff sie die Zusammenhänge. Der Ritter hatte nicht im Wahn geredet, er musste sie tatsächlich gesehen haben. Vorgestern, als sie drüben im Hurenviertel herumgelaufen war, um nach Ambroise zu suchen.
    Der Graf von Perche hatte sie scharf beobachtet und ihre Verwirrung richtig gedeutet. Oh, wie hinterlistig er war – er hatte sie geradewegs in die Falle gelockt.
    » Ich war nur dort, um nach einem Bekannten zu suchen … einem jungen Mann, der früher Knecht bei uns gewesen ist … ich musste ihm eine Frage stellen, doch ich habe ihn nicht gefunden … er ist fort, die Sarazenen haben ihn mitgenommen … «
    Sie hatte schnell und leise geredet und nicht gewagt, dabei zu ihm aufzusehen. Deshalb erstarrte sie vor Schrecken, als er ihr zornig ins Wort fiel.
    » Also doch! Was soll ich nur mit dir machen? Soll ich dich anbinden wie ein Hündchen? Dich nicht mehr aus den Augen lassen? Mein Gott, Tiessa! Wie kannst du solch eine Unvorsichtigkeit begehen? «
    Trotz ihres Schuldbewusstseins fand sie seine Aufregung etwas übertrieben. Wer war sie denn? Seine Tochter? Sein Mündel?
    » Es ist doch nichts weiter geschehen « , wandte sie schüchtern ein.
    Er hob die Arme, als wolle er sie bei den Schultern fassen, wie ihr Vater es gern tat, doch er hielt mitten in der Bewegung inne, trat einen Schritt zurück und starrte sie heftig atmend an. Seine Augen erschienen ihr jetzt sehr hell, und in seinem Gesicht lag ein Ausdruck, der nicht Zorn, sondern eher Verzweiflung war.
    » Dieser Ritter hat dich dort gesehen und für eine Hure gehalten, Tiessa. Ich werde für dich eintreten und den Irrtum aufklären. Aber denke daran, wie rasch der Ruf einer Jungfrau dahin sein kann, wenn sie sich in solch eine Lage begibt. «
    » Ich … ich danke Euch « , murmelte sie und wagte einen raschen Seitenblick zu den Zelten der Johanniter hinüber.
    » Von jetzt an wirst du … «
    Er unterbrach sich, denn drüben auf dem Wall war ein Hornsignal geblasen worden.
    » Sarazenen! Saladin reitet mit einem Haufen Kämpfer heran! «
    » Verfluchtes Heidenpack. Fast wären die unsrigen drüben durch die Mauer gewesen! «
    » Auf die Wälle! Alles, was Beine hat! Gebt Obacht vor ihren Pfeilen. «
    » Haltet durch! Unsere Kämpfer sind schon auf dem Weg zurück ins Lager! «
    Tiessa machte eine unwillkürliche Bewegung, um dem Befehl zu folgen, da packte der Herr von Perche sie um die Mitte, hob die Zappelnde empor und trug sie in eines der Zelte.
    » Leg dich auf den Boden! « , herrschte er sie an. » Nimm die Decken über dich. Den Sattel hier. Den Kessel über den Kopf! «
    Keuchend und vollkommen überrumpelt, saß sie am Boden. Er warf einen Sattel über sie, eine staubige Decke, kam sogar mit dem dreckigen Kessel, in dem noch ein verkrusteter Rest Gerstenbrei war.
    » Nein! « , kreischte sie. » Ich will das nicht. Ich will kämpfen. «
    » Still! «
    Er kniete neben ihr, keuchend vor Aufregung, zwang sie, sich hinzulegen, und häufte allerlei Zeug über sie. Es war vollkommen lächerlich, doch sie leistete keinen Widerstand mehr, denn er war stärker als sie.
    » Sie schießen die Pfeile in die Luft, sodass sie wie ein Hagelwetter senkrecht vom Himmel herabstürzen « , redete er auf sie ein. » Sie durchschlagen die Zelte ohne Mühe. Kauere dich zusammen und lieg still! «
    Plötzlich spürte sie seine Hand, die für einen winzigen Augenblick durch ihr Haar fuhr, vermutlich wollte er sicher sein, dass sie am Boden liegen blieb. Dann stülpte er ihr zu allem Überfluss den stinkenden Kessel über den Kopf und stürzte aus dem Zelt.
    Sie lag still und wartete angstvoll, ob er noch einmal zurückkehren würde. Unter dem Kupferkessel hörten sich die Geräusche seltsam verzerrt an, die lauten Hornsignale dröhnten, die Stimmen der Befehlshaber waren ein dumpfes Brummen, als sie niesen musste, weil der Staub ihr in die Nase geraten war, klang es wie ein lauter Knall. Außerdem war ihr schrecklich heiß, wie lange sollte sie wohl

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