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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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erinnert Ihr Euch nicht? Damals fragte ich Euch nach Tiessa. «
    Ambroise, der Spielmann des Richard Löwenherz! Gottfried fiel erst jetzt auf, dass sich der schwarz gelockte Kerl während des Feldzugs in die Berge nicht mehr im Gefolge des Königs befunden hatte. Er war in Jaffa geblieben, und sie sahen sich hier nicht zum ersten Mal.
    » Was weißt du von Tiessa? «
    Der verdammte Gaukler gab keine Antwort. Es schien, dass er nicht reden wollte, solange Gottfried auf der Gasse stand und sich weigerte, in den düsteren Eingang zu treten. Er zögerte, denn es gefiel ihm nicht, den Willen dieses Gauklers zu erfüllen, doch schließlich war seine Unruhe allzu groß. Gottfried stieg die Stufe empor, und als er in die Dunkelheit eintauchte, vernahm er ein Kichern.
    » Das Mädchen ist Euch nicht gleichgültig, nicht wahr? Das ahnte ich von Anfang an. «
    » Lass die Scherze, Ambroise. Gib mir Antwort auf meine Frage. «
    » Nur gemach. Ich schickte Euch Leila, doch sie traf Euch nicht an und kam unverrichteter Dinge zu mir zurück. «
    Gottfried war jetzt in der Lage, die Silhouette des Mannes zu erkennen. Er trug einen Turban und eine enge Weste zu der weiten Pumphose – das übliche, buntscheckige Gauklergewand. Seine Augen blitzten in der Dämmerung, und Gottfried erinnerte sich mit Unbehagen an den brennenden Blick, mit dem ihn dieser Mann in Lydda angestarrt hatte.
    » Du hättest Leila zu mir geschickt? Ist sie etwa deine Geliebte? Wohnt sie bei dir? «
    » Sie gehört zum Kreis meiner Freunde « , war die kühle Antwort.
    Dicht neben ihnen brandete das Gelächter wieder auf – einer der Zwerge bellte jämmerlich wie ein kleiner Hund, was eine weitere Lachsalve bei den Zuschauern auslöste.
    » Und? « , drängte Gottfried ungeduldig. » Was sollte Leila mir mitteilen? «
    Ambroises Augen glühten ihn an. Er konnte jetzt erkennen, dass der Spielmann sich mit einem Schnurrbart schmückte. Auch die Form seines Mundes war zu sehen, er hatte die Lippen schmal zusammengepresst.
    » Dass Tiessa, die Tochter des Jean Corbeille, in der Burg des Mehmed al Faruk gefangen sitzt. «
    Gottfried spürte, dass ihm schwindelig wurde. Es musste das Fieber sein, das zurückkam und ihm die Kraft raubte. Tiessa war im Perche, er selbst hatte sie dorthin geschickt …
    » Leila war dabei, als die Leute des Emirs die Reisegruppe überfielen. Sie haben zunächst alle Gefangenen zu seiner Burg geschleppt, dort entschied Mehmed über ihr Schicksal. Dinah schenkte er die Freiheit, weil sie Muselmanin ist, die anderen sollten auf dem Sklavenmarkt verkauft werden. Tiessa aber behielt er für sich. «
    » Für sich? « , wiederholte Gottfried, und seine Stimme zitterte. » Was meinst du damit? «
    Der andere schnaubte verächtlich durch die Nase, und Gottfried begriff, dass seine Frage dümmlich und überflüssig gewesen war.
    » Ich dachte mir, dass Ihr davon wissen solltet! «
    Lautes Geschrei erhob sich, in das die Zuschauer mit anfeuernden Rufen einstimmten. Der Kampf der Zwerge näherte sich seinem Höhepunkt, keiner der beiden Kontrahenten wollte nachgeben, standen dem Sieger doch alle Münzen zu, die die Zuschauer in den Kreis warfen.
    » Wo befindet sich diese Burg? «
    » In der Nähe von Toron. Wollt Ihr vielleicht dorthin reiten? «
    Gottfried gab ihm keine Antwort. Es war lächerlich, sich so aufzuregen – woher wusste er denn, dass dieser Bursche ihn nicht anlog?
    » Schwöre mir, dass du die Wahrheit sagst. «
    Er redete ins Leere. Die Silhouette des Spielmanns war mit der Dunkelheit verschmolzen, der Gaukler hatte sich ohne ein Geräusch davongemacht. Gottfried trat wieder auf die Gasse und ging an den wild gestikulierenden und brüllenden Menschen vorüber, ohne sie auch nur wahrzunehmen. Toron. Humfried von Toron. Ja natürlich, das war die Herrschaft, die schon Humfrieds Vater und Großvater besessen hatten. Sie lag in den Bergen westlich der Stadt Tyros und war seit ihrer Eroberung durch Sultan Saladin immer noch in muselmanischer Hand. Mehmed al Faruk. Einer von Saladins Mitkämpfern, ein Emir vermutlich, da er eine Burg besaß. Es musste möglich sein, jemanden in Jaffa aufzutreiben, der ihn dorthin führen konnte. In der Nähe von Toron …
    Zu Pferd würde er zwei oder drei Tage bis Akkon brauchen, dort musste er nach Osten in die Berge reiten, bis Toron mochten es noch einmal zwei Tage sein. Es war eine irrwitzige Unternehmung, da die Gegend unter der Herrschaft der Muselmanen stand. Man konnte ihn überwältigen und

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