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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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das Gepäck trugen, fürchterlich langsam waren. Ein Knabe, der ihm als Hulnos Neffe Hasan vorgestellt worden war, hatte die Aufgabe, die störrischen Tiere mit einer Gerte anzutreiben. Die Maulesel nahmen den Kleinen jedoch nicht ernst und taten, was sie wollten. Konrad hatte sich entschlossen, in Jaffa zu bleiben, was Gottfried zwar ein wenig bedauerte, aber letztlich guthieß. Er hatte den Knaben mit einer hübschen Summe für seine Dienste bezahlt und ihm eingeschärft, die Barschaft klug zu verwenden, damit ihm die Silberstücke nicht zwischen den Fingern zerrannen. Konrad hatte es ihm hoch und heilig versprochen. An seiner statt hatte Gottfried zwei berittene Knechte angestellt, die ihn bis in die Berge hinauf begleiten sollten.
    Der alte Hulno führte sie von Akkon aus weiter an der Küste entlang, da die Gegend dort sicherer war als das bewaldete Inland. Es regnete häufig, und das Meer erschien Gottfried so grau und trostlos wie nie zuvor, auch die zahlreichen Handelsschiffe und der weiße Felsen bei der Steige von Tyros ließen ihn kalt. Vor seinem inneren Auge sah er, wie berittene Kämpfer über eine Reisegruppe herfielen, hörte die Schreie der Frauen, erblickte Tiessa, die sich im harten Griff eines Sarazenen wand, verzweifelt um Hilfe rief und schließlich zu Boden gestoßen und in Fesseln gelegt wurde. Immer wieder lief dieses Geschehen in seinem Kopf ab und quälte ihn mit tausend schrecklichen Varianten. Er entzog sich diesen Fantasien nicht, denn er fühlte sich schuldig an dem, was der Magd Tiessa zugestoßen war.
    Als die Halbinsel, auf der die Stadt Tyros gebaut war, schon in Sicht kam und man die Zinnen der Festungsmauer unterscheiden konnte, führte sie Hulno in östlicher Richtung in die Wälder hinein. Gottfried atmete den dumpfen harzigen Geruch der Bäume und wehrte sich gegen die immer wieder aufsteigenden Fieberschauer. Er wollte sich der Schwachheit auf keinen Fall ergeben, nicht bevor er die Burg erreicht hatte. So schlimm das Fieber auch war, für seinen Plan kam es ihm gerade recht. Er würde sich von seinen Gefährten todkrank in die Burg tragen lassen, dort genoss er Gastrecht und man würde ihn pflegen. Wenn er Tiessa gefunden hatte, wollte er gemeinsam mit ihr und den Gefährten fliehen.
    Die Nächte verbrachten sie in kleinen Gehöften, deren Besitzer mit Hulno bekannt waren, und Gottfried zahlte ihnen einen guten Preis für Unterkunft und Kost. Als sie nach der dritten Übernachtung die Burg immer noch nicht erreicht hatten und Hulno erklärte, in der nächsten Siedlung ein Nachtquartier suchen zu wollen, kam Gottfried auf den gar nicht abwegigen Gedanken, dass sie schon eine Weile im Kreis gingen.
    » Gott bewahre mich vor der Sünde, meinen Herrn, der mich so freundlich behandelt und gut bezahlt, derart in die Irre zu führen. «
    » Wo ist die Burg? Ich will heute noch dort ankommen. Und wenn wir die Nacht durchreiten müssen! «
    Hulno gab nach und erklärte nun, sich ganz plötzlich an eine Abkürzung zu erinnern, sie stamme aus seiner Kindheit und daher habe er sie vergessen. Nach kaum einer Stunde erblickten sie ein ummauertes Anwesen auf einem spitzen Hügel. Die Burg des Mehmed al Faruk.
    Gottfried brauchte sich nur wenig zu verstellen, um seinen schlau ausgedachten Plan in die Wirklichkeit umzusetzen. Schon beim Anritt zum Hügel, als die beiden Knechte über die schadhafte Mauer und die umherlaufenden Ziegen spotteten, glitt der Ritter aus dem Sattel und blieb bewusstlos neben seinem Pferd am Boden liegen.
    Er wusste später nicht, wie er in das Innere der Burg gelangt war, wer ihn auf das Lager trug und ihn mit kühlem Wasser labte. Wenn ihn das Fieber für kurze Zeit freigab, erblickte er eine verschleierte Gestalt, die sich über ihn beugte und ihn mit sanften, dunklen Augen betrachtete. Sie flößte ihm auch einen bitteren Saft ein, der vermutlich das Fieber senken sollte und der tatsächlich seine Wirkung tat.
    » Wie heißt du? « , murmelte er.
    Er hatte wenig Hoffnung, eine Antwort zu erhalten, da eine muselmanische Frau nicht mit Fremden redete. Außerdem verstand sie seine Sprache nicht.
    » Kennst du eine Tiessa? «
    Sie sah ihn mit starrem Blick an, und er bedauerte, dass ihr Gesicht bis auf den Schlitz für die Augen vollkommen verborgen war. Er hätte gern gesehen, ob dieser Name sie in irgendeiner Weise bewegte.
    » Tiessa! Hörst du? Tiessa! Kennst du sie? Ist sie hier? «
    Er wollte sich aufsetzen, doch da sie unwillig den Kopf schüttelte, ließ er

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