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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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so lange ausblieb, schon weil Philipp von Frankreich längst wieder zurück in Paris war und die angevinischen Länder von einem schwachen Herrscher, dem jüngsten Bruder des Löwenherz, regiert wurden. Es konnte sein, dass Philipp die Lage nutzte und seinen Einfluss nach Westen ausdehnen wollte. Möglicherweise verlangte er von Richenza die Aufstellung von Kämpfern mit Ross und Harnisch, um gegen Heinrich zu ziehen. Dieser Gedanke erschien ihm plötzlich gar nicht so abwegig – ja, es war unbedingt nötig, ins Perche zurückzukehren, sein Land brauchte einen entschlossenen Herrn. Er wollte sein Kind sehen und erfahren, ob es ein Sohn oder eine Tochter war. Und nicht zuletzt hatte er sich vorgenommen, für Tiessa, die Tochter des Jean Corbeille, zu sorgen. War es nicht klug, ihr eine Beschäftigung in der Burg zu geben? Als Beschließerin vielleicht? Oder in der Küche?
    Die Hitze in seinem Körper ebbte langsam ab, und im gleichen Maß wurden auch seine Gedanken kühler und klarer. Es war unsinnig, was er da zusammengeträumt hatte – bevor nicht Jerusalem in den Händen der Christen war, würde er hier im Heiligen Land verweilen und sein Schwert Richard Löwenherz leihen, den er als Heerführer verehrte. Nur musste die Sache mit Tiessa geklärt werden, bevor er nach Askalon aufbrach.
    Er setzte sich auf und zog die feuchten Stiefel an. Das Fieber ließ ihn vorerst in Ruhe, sein Kopf arbeitete jetzt vortrefflich. Er würde in die Taverne gehen, wo er gestern den Priester gefunden hatte, und ihn bitten, sich nach Leila zu erkundigen. Sollte der Hospitaliter von ihm denken, was er wollte – er war der richtige Mann, um die nötigen Erkundigungen einzuziehen.
    Der Mantel war noch nass und lag ihm schwer auf den Schultern, doch es kümmerte ihn nicht. Der Knappe Konrad sollte ruhig unten in der Küche bleiben, es ging gegen Abend, und die Gegend, die er aufsuchen musste, war keine, in der ein Knabe sich herumtreiben sollte. Gottfried verließ sein Quartier zu Fuß, nicht nur, um sein Pferd zu schonen, das ihn morgen nach Askalon tragen sollte, sondern auch, weil es unsinnig war, in später Nacht durch die engen Gassen zu reiten. Roger hatte seine Unvorsichtigkeit mit dem Leben bezahlt – irgendetwas musste seinen Wallach so heftig erschreckt haben, dass er den geübten Reiter abwarf.
    Die Dämmerung brach schon herein, als er aus dem Haus trat. Der Himmel über der Stadt war wolkenverhangen und verhieß eine Nacht ohne Mond und Sterne. Gottfried ging an einer Reihe kleiner Läden vorbei, deren Besitzer bis weit in die Nacht hinein ihre Waren verkauften, wie es überhaupt im Orient üblich war, die Nacht zum Tag zu machen. Immer wieder traf er auf Bekannte, meist waren es französische Ritter, die den Grafen freundlich, doch auch ein wenig herablassend grüßten. Einige gaben ihm Ratschläge, wo die beste Taverne zu finden sei, andere fragten, ob er Lust auf eine Partie Tabula in guter Gesellschaft habe. Nur der junge Ritter aus Burgund, der in Beit Nuba so aufgeregt das Wort gegen Richard Löwenherz geführt hatte, ergriff seine Hand und sagte ihm, wie sehr ihn der Tod des aufrechten Recken Roger de Briard bekümmert habe. Dann eilte er hinter seinen Kameraden her, die bei einer Gruppe Gaukler stehen geblieben waren, und stimmte in ihr Gelächter ein. Was die Heiterkeit der Zuschauer so sehr erregte, war nicht zu erkennen, da die Menschentraube zu dicht war. Dem aufgeregten Brüllen und Lachen entnahm Gottfried, dass wieder einmal zwei Zwerge, die man wie Ritter angezogen hatte, mit hölzernen Schwertern aufeinander einschlugen. Er verspürte wenig Neigung, sich diesen Kampf anzusehen, der ihm als eine groteske Verspottung des Rittertums erschien. Zudem war es kein schöner Anblick, da die Zwerge sich gegenseitig blutig schlugen und erst damit aufhörten, wenn einer von ihnen bewusstlos am Boden lag. Schon wollte er seinen Weg fortsetzen, da vernahm er plötzlich eine bekannte Stimme.
    » Verweilet doch ein wenig, Gottfried von Perche. Gefällt Euch unsere Vorstellung nicht? «
    Er blieb stehen und blickte sich suchend um, konnte jedoch den Besitzer dieser angenehmen und zugleich ein wenig spöttischen Stimme nicht ausmachen.
    » Hier bin ich – tretet zu mir, wenn es Euch beliebt. «
    Ein Schatten bewegte sich in einem Hauseingang. Der Mann, der ihn angeredet hatte, scheute wohl das Licht. Gottfried hatte keine Lust auf Versteckspiele und wandte sich zum Gehen.
    » Wir trafen uns in Lydda im Zelt des al-Adil,

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