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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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Hügel entstanden war. Erst dann zahlte er den Arbeitern die zweite Hälfte des Lohns aus, die er klugerweise einbehalten hatte. Der Priester, der sein Geld schon erhalten hatte, war längst zur Stadt hinübergestapft, und Gottfried hatte den bösen Verdacht, dass er sich schnurstracks in die nächste Taverne begab, um in seinen unchristlichen Ausschweifungen fortzufahren.
    Er musste niesen, wobei ihm das Regenwasser in den Halsausschnitt des Obergewands rann. Voller Bitterkeit dachte er, dass sein Freund, der jetzt einen Meter tief in der nassen Erde lag, zu Lebzeiten wohl oft neben dem Priester in der Taverne gesessen hatte. Gottfried bückte sich, um einige Steine aufzulesen, und legte sie in Form eines Kreuzes auf den Grabhügel. Fröstelnd wischte er sich nach vollendetem Werk die Hände am Saum seines Mantels ab, blickte ein letztes Mal zu dem einsamen Grab hinüber und wandte sich seinerseits zur Stadt. Er spürte, wie ihn die Kälte bis in die Fußzehen hinunter durchzog und jenes wohlbekannte, hohle Gefühl in ihm aufstieg, das meist einem Fieberanfall vorausging. Zornig bemühte er sich, mit weit ausholenden Schritten zu gehen, das Fieber durch die Anspannung seiner Muskeln und tiefes Atmen zurückzudrängen. Tatsächlich fühlte er sich besser, als er das neu errichtete Stadttor durchschritt. Es war ein Glück, dass es hier an der Küste nicht so kalt wie oben in den Bergen war. Wenn er erst wieder trockene Gewänder am Leib hatte, würde die kleine Schwachheit rasch vergessen sein.
    Trotz der Regenfälle wurde in Jaffa fleißig gebaut, vor allem die Stadtmauern mussten wieder hochgezogen werden, aber auch viele Häuser und Kirchen, die auf Saladins Befehl geschliffen worden waren, wuchsen in alter Pracht empor. Die Steine lagen zum Glück überall herum, man brauchte sie nur aufzulesen und neu ineinanderzufügen. Als Gottfried durch die Gassen zu seinem Quartier eilte, ließ der Regen endlich nach, und man erblickte über dem Meer einen breiten Streifen blauen Himmels. Ein alter Mann kam ihm entgegen, der einen missmutig trottenden Esel hinter sich herzog. Zwei Kreuzfahrer standen am Eingang eines Badehauses und Gottfried konnte durch die halb geöffnete Tür in den kleinen Vorraum hineinsehen, der mit bunten Wandmosaiken ausgestattet war. Konrad hatte ihm allerlei Geschichten über die Badehäuser der Sarazenen erzählt, wo man nicht in hölzernen Zubern saß, wie es in Frankreich üblich war, sondern in gemauerten Becken schwamm. Prächtig wie im Palast des Sultans sollte es dort zugehen, bunt bemalte Kuppeln und goldfarbene Säulen schmückten die Baderäume, die stets mit einem wohlriechenden Nebel angefüllt waren. Auch stand jedem Gast ein Diener zur Seite, der ihn mit Ruten schlug, bis der Körper vor Hitze glühte, und ihn dann mit kühlem Wasser begoss. Besonders diese Methode hatte Gottfried misstrauisch werden lassen, sodass er es bisher vermieden hatte, ein solches Badehaus aufzusuchen.
    Er fand Konrad nicht in dem von ihm gemieteten Raum und musste erst eine Weile nach ihm rufen. Schließlich erschien sein Knappe atemlos und mit schlechtem Gewissen. Seitdem Roger tot war und Konrads Hoffnungen, sein Glück in Frankreich zu machen, damit zerplatzt waren, ging der Knabe eigene Wege. Auch zur Beerdigung war er nicht erschienen, was ihm Gottfried angesichts des Wetters verzieh. Dennoch tat ihm die Treulosigkeit des Knaben weh, und er dachte häufiger als zuvor an seinen lieben Bertran, der niemals von seiner Seite gewichen war.
    » Wo warst du? «
    » In der Küche, Herr. Die Hausherrin hatte mir aufgetragen, rote Bohnen zu verlesen, die sie heute Abend kochen möchte. Es waren eine Menge schlechter Bohnen dabei und sogar kleine Steinchen dazwischen. «
    » Bring mir trockene Gewänder! «
    Konrad nickte eifrig und klappte die Truhe auf, das schlechte Gewissen stand ihm im Gesicht geschrieben. Gottfried wusste recht gut, weshalb der Kleine sich so gern in der Küche aufhielt – er hatte dort eine Gönnerin gefunden, die ihn fütterte.
    » Ihr werdet nicht glauben, Herr, wen ich heute gesehen habe … «
    Gottfried hatte den triefenden Mantel an einen Wandhaken gehängt und streifte die Stiefel ab, die ebenfalls durch und durch nass waren. Auch das Obergewand hatte an Halsausschnitt und Schultern eine Menge Feuchtigkeit aufgesogen, kein Wunder, dass ihm so kalt war.
    » Wollt Ihr nicht wissen, wer uns besucht hat, während Ihr fort waret? « , beharrte Konrad.
    » Du wirst es mir schon sagen.

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