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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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«
    Konrad wartete, bis sein Herr sich das trockene Gewand übergestreift hatte, um seinen Trumpf nicht im falschen Augenblick auszuspielen.
    » Leila ist es gewesen. Die schöne Leila kam hierher, um nach dem Herrn von Briard zu fragen. Stand vor dem Hauseingang und redete mit der Hausherrin – da sah ich sie und fragte gleich, was sie wohl hier wollte, da ihr Liebster, der Herr von Briard, doch gestorben sei. «
    Gottfried setzte sich auf sein Lager, um die Beinlinge anzulegen, die Konrad ihm reichte. Sie war also hier gewesen – ausgerechnet zu einer Zeit, da er nicht anwesend war.
    » Hat sie gesagt, wo sie wohnt? Mit wem sie zusammenlebt? «
    » Sie wohnt bei einem Ritter, glaube ich. «
    Konrad zog die Stirn kraus, doch der Name des Betreffenden wollte ihm nicht einfallen. Es sei jedoch ein französischer Ritter und kein Engländer und er sei nicht mehr ganz jung.
    » Sie war sehr erstaunt, als ich ihr sagte, der Herr von Briard habe ganz verzweifelt nach ihr gesucht « , schwatzte Konrad weiter, um seinen Herrn abzulenken. » Was für ein Luder sie doch ist, sie hat gesagt, sie habe niemals auf den Herrn von Briard warten wollen. Das sei nur ein Missverständnis gewesen, ich hätte das falsch übersetzt. «
    » Hast du sie … hast du sie vielleicht nach Tiessa gefragt? Nach den beiden Frauen, die auf dem Weg nach Tyros von Saladins Leuten gefangen wurden. «
    Konrad blickte mit großen, unglücklichen Augen zu seinem Herrn auf. Heute konnte er ihm wohl gar nichts recht machen.
    » Daran habe ich nicht gedacht, Herr. Was hätte ich sie auch fragen sollen? Die beiden Frauen hießen Dinah und Tiessa, so sagte sie damals. «
    Gottfried tat einen tiefen, ärgerlichen Seufzer.
    » Du hättest fragen können, wie die beiden aussahen! «
    » Das … das wusste ich nicht, Herr. Es tut mir leid … «
    Der bekümmerte Blick des Knaben rührte Gottfried. Konrad war gewiss der schlechteste Knappe, der ihm je gedient hatte, aber dennoch fiel es ihm schwer, den rothaarigen Lümmel zu strafen. Zumal er in diesem Fall vollkommen unschuldig war – woher sollte er wissen, welche Ungewissheit seinem Herrn auf der Seele brannte?
    » Du kannst jetzt gehen, Konrad. «
    Der Kleine atmete erleichtert auf, klappte den Truhendeckel zu und stellte die nassen Stiefel hübsch ordentlich vor das Lager seines Herrn, bevor er davonlief. Gottfried blickte nachdenklich hinter ihm her und spürte zugleich, wie die lästige Schwachheit, dieses Vorgefühl eines Fieberanfalls, sich wieder in ihm ausbreiten wollte. Er beschloss, nicht darauf zu achten. Morgen würde er nach Askalon aufbrechen, um im Heer des Richard Löwenherz zu kämpfen, wie er es sich vorgenommen hatte. Er hatte wenig Verständnis für Hugo von Burgund und seine französischen Ritter, die unter dem Vorwand, von Richard Löwenherz enttäuscht zu sein, hier in Jaffa ein ausschweifendes Leben führten. Einige von ihnen waren sogar zurück nach Akkon gefahren, um die dortigen Hurenhäuser zu besuchen.
    Er fühlte, wie der erste Fieberschub über seinen Körper kroch, seinen Atem kurz machte und seine Wangen zum Glühen brachte. Die Schwäche war so groß, dass er in seinem Entschluss unsicher wurde und sich fragte, ob Gott der Herr tatsächlich wollte, dass er hier im Heiligen Land sein Leben endete. Er rechnete nach und stellte fest, dass er seine Heimat vor zehn Monaten verlassen hatte, und seit gut sieben Monaten im Gefolge des Richard Löwenherz kämpfte. Er hatte an der Belagerung der Stadt Akkon teilgenommen und bei Arsuf über Saladin gesiegt, er hatte Caesarea und Jaffa befreit und war mit seinem Feldherrn gen Jerusalem marschiert. Dass er die Heilige Stadt nicht einmal zu sehen bekommen hatte, schmerzte ihn sehr, dennoch glaubte er in diesem Augenblick, genug getan zu haben und in Frieden heimkehren zu dürfen. Die bittere Erkenntnis, die langsam und unaufhaltsam in ihm wuchs, schob er beiseite. Solche Gedanken waren eines Ritters nicht würdig, er hätte das Andenken seines Vaters beschmutzt und die Achtung seiner Ehefrau Richenza für immer verloren, wenn er zugegeben hätte, dass er an Sinn und Zweck der Kämpfe im Heiligen Land zutiefst zweifelte.
    Stattdessen dachte er über seine Aufgaben als Graf des Perche nach und begann sich zu sorgen, ob seine junge Frau mit der Verwaltung der Grafschaft nicht überfordert war. Gewiss – falls es zu Fehden mit den Nachbarn kommen sollte, würde sein Bruder Stephan ihr beistehen. Aber auf Dauer war es nicht gut, wenn der Herr

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