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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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habe, Tiessa. «
    Endlich wandte er ihr sein Gesicht zu und blickte sie an. Sie kannte ihn kaum wieder, sein Blick war fremd, ohne Empfindung, vermutlich war er im Geiste schon längst auf der Burg bei Richenza und seinem Kind.
    » Wenn du nach Nogent-le-Rotrou zurückkommst, wirst du niemandem von dem erzählen, was zwischen uns vorgefallen ist. Du wirst die Burg meiden und im Haus deiner Eltern bei deinem Halbbruder und seiner Familie leben, bis dir ein passender Ehemann vorgestellt wird. Sei ohne Sorge, ich werde ihn mit großer Umsicht für dich auswählen, denn ich wünsche dir eine lange, glückliche Ehe. Gleich nach der Hochzeit wirst du deinem Mann zu seinem Wohnort folgen und niemals wieder nach Nogent zurückkehren. Hast du das verstanden, Tiessa? «
    » Ich soll das Haus meiner Eltern verlassen? Es gehört mir, denn ich bin das einzige Kind meines Vaters. Ich bin die Erbin, nicht Jordan, der jetzt dort lebt. «
    Er seufzte unwillig, weil sich die Dinge nun doch schwieriger gestalteten als erhofft, doch er hatte rasch eine Lösung gefunden.
    » Du wirst deinen Besitz wahren und von deinem Halbbruder Jordan dafür jährlich eine Abgabe erhalten. Ich werde einen Vertrag aufsetzen und dabei berücksichtigen, dass sowohl der Besitz als auch die Abgabe dir und nicht deinem künftigen Ehemann zukommt. Bist du nun zufrieden? «
    Was für eine Frage! Er verfügte nach Lust und Laune über sie, jagte sie aus ihrem Elternhaus und wollte sie an einen wildfremden Ehemann abschieben. Der Gedanke beschlich sie, dass er tatsächlich eine Menge an Sünden abzubüßen hatte, und dazu gehörten ganz sicher auch diese Anordnungen. Wenn er dafür von den Dienern Satans mit feurigen Zangen gezwickt wurde, dann hattte das seine Richtigkeit.
    » Ich verlasse mich auf Euer Wort. «
    Die Vögel in Wald und Wiesen sangen im Chor. Das Morgenlicht hatte sich gewandelt, es war heller geworden und hatte die grauen Schatten vertrieben, im Osten lag es nun gleißend am Firmament, in zitternder Erwartung des aufsteigenden Tagesgestirns. Gottfried von Perche erhob sich aus der sitzenden Stellung, um die Knechte zu wecken und den Aufbruch zu befehlen. Da er noch mit seinen Gedanken beschäftigt war, stieß er mit dem Kopf gegen das Zeltdach und musste rasch zugreifen, damit die beiden zusammengebundenen Stangen, die das Tuch hielten, nicht auf die erloschene Feuerstelle fielen.
    Er war selbst erschrocken und sichtlich verärgert über seine Ungeschicklichkeit, doch auf diese Weise hatte er wenigstens die Knechte geweckt. Während der Weiterreise war er bemüht, die Magd Tiessa mit Freundlichkeit zu behandeln, der vertraute Umgang, den sie bis zu diesem Tag miteinander gepflegt hatten, war jedoch eingestellt. Der Pilger und Kreuzfahrer Gottfried von Perche kehrte heim aus dem Heiligen Land. Er brachte weder kostbare Beutestücke noch heilige Reliquien auf seine Burg, auch fehlten ihm Harnisch und Schwert, und sein Gefolge bestand nicht aus seinen Kämpfern und Rittern, sondern nur aus drei Knechten und einer Magd. Doch er hatte seinen Eid erfüllt und wacker für die Sache der Christenheit gestritten, sodass er nun die Herrschaft über das Perche wieder auf sich nehmen konnte.

47
    D ie Stadt Nogent-le-Rotrou lag friedlich im Mittagssonnenschein. Eine blühende Kastanie reckte ihr Haupt über die Stadtbefestigung, und durch das geöffnete Tor rumpelte ein hoch bestückter Heuwagen. Nichts hatte sich verändert. Die Krüppel und Bettler hockten beim Stadttor, und drüben am Fluss knieten einige Frauen am Waschplatz, beugten sich schwitzend über die flachen Steine und rubbelten die Hemden aus Leibeskräften. Sonnenflecken blitzten auf der Oberfläche des langsam dahinfließenden Gewässers, und Tiessa musste die Augen schließen, um nicht geblendet zu werden.
    Wer hatte damals gesagt, dieses Gleißen sei der Abglanz des göttlichen Lichts? Wenn das die Wahrheit war, dann hatte Gott ihre Augen nicht für das Himmelreich geschaffen, und das war gewiss gut so, denn sie, Tiessa, würde niemals und zu keiner Zeit dorthin gelangen. Ohne ein Wort des Abschieds stieg sie vom Pferd, nahm ihr Bündel und folgte dem Weg zum Stadttor. Sie drehte sich nicht um, während sie mit ruhigem Schritt zur Stadt ging. Da gleich hinter ihr zwei schwatzende Frauen mit hohen Kiepen voller Gras auf dem Rücken liefen, konnte sie auch nicht hören, ob jemand nach ihr rief. Erst als sie am Tor stand und den Wächter grüßte, blickte sie verstohlen zu der Stelle

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