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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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Unglücksfälle verlaufen. Viele Pilger und andere Reisende, die sie unterwegs trafen, gratulierten ihnen zu solch glückhafter Fahrt, die ein Beweis war, dass Gott der Herr ihre Pilgerschaft gesegnet hatte.
    » Auch wenn es Euch nicht vergönnt war, die Heilige Stadt von den Sarazenen zu befreien, so sind doch Eure Sünden vergeben. «
    » Mein verstorbener Gatte ist dreimal nach Jerusalem gepilgert – und jedes Mal brachte er Reliquien und heiliges Öl mit. Von seiner dritten Reise kehrte er jedoch krank zurück, und Gott rief ihn zu sich. «
    » Ist es denn wahr, dass die Sarazenen so schöne Weiber haben? In goldenen Käfigen sollen sie sitzen, mit Juwelen behängt und nur von einem dünnen Gewand verhüllt … «
    » Habt ihr den Sultan Saladin gesehen? Man sagt, er habe Augen wie ein Wolf und Zähne wie ein Eber. Geweihte Hostien soll er fressen und auch kleine Kinder nicht verschmähen. «
    » Verdammt, ich hätte wohl auch Lust, auf Pilgerfahrt zu gehen. Aber meine Alte und die fünf Kinder, die lassen mich nicht fort. Und erst die Schwiegermutter … «
    » Wenn ich Mut hätte, würde ich schon gehen. Im Heiligen Land muss niemand hungern, und auch geprügelt wird man nicht. Gott wohnt dort im irdischen Jerusalem, und wer zu ihm gelangt, der geht ein in das ewige Licht. «
    Gottfried von Perche hätte niemals so viele Stimmen und Meinungen gehört, wenn nicht Tiessa an seiner Seite gewesen wäre. Er war kein Mensch, der sich rasch mit Fremden anfreundete und über dies und jenes mit ihnen schwatzte. Wenn er mit den Reisenden ein Gespräch führte, dann weil er sich nach dem Weg und der politischen Lage erkundigen, vielleicht noch etwas über besondere Begebenheiten oder ungewöhnliche Wetterlagen erfahren wollte – alles andere hielt er für Klatsch und Tratsch, den er verachtete. Tiessa dagegen fand rasch Zugang zu anderen Menschen, sie hatte Freude daran, über alles Mögliche mit ihnen zu reden, und nicht selten ertappte sich Gottfried dabei, die Abende unter Fuhrleuten, Krämern, Bauern oder Kreuzfahrern recht vergnüglich zu finden.
    Sie spürte, wie sehr er ihre Fröhlichkeit brauchte, denn von Natur aus war er eher melancholisch, versank in ernste Gedanken und konnte sich der Traurigkeit hingeben. So machte sie oft witzige Bemerkungen über die Vorübergehenden, erfand Vergleiche, die ihn zum Schmunzeln brachten, und immer wenn sich vor ihnen eine neue Landschaft auftat, ließ sie ihn an ihrer Begeisterung über die Schönheit und Größe der Schöpfung teilhaben. Wenn der Tag hell und der Himmel klar war, konnte auch er inzwischen Scherze machen, und sie lachten miteinander. Wenn es aber regnete oder gegen Abend die grauen Nebel aus den Wiesen aufstiegen, dann war es Tiessa, die ihrem Liebsten Mut und Zuversicht gab.
    » Du bist wie ein Engel, den Gott zu mir gesandt hat, um mir das Dasein leichter und froher zu machen « , sagte er einmal.
    » Ein Engel bin ich nicht « , kicherte sie. » Ein kratzbürstiges, schwatzhaftes Weib hast du mich neulich genannt … «
    » Das habe ich im Scherz gesagt. «
    » Oh, ich habe es mir gut gemerkt und werde es nicht so schnell vergessen! «
    » Dann will ich mich auch wieder daran erinnern, dass du ›sturer Bock‹ zu mir sagtest. «
    » Damit habe ich den Bauern gemeint, der uns kein Obdach geben wollte, und keinesfalls Euch, mein schöner Graf und Herr. «
    » Du machst dich über mich lustig. Ich weiß, dass ich nicht schön bin. «
    Sie strich mit zärtlichem Finger über seine Stirn, wo die Spuren der Blattern zwar blasser geworden, jedoch immer noch zu sehen waren. Auch an den Wangen und am Kinn fand man sie, der kurze Bart überdeckte die hässlichen Narben nur wenig.
    » Ihr seid eitel, mein Herr. Und unersättlich dazu. Ihr besitzt einen wohlgestalteten Körper, einen klugen Geist und einen hohen Sinn. Ihr habt mich bezaubert und ganz und gar für Euch gewonnen. Aber das ist Euch nicht genug. «
    » Schweig, Tiessa. Es ist mehr, als ich je zu hoffen wagte. «
    Sie lagen jede Nacht beieinander, und es schien ihnen, dass die Anziehung ihrer Körper mit der Zeit immer heftiger, aber auch schmerzhafter wurde. Zu Beginn ihrer Reise hatten sie oft miteinander gekichert und allerlei Dummheiten getrieben. Nicht selten waren sie an Flüssen oder Bachläufen ohne Gewänder ins Wasser gestiegen, hatten geplanscht und gespritzt wie halbwüchsige Kinder, und Gottfried machte sich ein Vergnügen daraus, ihr das Hemd so lange vorzuenthalten, bis sie sich ihm ganz

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