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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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Besitz ihres Erbes gesetzt und den armen Jordan mit seiner Familie vertrieben.
    » Damit kommst du nicht durch, Ivo. Auch Graf Gottfried von Perche ist aus dem Heiligen Land zurückgekehrt, und er weiß recht genau, dass ich dich nicht geheiratet habe. «
    Die Nachricht gefiel ihm wenig, denn er kannte die Abneigung des Grafen gegen ihn.
    » Die Ehe wurde nicht vollzogen, weil dein Vater zu krank war, um dich zur Ordnung zu rufen – das ist wahr. Dennoch ist sie gültig « , beharrte er.
    Sie wollte ihm zornig entgegenschleudern, dass der Graf selbst ihr verboten hatte, Ivo zu heiraten, doch ihr fiel ein, was sie Gottfried hatte versprechen müssen, und sie schwieg. Es war durchaus möglich, dass sich der Graf daran nicht mehr erinnern wollte.
    » Du kannst mich nicht zwingen, deine Ehefrau zu sein. Lieber sterbe ich! «
    In Ivos hübschen Zügen malte sich jetzt blanker Hohn, und Tiessa schauderte bei der Erinnerung, dass sie diesen Menschen einst geliebt hatte.
    » Sei ohne Sorge, schöne Tiessa. Ich hatte zwar gehofft, dich nie wieder zu sehen, doch da du nun leider zurückgekommen bist, sollst du wissen, dass ich nicht bereit bin, dich in meinem Haus aufzunehmen. Ein Weib, das dem Bräutigam noch vor Vollzug der Ehe davonläuft und sich zur Hure macht, ist keinem ehrlichen Mann zuzumuten. «
    » Du elender Lügner! « , rief sie wütend. » Vor Gericht werde ich dich bringen. Dieses Haus hat meinem Vater gehört, du hast es dir hinterhältig ergaunert! «
    » Vergiss nicht, dass du meine Frau bist. Um vor Gericht zu klagen, brauchst du meine Erlaubnis. «
    » Ich habe Freunde « , drohte sie. » Du wirst staunen, Ivo Beaumont, wer mir alles zur Seite stehen wird … «
    Mutig ging sie auf ihn zu, fest überzeugt, dass er ihr den Weg nach draußen freigeben würde. Yolanda von Villeneuve, Beatrice von Chenet – die adeligen Frauen würden sie ohne Zweifel aufnehmen und ihr Unterstützung gewähren, sie musste ihre Gönnerinnen nur aufsuchen und sie um Hilfe bitten.
    Doch sie hatte die Wirkung ihrer Drohung überschätzt. Ivo dachte nicht daran, zur Seite zu weichen. Mit hartem Griff packte er ihre Arme, und als sie sich zur Wehr setzte, wurde ihr plötzlich schwarz vor Augen. Sie sackte in sich zusammen.
    » Bist du etwa guter Hoffnung? Das würde ich dir zutrauen, du kleine Hure. «
    Sie vernahm seine Worte wie aus weiter Ferne und wollte ihm erwidern, dass er diese Hoffnung getrost begraben könne. Doch da versank sie schon in dem tiefen Brunnenloch der Ohnmacht.

48
    G ottfried von Perche war mit sich und der Welt zufrieden. Er war kein haltloser Träumer, der sich unerfüllbaren Hoffnungen hingab – mutig nahm er das Joch des Erdenlebens auf seine Schultern, tat Buße und bemühte sich, Gott dem Herrn zu gefallen. Sein Vater wäre stolz auf ihn gewesen.
    Das Wiedersehen mit Richenza war kühl verlaufen, man war sich während der langen Trennung ein wenig fremd geworden, doch beide waren bemüht, freundlich zu sein. Richenza war zu einer jungen Frau geworden, ihr Leib war voller, wenn er den Linien des eng geschnürten Oberkleides vertrauen konnte, ihre Bewegungen weicher und zugleich sicherer. Nur ihre Züge erschienen nach wie vor hart, doch immerhin zierte eine leichte Röte ihre Wangen. Fast schien es ihm, dass sie in seiner Abwesenheit aufgeblüht war, was ohne Zweifel daran lag, dass sie ein Kind geboren hatte.
    » Es ist eine Tochter. Wir haben sie auf den Namen Helisende getauft. «
    Sie kam nicht auf den Gedanken, dass er möglicherweise einen anderen Namen bevorzugt hätte und er machte auch keine Einwendungen. Er hatte zwar den Wunsch geäußert, dass sein erster Sohn den Namen Thomas erhalten sollte, für eine Tochter aber hatte er nicht vorgesorgt, nur insgeheim daran gedacht, sein Kind Mathilde zu nennen. Nun hieß die Kleine also Helisende, das war auch gut und richtig, vor allem aber war er froh, dass das Kind gesund war. Man hatte zwei Ammen für die Kleine herbeigeholt, und zu seiner größten Überraschung konnte seine Tochter schon auf beiden Beinen stehen. Ein winziges, dralles Geschöpf mit hellblonden Löckchen, die wie eine zarte Gloriole um ihr kindliches Haupt standen. Stolz erklärte die Amme, das Mädchen mache bereits die ersten Schritte, doch als die Kleine dem erstaunten Vater diese Kunst vorführen sollte, kroch sie lieber nach Art der vierfüßigen Tiere herum. Gottfried verbrachte eine gute Weile auf dem Fußboden sitzend, lockte seine Tochter mit Honigküchlein zu sich

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