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Die Braut des Nil

Die Braut des Nil

Titel: Die Braut des Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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mehr hatte? Wie konnte er diese
Liebe und die Befreiung seiner Eltern miteinander vereinen?
    Auf diese Fragen gab es nur
eine Antwort.
    Nur eine
Antwort, deren Umsetzung unmöglich war: in den geschlossenen Tempel eindringen.

 
    8
     
     
     
    Kamose
durchlebte quälende Wochen.
    Seine Eltern
brauchten ihn, und er brauchte die Nähe einer Unbekannten, die nichts von ihm
wusste. Verfolgte er nicht ein Ideal, das er nie erreichen würde? Klammerte er
sich nicht an einen Traum, der nie Wirklichkeit werden würde?
    Kamose wandte
das einzige Mittel an, das er kannte: arbeiten. Unter dem kritischen Auge des
Geometers vervollkommnete er seine Fähigkeiten mit überraschender
Geschwindigkeit. Bald bargen Stein und Holz keine Geheimnisse mehr für ihn.
Aber der junge Mann blieb weiterhin scheu. Er arbeitete beharrlich,
beeindruckte seine Kameraden und führte ausschließlich berufliche Gespräche mit
dem Geometer.
    Nachts ging
er in dem Teil des Tempels spazieren, der Handwerkern seines Rangs zugänglich
war. Er betrachtete die Außenseite der Steinmauer und versuchte, eine
Unvollkommenheit oder einen Spalt zu finden. Aber sie war von hervorragenden
Baumeistern errichtet worden, die beim Bau dieser unüberwindlichen Grenze
zwischen der heiligen Welt des Tempels und der Welt der Menschen nicht den
geringsten Fehler begangen hatten.
    Seine Geduld
und Wachsamkeit wurden jedoch belohnt.
    Einen Monat
nach der Feier des Rituals beobachtete Kamose bei Einbruch der Nacht eine
Prozession von etwa zwanzig Hathor-Priesterinnen, die gerade den überdachten
Tempel verließen. Ihr Dienst war vollbracht, und sie begaben sich in ihre
Wohnstätten in Theben.
    Unter ihnen
war Nofret.
    In ihrem Haar
eine Lotosblüte.
    Kamose wollte
ihr nachstürzen, aber der Stock des Aufsehers versperrte ihm den Weg.
    »Keinen
Schritt weiter, mein Junge. Ich habe dich schon lange im Auge. Heute Abend
versiehst du Bereitschaftsdienst in der Werkstatt. Ausgang verboten!«
    Dem jungen
Mann kochte das Blut in den Adern. Er verspürte das Bedürfnis, sich zu
schlagen, den Aufseher zur Seite zu drängen.
    Doch würde er
so handeln, würde er aus der Zunft ausgeschlossen werden und niemals Zugang zum
Tempel erhalten.
    Kamose hatte
keine Wahl. Er gehorchte.
    Da er bereits
über große Erfahrung verfügte, wurde er vom Geometer beauftragt, die ersten
Schritte der neuen Lehrlinge zu beaufsichtigen. Diese Aufgabe war ihm zunächst
langweilig erschienen, sie hielt aber eine wunderbare Überraschung für ihn
bereit.
    Als er in
Gesellschaft eines vierzehnjährigen Jungen, dem er den Umgang mit dem
Kupfermeißel beibrachte, zu Mittag aß, bot ihm dieser frische, süß schmeckende
Zwiebeln an.
    »Sie kommen
vom Feld meiner Eltern. Ich habe sie selbst gepflanzt. Diesmal hat meine große
Schwester sich geweigert, mir zu helfen. Seitdem sie in den Tempel aufgenommen
wurde, ist sie so eingebildet!«
    »Gehört sie
zu den Hathor-Priesterinnen?«
    »Nein«,
antwortete der Lehrling. »Sie ist Flötenspielerin. Bei jeder Zeremonie wird sie
einberufen.«
    »Sie kennt sie
also gut…«
    »Ich hab
keine Ahnung. Das sind Mädchensachen…«
    »Wo wohnst
du?«
    »In einem
Bauernhof am Ende des Viertels der Händler, in der Nähe des Tempels von Montu.«
    Ungeduldig
erwartete Kamose seinen freien Tag. Früh am Morgen verließ er sein Zimmer,
durchquerte den Teil des Tempels, der den Handwerkern vorbehalten war, und
begab sich in die Gassen des Händlerviertels von Theben.
    Bauern und
Bäuerinnen breiteten Matten auf dem Boden aus, auf die sie ihre Waren legten.
Bald schon würden zahlreiche Kunden erscheinen. Aber der junge Mann beachtete
das neben ihm ausgebreitete Obst und Gemüse nicht. Er ging raschen Schrittes
weiter, da er es eilig hatte, zu dem Bauernhof zu kommen, in dem die
Flötenspielerin lebte.
    Es war nicht
schwierig, ihn zu finden. Während die Bauern in den Speichern arbeiteten, aalte
sich die junge Musikerin am Rand eines Beckens mit kühlem Wasser.
    Sie hatte
geschminkte Augen, eine von der Sonne gebräunte Haut und trug nur ein
Karneolhalsband und einen Schmuckgürtel unterhalb des Nabels.
    »Ich bin
Handwerker im Tempel von Karnak«, erklärte Kamose. »Bist du Flötenspielerin bei
den Hathor-Priesterinnen?«
    Das junge Mädchen lächelte
ihn an.
    »Hast du mich
gesucht?«
    »Dein Bruder
arbeitet mit mir. Er glaubt, du könntest mir helfen.«
    »Aufweiche Weise?«
    »Ich würde
gerne eine junge Priesterin treffen, und zwar die, die zuletzt das Ritual der
Braut des Nil

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