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Die Braut des Nil

Die Braut des Nil

Titel: Die Braut des Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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vollzogen hat.«
    Die Flötenspielerin schien
enttäuscht. Sie wandte den Blick von Kamose ab und betrachtete die
Wasserfläche, die sich im leichten Wind kräuselte.
    »Warum
interessierst du dich für sie?«
    »Ein
Familienproblem«, log der junge Mann. »Ich weiß, dass sie Nofret heißt. Aber
mir scheint, sie ist die Tochter einer adligen Familie, und ich weiß nicht, wie
ich in Kontakt zu ihr kommen kann, um ihr mein Gesuch vorzubringen.«
    »Du hast
nicht die geringste Chance«, offenbarte ihm die Flötenspielerin. »Nofret ist
tatsächlich die Tochter von Adligen. Ihr Vater ist einer der wichtigsten Männer
von Theben. Sie wurde vor kurzem in den geschlossenen Tempel aufgenommen. Sie
hat eine Ausbildung als Schreiberin erhalten und praktiziert bereits die
heiligen Wissenschaften. Du müsstest schon mindestens der Weise Imhotep sein,
damit sie dich eines Blickes würdigt! Vergiss sie. Es gibt andere Mädchen, die
dich für schön und gut gebaut halten werden.«
    »Ich habe zu
arbeiten. Danke für deine Hilfe.« Kamose ging wieder, und die junge Musikerin
sah ihm nach. Sie bedauerte ihn. In die schöne Nofret verliebt zu sein würde
ihm nur Leid und Enttäuschung bringen.
     
     
    Der
Geometermeister konnte stolz auf seine Schüler sein. Sie hatten die Gesetze,
die er ihnen beigebracht hatte, verstanden und eingehalten. Die vom Hof in
Auftrag gegebene Grabeinrichtung würde nicht den geringsten Makel aufweisen.
    Mehrere junge
Männer waren passable Handwerker. Manche hatten persönliches Talent. Der
begabteste jedoch war und blieb Kamose.
    Dieser wurde
immer düsterer und verschlossener, und seine Kameraden machten sich allmählich
Sorgen. Mehrfach hatte der Aufseher seinen Ausschluss gefordert. Er fürchtete,
Kamose könne eines Tages einen schweren Fehler begehen, dessen Schmach auf die
gesamte Zunft zurückfiele. Sollte sich Kamoses Charakter weiter verschlechtern,
das wusste der Geometer, so müsste er Maßnahmen ergreifen, die er schon jetzt
bedauerte. Aber sein Amt untersagte ihm, diesen oder jenen Schüler vorzuziehen.
    Ein Vorfall
brachte ihn auf eine Lösung. Als der Verwalter des königlichen Palastes das
Mobiliar in Empfang nahm, bemerkte er einen Stuhl mit rechteckigem Rücken,
dessen Eleganz ihn begeisterte. Entgegen der Sitte, nach der allein der Name
des Meisters anerkannt wurde und nicht der seiner Schüler, erwähnte der
Geometer Kamose als einen außergewöhnlichen Schüler. Der Verwalter, der die
Strenge seines Gesprächspartners kannte, war über dieses Urteil sehr
überrascht. Er merkte sich den Namen des jungen Mannes und nahm sich vor, im
königlichen Palast über den Vorfall zu sprechen.
    Der Meister rief Kamose zu
sich. Dessen Sorgen belasteten ihn so, dass er mit siebzehn Jahren älter
wirkte, als er war.
    »Das Fest der
Braut des Nil ist dir nicht bekommen, mein Junge. Ich habe den Eindruck, dass
es nicht alle deine Wünsche befriedigt hat.«
    Kamose schwieg.
    »Der Aufseher
beklagt sich über dich, Kamose. Er will, dass du gehst, und verfasst zu diesem
Zweck einen Bericht nach dem anderen.«
    »Was wirft
man mir vor?«, fragte Kamose.
    »Deinen
unbeugsamen, verschlossenen Charakter. Deine Weigerung, Kontakt zu deinen
Kameraden zu knüpfen. Deine verächtliche Haltung anderen gegenüber.«
    »Ich verachte
niemanden. Ich bin hier, um zu arbeiten und Euren Befehlen zu gehorchen.«
    Der Geometer
hatte keine Wahl mehr. Kamose war hart wie Granit. Er würde nicht aufblühen,
bevor er nicht sein Ziel erreicht hatte. Er befand sich in einer Sackgasse und würde
sich am Ende, wenn er jegliche Hoffnung verloren hatte, selbst zerstören. Es
gab nur einen Weg – man musste sein Schicksal ändern, und folglich Risiken
eingehen.
    »Wenn meine
Gegenwart Euch unangenehm ist und Euch schadet, dann gehe ich freiwillig«, verkündete
der junge Mann nun.
    »Ich werde
mir von einem Aufseher nicht vorschreiben lassen, wie ich mich zu verhalten
habe«, gab der Geometer barsch zurück. »Ist es noch immer dein Wunsch, in den
geschlossenen Tempel zu gelangen?«
    Kamoses Blick
begann sich zu erhellen. Der Geometer erkannte darin eine wahnwitzige Hoffnung.
    »Wenn du
weiter mit mir arbeitest«, erklärte der Meister, »so wirst du viele Jahre
brauchen, bis du eine Stelle mit großer Verantwortung übernehmen kannst. Du
wirst durch ganz Ägypten reisen müssen, unsere Provinzen kennen lernen und alle
Techniken lernen müssen. Erst dann wirst du vielleicht von jenen im
geschlossenen Tempel berufen… Aber diese

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