Die Braut des Nil
verliebt hatte, auf den Namen
Nofret hörte, »die Schöne«.
Obwohl das
Fest beendet war, irrte Kamose die ganze Nacht durch die Straßen Thebens. Seine
Schritte führten ihn immer wieder zum Tempel, zu den gewaltigen Bauwerken,
deren Größe den Göttern entsprach, und zu jener Umfassungsmauer, die die
Geheimnisse vor den Laien verbarg.
Jene
Umfassungsmauer, innerhalb derer die Frau lebte, die er liebte.
»Da bist du
ja endlich, Kamose. Aber in was für einem Zustand…«
Als Kamose
nach wenigen Stunden schweren Schlafs aufgewacht war, stand die Sonne bereits
hoch am Himmel. Er hatte den Schutz der Palme verlassen, unter der er trunken
vor Müdigkeit niedergesunken war, und sich rasch zu seiner Werkstatt begeben,
wo der Aufseher ihn zornig erwartete.
Er drohte dem
jungen Mann mit seinem Stock und führte ihn sofort ins Büro des Geometers.
Mit seinen
verquollenen Augen und verknittertem weißen Gewand machte Kamose einen
kläglichen Eindruck.
»Äußere
dich«, forderte der Geometermeister.
»Ich habe
verschlafen… Das ist doch nicht so schlimm. Andere haben diesen Fehler auch
schon begangen. Ich werde mit zwei oder drei Tagen Frondienst bestraft und muss
die Werkzeuge meiner Kameraden säubern. Das schreckt mich nicht.«
»Du kennst
dich in den Vorschriften gut aus«, räumte der Geometer ein. »Sie werden in
aller Strenge angewandt.«
»Warum sollte
es anders sein? Ich gehe wieder an meine Arbeit. Ich muss mit dem Behauen einer
Statue anfangen.«
»Warte einen
Augenblick… Hast du mir nichts weiter zu sagen?«
Der junge
Mann zog sich in sich zurück.
»Nein, nichts
weiter.«
»Du lügst
immer noch genauso schlecht, mein Junge. Ich kenne deine fixe Idee: Du willst
in den geschlossenen Tempel eindringen. Während der drei Festtage hattest du
natürlich Kontakt zu Menschen, die dort leben. Ich vermute, du hast dir schon
zu helfen gewusst, um Informationen zu bekommen.«
»Ja und nein…
nichts wirklich Interessantes.«
»Nichts… und
niemand?«
Kamose
zögerte. Fast wollte er sich anvertrauen, zog es aber vor, zu schweigen. In
seinem Kopf und seinem Herzen herrschte ein solcher Sturm, dass er sich nicht
in der Lage fühlte, seine Gedanken klar auszudrücken.
»Nichts und niemand.«
Der Geometer
schwieg eine Weile. Auch er schien zu zögern.
Kamose fragte
sich, warum.
»Geh wieder
an die Arbeit, Kamose«, befahl der Meister schließlich.
Die Lese
hatte eine große Menge Trauben eingebracht. Junge Männer und Frauen hatten sie
vergnügt mit den Füßen in großen Bottichen gekeltert. Nachdem die Arbeit
beendet war, schenkten die Winzer Wein des vergangenen Jahres aus, der in
großen Tonkrügen kühl gehalten worden war.
Kamose hatte
den Fischer, der ihn nach Theben gebracht hatte, unter eine Laube eingeladen.
Immer wieder äußerte der Mann bewundernd, wie sehr der junge Bauer sich
verändert habe.
»Du wirkst stark und gut
genährt! Es heißt, du seist ein hervorragender Handwerker geworden, der fähig
ist, Statuen zu meißeln.«
»Das stimmt.
Wie geht es meinen Eltern?«
»Schlecht. Setek beutet sie
aus. Er schläft, isst und trinkt. Nach all den Gefahren, denen er sich
ausgesetzt hat, genießt er jetzt das Leben, wie er sagt. Dein Vater ist oft
krank. Wenn er zu erschöpft ist, arbeitet deine Mutter für zwei. Aber keiner
von beiden beklagt sich. Durch mich wissen sie, dass bei dir alles gut geht.
Das erfreut ihr Herz. Sie würden dich so gerne sehen…«
»Ich habe ein
Gelübde abgelegt«, erklärte Kamose, »und ich werde es nicht brechen. Ich kehre
erst ins Dorf zurück, wenn ich sie vom Joch dieses verfluchten Helden befreien
kann.«
»Begrabe deine Illusionen…
Hast du eine Möglichkeit gefunden, das Kataster einzusehen?«
Kamose musste
seinen Misserfolg einräumen.
»Kehr heim,
Kamose, kehr heim… Du hast jetzt einen Beruf. Bei uns wirst du ein berühmter
Tischler werden und deine Eltern schon allein durch deine Anwesenheit in ihrer
Nähe glücklich machen. Du wirst dir ein Vermögen erwerben und kannst sie so
vielleicht Seteks Einfluss entziehen.«
Kamose trank
ein Glas kühlen Wein und hielt den Blick gesenkt.
»Nein… Ich
kann nicht. Ich habe ein Gelübde abgelegt.«
»Du bist der
Einzige, der das weiß. Du hast weder bei deinem Leben noch bei dem deiner
Eltern noch in Gegenwart der Götter geschworen.«
Wie konnte Kamose gestehen,
dass er Theben wegen einer jungen Frau namens Nofret nicht verlassen konnte,
ohne die sein Leben von nun an keinen Sinn
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