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Die Braut des Normannen

Die Braut des Normannen

Titel: Die Braut des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Euch Schande bereitet, oder nicht?«
    Royce ignorierte die Frage und stellte seinerseits eine. »Wessen Befehl habt Ihr unterstanden, bevor Ihr zu mir geschickt wurdet?« »Ich war zwei Jahre Baron Guys Knappe«, erwiderte Ingelram.
    »Und habt Ihr in dieser Zeit je erlebt, daß Guy das Schwert gegen einen seiner Männer geführt hat?«
    Eigentlich erwartete Royce eine rasche Verneinung. Er kannte Guy zwar und wußte, daß er seine jungen, noch unerfahrenen Männer manchmal einschüchterte – eine Taktik, die Royce nicht unbedingt guthieß. Man tuschelte sogar, daß Guy brutal sein konnte, aber Royce gab nicht viel auf dieses Gerede – er war sicher, daß diese Gerüchte von unzufriedenen Männern, denen Guys Ausbildungsmethoden zu hart und strapaziös waren, in die Welt gesetzt worden waren.
    Er konnte seine Überraschung kaum verbergen, als Ingelram seine Frage mit einem Nicken beantwortete. »Ich selbst war Zeuge von solchen Maßnahmen. Baron Guy hat zwar nie einen seiner Gefolgsmänner getötet, aber einige unglückliche Soldaten starben später an den Folgen der Bestrafungen, die er über sie verhängt hatte. Ihre Wunden wurden brandig.«
    »Das erklärt Euer absonderliches Verhalten, Ingelram«, schaltete sich Hugh ein. »Der Junge sagt die Wahrheit, Royce. Guy bestraft seine Männer tatsächlich durch körperliche Züchtigung, um sie zum Gehorsam und zur Loyalität zu zwingen. Sagt, Ingelram«, fuhr Hugh mit einem Blick auf den jungen Ritter fort. »Sind diese beiden Hurensöhne, Henry und Morgan, noch immer Guys Vertraute?«
    Ingelram nickte wieder. »Sie sind seine engsten Berater. Wenn Baron Guy mit anderen, wichtigeren Angelegenheiten beschäftigt ist, übernehmen Henry und Morgan die Ausbildung der Männer.«
    »Und auch die Bestrafung der Ungehorsamen?« hakte Hugh nach.
    »Ja, auch die Bestrafung.«
    »Morgan ist schlimmer als Henry«, erklärte Hugh. »Ich habe ihn im Kampf gesehen und gehofft, daß er während der Eroberung Englands getötet wird, aber die Angelsachsen haben mir diesen Gefallen nicht getan. Ich vermute, daß er mit dem Teufel im Bunde steht, weil er bis jetzt überlebt hat.«
    Ingelram kam mutig einen Schritt näher. »Darf ich ganz offen sprechen, Baron?«
    »Habt Ihr denn das bis jetzt noch nicht getan?«
    Ingelram wurde knallrot. Plötzlich fühlte sich Royce uralt – der Altersunterschied zwischen ihm und seinem Gefolgsmann betrug zwölf Jahre, aber ihre Handlungsweise war so unterschiedlich, daß es genausogut zwanzig Jahre hätten sein können. »Was wollt Ihr uns denn noch mitteilen, Ingelram?«
    »Die meisten Soldaten leisten Guy Gehorsam, aber sie sind ihm, wie Baron Hugh vermutet, nicht ergeben. Sie fürchten ihn und führen nur deshalb seine Befehle aus. In seiner Truppe gibt es keine Loyalität – nur unserem Herrscher William gegenüber.«
    Royces Gesichtsausdruck blieb bei diesem Geständnis undurchdringlich. Er lehnte sich an das Kaminsims und verschränkte die Arme vor der Brust. Er machte einen sehr entspannten Eindruck, aber innerlich kochte er vor Wut. Ein Mann, der wie Guy eine hohe Stellung einnahm, sollte seine Leute beschützen und innere Stärke beweisen, das war seine Überzeugung. Aber so, wie es aussah, führte sich Guy eher wie ein Wüstling auf.
    »Habt Ihr darum gebeten, in Royces Einheit versetzt zu werden, Ingelram?« erkundigte sich Hugh mit schwacher Stimme. Er hustete heftig, ließ sich matt auf seinem Sessel zurücksinken und rieb sich die stoppligen Wangen, während er auf eine Antwort wartete.
    »Ich habe um die Versetzung ersucht«, entgegnete Ingelram. »Um die Wahrheit zu sagen, ich hatte wenig Hoffnung, daß meinem Antrag stattgegeben wird. Die Liste der Soldaten, die in Baron Royces Heer eintreten wollen, ist endlos lang. Aber mein Vater brachte es fertig, William auf mich aufmerksam zu machen, und mein Name wurde ganz oben auf diese Liste gesetzt. Ich hatte großes Glück.«
    Hugh schüttelte den Kopf. »Ich begreife trotzdem nicht, wie Ihr das geschafft habt – mit oder ohne Williams Unterstützung. Zuerst mußtet Ihr doch von Guy Erlaubnis einholen, um überhaupt den Antrag auf Versetzung stellen zu können. Und Guy ist dafür bekannt, daß er nicht gerade begeistert über solche Anfragen ist, besonders dann nicht, wenn dadurch Royce in ein gutes Licht gerückt wird. Guy wetteifert mit Royce, seit der Zeit, als sie beide Knappen waren.« Hugh kicherte. »Mir tut Guy beinah leid. Er ist immer nur der Zweitbeste. Ich glaube, das macht

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