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Die Braut des Normannen

Die Braut des Normannen

Titel: Die Braut des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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unbeeindruckt und sah ihm furchtlos in die Augen.
    Die Äbtissin erinnerte ihn an Schwester Danielle ... oder eher an Lady Nichola, berichtigte er sich selbst.
    »Aus welchem Grund habt Ihr Eure Soldaten an den Mauern dieses Klosters postiert?« fragte die Nonne nach der Begrüßung.
    »Meine Männer sind hier, um sicherzustellen, daß Lady Nichola ihren Zufluchtsort nicht verläßt«, erwiderte Royce.
    »Seid Ihr gekommen, um sie zu überreden, mit Euch zu gehen?«
    Royce schüttelte den Kopf und bat die Äbtissin, ihm zur Kutsche zu folgen, in der Hugh noch immer lag. Nachdem die Äbtissin erkannt hatte, in welch schlechtem Zustand Hugh war, gab sie sofort den Befehl, ihn ins Haus zu bringen.
    Hugh war zu schwach, um sich auf den Beinen zu halten, und deshalb legte sich Royce den alten Krieger über die Schultern. Er taumelte etwas unter dem Gewicht, es gelang ihm jedoch, sich aufzurichten und hinter der Äbtissin in das Gebäude zu stolpern. Gleich links von dem Rundbogenportal führte eine Steintreppe nach oben. Royce und die beiden Gefolgsmänner ließen die Nonne vorangehen und folgten ihr durch einen langen, hellen Korridor.
    Getuschel begleitete sie. Das Poltern von Männerstiefeln, die über den Holzboden stapften, hallte von den Wänden wider, aber Royce konnte trotzdem den sanften Singsang der Nonnen hören. Je näher sie der Tür am anderen Ende des Flurs kamen, desto deutlicher wurden die melodiösen, süßen Stimmen. Er erkannte das Vater Unser und wußte, daß sich die Schwestern zur Andacht versammelt hatten.
    »Uns steht leider nur ein großer Raum für die Kranken zur Verfügung, die zu uns gebracht werden«, erklärte die Äbtissin. »Noch vor einer Woche war unser Krankenzimmer voll belegt, aber zur Zeit haben wir nur einen angelsächsischen Soldaten in unserer Obhut. Ihr stimmt mir doch sicherlich zu, Baron, daß innerhalb dieser Mauern alle Männer gleich sind, egal ob Normannen oder Angelsachsen?«
    »In diesem Fall stimme ich Euch zu«, erwiderte Royce. »Ist der angelsächsische Soldat Lady Nicholas Bruder?«
    Die Äbtissin drehte sich zu ihm um. »Ja«, bestätigte sie. »Justin liegt hier.«
    »Wird er sterben, wie man mir erzählt?«
    »Nur Gott allein weiß die Antwort auf diese Frage. Justin weigert sich, das Kreuz, das ihm auferlegt wurde, zu tragen, und er wehrt sich gegen unsere Bemühungen, ihn zu behandeln und gesund zu pflegen. Er fleht Gott an, ihn zu sich zu nehmen, während wir fleißig um seine Genesung beten. Ich kann nur hoffen, daß Gott sich durch unsere widersprüchlichen Gebete nicht verwirren läßt.«
    Royce war nicht sicher, ob die Mutter Oberin, die ihn stirnrunzelnd betrachtete, scherzte oder nicht, deshalb nickte er nur, während er Hughs Gewicht auf seinen Schultern verlagerte. »Ich würde meinen Freund gerne möglichst rasch irgendwo hinlegen. Vielleicht können wir uns später, wenn Hugh untergebracht und einigermaßen versorgt ist, über Eure Kümmernisse unterhalten.«
    »Im Augenblick beschäftigt mich nur eine Frage«, gab die Äbtissin zurück. »Ihr solltet lieber erfahren, daß ich vorhabe, Eurem Freund das Bett neben dem von Justin zuzuweisen. Ich erkenne an Eurem finsteren Blick, daß Ihr für diese Entscheidung nicht viel übrig habt, aber ich habe einen vernünftigen Grund dafür. Schwester Felicity ist eine erfahrene Krankenpflegerin und wird sich um beide Männer kümmern, sie ist jedoch schon ziemlich betagt, und ich kann ihr nicht zumuten, ständig von einem Ende des Saals zum anderen zu rennen. Sie wird sich zwischen die beiden Betten setzen und bei den Kranken wachen. Könnt Ihr diese Bedingung akzeptieren?«
    Als Royce nickte, atmete die Nonne erleichtert auf, dann öffnete sie die Tür. Der Saal, den sie nun betraten, war riesig. Royce blinzelte, weil ihn das helle Sonnenlicht blendete, das durch die großen Fenster an der gegenüberliegenden Wand flutete. Unter jedem dieser Fenster befand sich eine Holzbank, und die Wände waren grellweiß – offenbar waren sie erst kürzlich frisch gekalkt worden. Etwa zwanzig Betten standen in einer Reihe an der Wand und neben jedem ein kleiner Nachttisch mit einer weißen Kerze. Um dem Kranken ein wenig Abgeschiedenheit zu ermöglichen, konnte man jedes Bett mit einem Vorhang, der von der Decke bis zum Boden reichte, abschirmen, aber alle Vorhänge bis auf einen waren zurückgezogen. Royce vermutete, daß Justin in diesem abgetrennten Abteil lag, und er legte Hugh auf das Bett daneben. Es dauerte nicht

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