Die Braut des Normannen
Aufforderung reagierte, und merkte, daß er sich ein Lachen verbeißen mußte. Sie funkelte ihn wütend an und wirbelte zu ihrem Mann herum. »Du bist ein entsetzlich rücksichtsloser Kerl, Royce.«
»Deine harsche Kritik verletzt mich, Nichola«, erwiderte er lächelnd. »Ich bin niemals rücksichtslos.« Um seine Behauptung zu untermauern, fügte er hinzu: »Lawrence, wenn du gezwungen bist, meine Frau über deine Schultern zu werfen, achte darauf, daß du ihre Hände nicht berührst. Sie sind noch immer sehr empfindlich wegen der Brandwunden.«
»Sehr wohl, Baron«, entgegnete Lawrence. »Ich werde vorsichtig sein.«
Royce zwinkerte Nichola wieder zu. »Bitte, meine Liebe, jetzt habe ich dir bewiesen, wie rücksichtsvoll ich sein kann.«
Sie schüttelte den Kopf. »Weißt du, Royce, jedesmal wenn ich einen Hoffnungsschimmer am Horizont sehe und denke, wir könnten doch in Frieden zusammenleben, sagst du etwas, was alles zunichte macht. Ihr solltet Euch lieber mit Eurer neuen Stellung abfinden, Sir.«
Ihre Augen waren tiefviolett geworden. Sie hatte das alles offenbar ernst genommen und war wütend, dachte Royce und hätte beinah laut gelacht. Seine Frau wollte es ohne jede Angst mit ihm aufnehmen, und sie war überzeugt, daß sie ihm ebenbürtig war. Verdammt, das gefiel ihm.
Lawrence sah den Blick, mit dem sein Baron Nichola bedachte, und verbarg mit Mühe ein Lächeln. Royce versuchte, seine Frau einzuschüchtern, aber er hatte keinen Erfolg. Der Vasall konnte geradezu die Funken sehen, die zwischen den beiden sprühten, und er hatte den Verdacht, daß Nichola möglicherweise schon mehr als nur Zuneigung zu Royce gefaßt hatte. In jedem Fall stand sie bereits treu zu ihm, das hatte der Disput mit Guy bewiesen. Lawrence fragte sich, ob Royce überhaupt wußte, was für ein Glück er hatte. Wahrscheinlich brauchte er noch eine Weile, bis er ihre Qualitäten zu schätzen lernte – immerhin war er ein Ritter, und Männer, die dem Kriegshandwerk frönten, hatten andere Dinge im Kopf.
»Nichola?« brach Royce das Schweigen. »Was meinst du, wenn du von meiner neuen Stellung sprichst und sagst, daß ich mich damit abfinden muß?«
Sie mußte aufhören, ihm in die Augen zu sehen, sonst konnte sie keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er war ein stattlicher, gutaussehender Mann – selbst dann noch, wenn er sie beleidigte. Sie vergaß alles, wenn sie diese wunderschönen grauen Augen sah ... Sie richtete den Blick auf seine Brust und erwiderte: »Jetzt ist wirklich nicht die richtige Zeit, darüber zu sprechen ...«
»Oh, aber ich verlange eine Erklärung von dir und möchte sie sofort hören.« Er legte die Hände auf den Rücken und wartete.
Sie holte tief Luft. »Also schön«, begann sie. »In ein paar Tagen werden wir aufbrechen und zu meiner Festung reiten, oder nicht?« Sie ließ ihm keine Zeit für eine Bestätigung. »Und du bist jetzt mit mir verheiratet.«
Er brauchte eine volle Minute, bis er merkte, daß das ihre ganze Antwort war. sei sah ihm so hoffnungsvoll ins Gesicht, daß er beinah gelacht hätte. Gott, sie war wirklich ein bißchen verdreht. »Ich habe immer noch nicht verstanden, was du mir damit sagen willst.«
Sie zuckte mit den Achseln – eigentlich hatte sie gehofft, ihm alles auseinandersetzen zu können, wenn sie allein waren, aber die Gelegenheit war zu günstig, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen. Ausnahmsweise einmal genoß sie seine volle Aufmerksamkeit, und Gott allein wußte, wann das je wieder so sein würde.
»Als deine Frau habe ich die Pflicht, dir zu dienen, und du als mein Ehemann hast die Pflicht, mir zu dienen.«
Sein Lächeln erstarb augenblicklich. »Und wie bitte sollte ich dir dienen?«
»Indem du meine Anweisungen befolgst.«
»Was?«
Nichola hatte nicht vor, jetzt einen Rückzieher zu machen, auch wenn er noch so aufgebracht war – die Angelegenheit war ihr zu wichtig. »Indem du meine Anweisungen befolgst«, wiederholte sie. »Du mußt dich, auch wenn es dir nicht leichtfällt, anpassen, schließlich bist du der Außenseiter, und die Bediensteten in meinem Haushalt sind mir selbstverständlich treu ergeben. Das ist doch nicht schwer zu verstehen, oder?«
»Nichola, es ist meine Pflicht, dich zu beschützen.«
»Das auch«, stimmte sie zu. Sie mußte all ihren Mut zusammennehmen, um nicht klein beizugeben – sein eisiger Blick jagte ihr Schauer über den Rücken. »Ich würde mich sehr freuen, wenn ich in Frieden mit dir leben könnte,
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