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Die Braut des Normannen

Die Braut des Normannen

Titel: Die Braut des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Erdboden berührte, und nachdem er sein klägliches Versagen eingestanden hatte, flehte er unseren geliebten König William an, ihm für diese Schmach den Todesstoß zu versetzen.«
    Nichola schnappte entsetzt nach Luft. König William kicherte belustigt über die Geschichte und wischte sich die Lachtränen mit einem Leinentüchlein aus den Augen.
    Clayton verbeugte sich vor seinem König. »War es tatsächlich eine Frau, die meinen edlen Ritter in die Flucht geschlagen hat?<
    Gregory, das kann ich bezeugen, machte keine Anstalten, sich zu rechtfertigen oder eine plausible Erklärung für seine Niederlage abzugeben. Er erzählte seinem Herrn die reine Wahrheit, ohne darauf zu achten, wie demütigend und erniedrigend dieses Geständnis für ihn war. >Ja, Mylord<, sagte er schlicht. >Eine Frau hat die Festung verteidigte«
    Clayton war erneut gezwungen innezuhalten, bis die Lacher verstummten. »Der Herrscher der Normandie –  zu dieser Zeit war unser oberster Herr noch nicht offiziell als König von England anerkannt –  verschränkte die Hände auf dem Rücken und starrte den Ritter, der wie ein Häuflein Elend vor ihm kniete, lange an. Ihm selbst hatte es keine Schwierigkeiten bereitet, aus der Schlacht bei Hastings als Sieger hervorzugehen, aber er mußte noch einige Scharmützel für sich entscheiden, ehe er England vollständig erobert hatte. Nur waren seine Männer, wie er mir berichtete, erschöpft und kampfesmüde.
    Wie allseits bekannt, ist König William ein guter Beobachter und scharfsinniger Menschenkenner. Ihm war nicht entgangen, daß seine Ritter mit einem Schlag ihre Müdigkeit abschüttelten, als Gregory hinkend und verletzt das Lager erreichte, und sich um ihn scharten, um zu hören, was ihm widerfahren war. Nachdem Gregory seine Schande eingestanden hatte, lachten ihn alle aus. Keiner wollte glauben, daß eine Frau einen normannischen Ritter bezwingen konnte.
    William vertraute mir an, daß diese rätselhafte Wendung auch ihn zu neuen Taten ermunterte. Die angelsächsische Frau stellte eine neue Herausforderung für seine Männer dar, und alle vergaßen ihre Verwundungen und ihre Erschöpfung. >Wer von euch will diese Frau in meinem Namen besiegen und ihre Festung stürmen?< rief William, unser Anführer.« Clayton schwieg wieder gezwungenermaßen, da plötzlich alle die Köpfe verdrehten.
    »Nach wem schauen sich alle um?« flüsterte Nichola.
    Royce lächelte breit. »Nach Hannibal«, antwortete er. »Er ist da hinten –  der mit dem roten Gesicht. Wir werden gleich von seinen kläglich gescheiterten Heldentaten hören.«
    Nichola verbiß sich ein Lachen. Der arme Kerl schämte sich entsetzlich. »Wo ist Gregory?« wollte sie wissen.
    »Er steht links von dir und sucht offensichtlich nach einem Loch in der Wand, in dem er sich verkriechen kann.«
    Clayton erhob erneut die Stimme. »Ein anderer tapferer Ritter, Sir Hannibal, drängte sich vor unseren Herrscher, preßte eine Hand auf sein Herz, verbeugte sich und verlangte, daß man ihm die Aufgabe, die Festung einzunehmen, übertrug. Unser hochgeschätzter William erteilte ihm die Erlaubnis, den Kampf aufzunehmen. >Ich möchte, daß der Frau kein Leid geschieht, verfügte er. >Bringt sie nach London, sobald Ihr die Festung erobert habt. Sie wird Zeuge meiner Krönung sein.< William schwieg eine Weile und musterte seine aufmerksamen Zuhörer, ehe er fortfuhr: >Ich werde ihre Hand als Preis für einen ehrenvollen Ritter aussetzen.<«
    Erst in diesem Augenblick begriff Nichola, daß diese Geschichte von ihr handelte. Sie wäre aufgesprungen, wenn Royce sie nicht festgehalten hätte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und entsetzt sah sie ihren Mann an.
    »Clayton macht sich nicht über dich lustig, Nichola«, flüsterte Royce ihr ins Ohr. »Im Gegenteil, er singt ein Loblied auf dich und deinen Mut.«
    Sie holte tief Luft, straffte ihren Rücken und richtete den Blick starr geradeaus. Obwohl sie sich bemühte, ihre Ohren gegen alles, was um sie herum geschah zu verschließen, drang die Stimme des Herolds in ihr Bewußtsein.
    »Hannibal verließ am folgenden Morgen mit sechzig Soldaten das Lager. Seine Augen funkelten entschlossen, aber ihm erging es wie Gregory –  auch er hatte den Gegner unterschätzt. Sechs Tage später schlich er niedergeschlagen vor seinen obersten Kriegsherrn und gestand, daß auch er versagt hatte.
    Ein dritter Ritter, Michael, zog am nächsten

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