Die Braut des Normannen
aussprach, nickten die anderen zustimmend.
»Seid Ihr sicher, daß sie das tun wird?« fragte einer und spähte besorgt über die Schulter, um zu überprüfen, ob sie auch niemand belauschte, dann wandte er sich wieder dem Anführer zu. »Wenn der Plan nicht funktioniert...«
»Sie ist diejenige, die unter den Folgen zu leiden hat«, raunte der Anführer.
»Vielleicht macht sie nicht mit«, gab auch ein anderer zu bedenken.
Der Anführer grinste. »Nichola ist von ganzem Herzen eine Angelsächsin, und das wird sie auch immer bleiben. Sie macht bestimmt, was man von ihr fordert.«
»Und wenn nicht?« wollte der Dritte wissen.
»Dann stirbt sie.«
Nichola war vollkommen ahnungslos, daß sie Gegenstand dieser Diskussion war. Rauhes Gelächter, das aus der Nische drang, wurde laut und riß Nichola aus ihrem benommenen Zustand. Sie reckte den Kopf, um herauszufinden, wer diesen Aufruhr verursachte, aber andere verstellten ihr die Sicht. Seit Stunden war schon reichlich Ale geflossen, und sie vermutete, daß einige der weniger vorsichtigen Ritter zuviel von dem süßen, berauschenden Gebräu zu sich genommen hatten.
Ihre Brandwunden machten sich mit einem pochenden Schmerz bemerkbar – offensichtlich hatte die Wirkung des Balsams nachgelassen.
»Royce, wäre es sehr unhöflich von mir, wenn ich mich jetzt verabschieden würde?« fragte sie.
Statt einer Antwort winkte ihr Mann Lawrence zu sich.
Der Vasall stellte seinen Krug auf den Tisch und kam Royces Aufforderung nach.
Nichola schenkte ihm ein Lächeln. »Bleibst du noch, Royce?« sagte sie.
Sie war so müde, daß ihr beinah die Augen zufielen. Royce sah sie freundlich an. »Es ist nicht unhöflich, wenn du dich zurückziehst, Nichola, aber ich muß bleiben, bis König William die Feierlichkeiten beendet. Ich darf das Fest nicht vor ihm verlassen.«
Diese Erklärung stellte sie offenbar zufrieden, und sie sah ihn mit dem Lächeln eines Engels an. Plötzlich verspürte er den unwiderstehlichen Drang, sie in die Arme zu nehmen und ihr einen richtigen Kuß zu geben.
»Du weißt wenigstens, was sich gehört und hast gute Manieren«, sagte sie. »Wann immer du grob zu mir bist, werde ich mich ab jetzt daran erinnern, daß du deine guten Gründe dafür hast und nicht nur aus Gedankenlosigkeit handelst.«
»Und das macht dich glücklich?«
Sie nickte. »Keine Frau wäre gern mit einem gedankenlosen Mann verheiratet«, erklärte sie. »Ich sollte dich warnen, Royce: Da ich jetzt sicher sein kann, daß du genau weißt, was du tust, werde ich dir alles mit gleicher Münze heimzahlen. Das ist doch nur recht und billig, oder?«
»Nein.«
»O doch. Ich denke ...«
Er ließ nicht zu, daß sie den Satz beendete. Er küßte sie rasch und hart, und als er sich zurückzog, war sie zu benommen, um sich daran zu erinnern, was sie sagen wollte.
Verdammt, am liebsten hätte er sie immer weiter und weiter geküßt, ihre Lippen geöffnet und mit seiner Zunge ihren Mund erforscht... zur Hölle, er wollte eine richtige Hochzeitsnacht erleben.
»Warum machst du ein so finsteres Gesicht?« fragte sie.
Er gab ihr keine Antwort und half ihr statt dessen beim Aufstehen. Nichola ging zum Königspaar, um sich für das schöne Fest zu bedanken.
Royce stand neben ihr und beobachtete, wie sie mit ihrer schüchternen und liebreizenden Dankesrede ein Lächeln auf die Gesichter des Königs und der Königin zauberte.
Sie war ein so zartes Persönchen und so wohlerzogen. Ja, sie war ein Engel, aber in ihr steckte auch ein kleiner Teufel, wenn ihre Augen blitzten so wie jetzt.
»Wenn ich den Saal durchquert habe«, flüsterte sie Royce zu, »könnte ich plötzlich stehenbleiben, ganz laut deinen Namen rufen und dich so herablassend zu mir winken, wie du es vorhin getan hast. Was würdest du dann tun?«
Sie scherzte selbstverständlich. Sie war durch und durch eine Lady und würde niemals so weit gehen, nur um ihm zu beweisen, daß sie ihm gewachsen war.
Offenbar war Royce das auch klar – er zwinkerte ihr zu und sagte zu Lawrence: »Meine Frau möchte sich zurückziehen. Begleite sie zu unserem Zimmer.«
Lawrence nickte und faßte nach Nicholas Ellbogen. Der nächste Befehl seines Barons machte ihn jedoch stutzig. »Falls sich Lady Nichola dazu entschließen sollte, an der Tür stehenzubleiben, so hast du meine Erlaubnis, sie zu packen und bis zu unserem Zimmer zu tragen.«
Nicholas Augen wurden groß. Sie sah Lawrence an, um herauszufinden, wie er auf diese beschämende
Weitere Kostenlose Bücher