Die Braut des Piraten
schüttelte bekümmert den Kopf. »Weiß nicht,
Sir. Ich sag die Wahrheit. Nur ganz wenige auf der Insel wissen das.«
»Sagt mir, wer es wissen könnte.« Giles sah ihn über den Rand seines Humpens unbeirrt an.
Yarrow sah unbehaglich drein. »Schwer zu sagen. Wer dem Herrn hilft, kennt nur wenige der anderen. So wie Prue und ich … wir wissen nicht viel. Der Herr kommt und geht.«
Als er sah, dass sich der Sergeant nicht sonderlich beeindruckt zeigte, rückte er mit einem Namen heraus. »Da wäre eventuell George im Anker in Niton. Der müsste was wissen.«
Godfrey Channing hatte bereits den Hinweis auf George geliefert, und Giles hatte nicht gezögert, Leute auszuschicken, die ein Wörtchen mit dem Wirt reden sollten.
»Und was macht er mit seiner Fregatte?«
Gevatter Yarrow steckte seine Nase in den Humpen. Dies wusste er allerdings. Und es war eine Information, die den Herrn ans Messer liefern konnte.
»Kommt, Mann, heraus damit!« Giles beugte sich mit drohendem Blick über den Tisch. »Erleichtert Euch«, sagte er leise.
Yarrow blickte sich in der Vorratskammer um. Es war kein Angst einflößender Ort, doch hörte er das Wasser des Festungsgrabens unter dem auffrischenden Wind an die Südmauer klatschen. Dies war eine Festung, auf zwei Seiten von einem Wassergraben, auf den anderen beiden vom Meer umgeben. Wenn er hier in den Verliesen verrottete, würde es niemand erfahren.
Gevatter Yarrow war kein mutiger Mann.
»Schmuggelei und etwas Piraterie, wie ich hörte«, murmelte er.
»Piraterie?« Giles nickte. »Und was schmuggelt er? Die üblichen Waren … oder vielleicht etwas Interessanteres?« Seine Augen wurden schmal, als er seine Beute beobachtete, die sich wie ein Wurm am Angelhaken wand.
»Weiß nicht, weiß nicht.« Yarrows Ton verriet Verzweiflung. Er wusste nichts, kannte aber die Gerüchte.
»Er ist Anhänger des Königs?«
Der Gevatter senkte den Kopf. Das reichte Giles. Es war eine Bestätigung. Caxton war Schmuggler und Pirat. Ein Söldner mit royalistischen Sympathien. Ein Mann, der sich als Höfling beim König einschmeichelte, der aber auch wusste, wie und wo man geheime Ankerplätze anlief und wieder verließ, wie man eine Flucht nach Frankreich plante, wie man Verfolgern auswich oder entkam. Sie hatten ihren Mann.
»Diese Fregatte … hat sie einen Namen?«
Gevatter Yarrow zog hilflos die Schultern hoch.
»Wind Dancer,
hörte ich, Sir.«
Giles nickte. »Hübscher Name.« Bislang war es mit Yarrow gut gelaufen, vielleicht aber konnte man noch mehr aus ihm herausholen, ein kleines Goldstück an Information, etwas, von dem der Mann gar nicht wusste, wie wichtig es war.
»Ihr seid hier zu Hause. Wo gibt es hier eine Bucht, tief genug, dass eine Fregatte dort ankern kann?« Er schenkte sich und seinem Gegenüber nach. Yarrow griff gierig nach seinem Humpen und nahm einen tiefen Zug, ehe er sagte: »In einer Klippenschlucht, natürlich.«
»Auf welcher Seite der Insel?«
Wieder ein Achselzucken. »Die liegen alle an der Küste zwischen Yarmouth und Shanklin. Manche sind tief, andere nicht.«
»Einen Namen, Mann. Einen Ort, wo man mit der Suche beginnen kann.«
»Warum macht Ihr ausgerechnet auf den Herrn so eifrig Jagd? Hier in der Gegend wimmelt es doch vor Schmugglern.« Durch das Ale kühner geworden, zeigte Yarrow erste Ansätze von Widerspenstigkeit.
Giles' Stuhl scharrte über den Steinboden, als er ihn zurückschob. »Nun, es liegt an Euch«, sagte er beiläufig und erhob sich, um mit erschreckender Plötzlichkeit zu brüllen. »He, Leute!«
Auf dem Hof vor der Tür hörte man laute Schritte gestiefelter Füße.
»Puckaster Cove«, stieß Yarrow hervor, als die Tür aufgerissen wurde. »Irgendwo in der Nähe, hörte ich.«
Giles entließ die Männer mit einem Fingerschnalzen. »Vielen Dank, Gevatter.« Er schlenderte an die Tür zum Hof, die noch immer offen stand. »Wir müssen Euch und Eure Frau eine Weile fest halten, aber Ihr werdet es nicht zu ungemütlich haben.«
Kaum war der Sergeant gegangen, als Soldaten hereinpolterten und die Yarrows zu einer kleinen vergitterten Zelle unterhalb der Geschützplattform führten.
»Nun?«, fragte Prue. »Was hast du gesagt?«
»Das war Männersache, also halt den Mund, Weib!«, schnarrte Yarrow.
Du hast also alles ausgeplaudert, was sie hören wollten.
Prue nahm die dünne Decke vom Strohsack und legte sie sich um die Schultern, ehe sie sich auf dem kalten Steinboden niederließ und den Rücken an die feuchte Wand
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