Die Braut des Piraten
ihn zu.
Anthony fuhr herum und starrte sie ungläubig an, als sie sich ihm entgegenwarf, die Arme um seinen Nacken schlang und ihren durchnässten Körper an ihn presste. »Olivia?« Ihr Name klang wie eine Frage, auch als er sie an sich drückte. »Olivia? Was machst du hier?«
Er hielt sie fest, die bloßen Füße in den Sand gestemmt, die Hände in ihrem Rücken, als er in ihr Gesicht hinunterblickte. Sein nasses Haar klebte ihm nun an Wangen und Stirn, aus seinen Augen blitzte noch die Wildheit des eben ausgefochtenen Kampfes.
Der wundervolle Ton der Glocke hallte warnend über die Wogen. »Ich liebe dich«, rief Olivia. »Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich dich liebe.«
»Lieber Gott!« In seinem Blick lag Fassungslosigkeit. Würde er diese wankelmütige Frau denn je verstehen? »Warum jetzt? Warum hier?«
»Ich bin so glücklich. Ich k-kann gar nicht sagen, wie glücklich ich bin.« Olivia lächelte, ihre Augen strahlten ihn durch den strömenden Regen an.
Anthony wischte sein Haar aus dem Gesicht. »Das alles kommt sehr plötzlich, meine Blume, gewiss, sehr erfreulich, aber auch sehr plötzlich. Ich bin völlig konfus, was …«
Er verstummte, als Mike und Jethro den Pfad vom Klippenkamm herunterkamen und den Mann vor sich trieben, den Olivia beim Entzünden des Leuchtfeuers beobachtet hatte.
Es war Godfrey Channing, auf dessen Rücken Mike seine Pistole richtete.
Anthony blickte wieder Olivia an. »Du erklärst mir alles später«, sagte er rasch und ließ sie los, um einen kleinen Dolch aus der Scheide an seiner Hüfte zu ziehen. Er ging zu Channing, der breitbeinig auf dem Sand vor ihm stand.
»Na, wenn das nicht Lord Channing ist, der wieder wacker an der Arbeit war«, flötete Anthony.
Godfrey starrte ihn hasserfüllt an. Dann bemerkte er die näher kommende Olivia. Einen obszönen Fluch ausstoßend stürzte er sich mit einem Messer auf Anthony.
Anthonys Dolch glitt blitzschnell über Godfreys Handgelenk, das Messer fiel in den Sand. »Mike, du hättest ihn entwaffnen sollen«, empörte sich der Pirat milde und stieß das Messer fort.
»Ich dachte, ich hätte es getan«, entschuldigte Mike sich zerknirscht.
»Er muss es im Ärmel getragen haben«, bemerkte Anthony.
Godfrey hielt sich das blutende Handgelenk, während er einen weiteren Schwall obszöner Verwünschungen ausstieß.
»Olivia, hör nicht hin«, empfahl Anthony über die Schulter. »Unser Freund hat für weibliches Feingefühl keinen Sinn.«
»Hure
!«, spie Godfrey Olivia entgegen. »Schlampe.«
Anthony schlug ihm mit der Faust auf den Mund. »Du wirst nicht ungefragt reden, Freundchen«, sprach er fast liebenswürdig.
»Er war am Leuchtfeuer«, platzte Olivia perplex heraus. »Er zündete es an.«
»Genau!«
»Ist er ein Wrackräuber?«
»Genau.« Anthonys Lächeln war dünn. »Olivia, wenn du schon da bist, könntest du dich nützlich machen.«
»Was soll ich tun?« Olivia konnte ihren Blick, aus dem Faszination und Entsetzen sprach, nicht von Channing losreißen. Jetzt hatte er nicht mehr die Macht, ihr Angst und Schrecken einzujagen, und doch war sie entsetzt. Seine Augen waren kalt und hasserfüllt wie immer, obwohl sie erkannte, dass nun auch Furcht aus ihnen sprach. Er wirkte auf sie wie eine in die Enge getriebene Schlange, angstvoll, aber nicht weniger gefährlich.
»Hilf meinen Leuten, den Strand zu säubern. Es gibt ein paar Verwundete. Sie müssen entwaffnet werden. Wenn ich mich recht erinnere, bist du recht geschickt im Entwaffnen von Schurken.« Nun huschte ein anderes, liebevolles Lächeln über sein Gesicht.
»Was wirst du machen?«
»Mich ein wenig mit Lord Channing unterhalten. Er muss mir etwas verraten. Mir wäre lieber, du wärest nicht dabei. Außerdem wird ein bisschen Arbeit dich erwärmen.« Als Olivia zögerte, sagte Anthony leise: »Geh bitte, Olivia.«
»Ich will wissen, was er von Brian weiß«, sagte sie und wich nicht von der Stelle.
»Ich auch.«
Nun sah sie wieder Godfrey an und fragte mit mühsam unterdrücktem Zorn: »Ist Brian hier auf der Insel?«
Godfrey, der höhnisch schwieg, spuckte stattdessen Blut in den Sand.
»Olivia, würdest du wohl gehen? Ich möchte die Sache hinter mich bringen.«
»Nein, ich möchte bleiben«, beharrte sie. »Ich möchte hören, was er zu sagen hat. Ich muss es hören.«
»Na schön«, entschied Anthony. Als er sich wieder zu Godfrey umdrehte, waren seine Augen hart wie Stein. Er wischte den Dolch an seinen Breeches ab und knurrte:
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