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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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kämpfend. Sie wagte sich nicht hinein zu der lauten, unbekümmerten Menge, während Tränen sie würgten und hinter ihren Lidern brannten. Sie hatte das Gefühl, jede Beziehung zu sich selbst verloren zu haben, die Gewissheit, wer und was sie war. Sie würde ihn niemals wieder sehen. Er würde die Insel verlassen, ehe man seiner habhaft wurde. Es musste so sein, und doch klagte ihr Herz.
    Aber sie musste zurück in die Halle. Sie durfte nichts tun, was Aufmerksamkeit auf Anthonys plötzliches Verschwinden lenken würde. Als sie einen zögernden Schritt ins Licht trat, ließ eine bekannte Stimme sie im Hof innehalten.
    »Mylord?« Es war Giles Crampton, der vom Torhaus über den Hof gelaufen kam.
    »Giles, nicht wahr?« Cato trat aus dem Schatten einer der Wachtürme.
    Olivia vermutete, dass er auf dem Weg zur Halle war. Er hatte sie noch nicht gesehen. Lautlos trat sie zurück zur Treppe. In der Mauer befand sich eine vom Fackelschein des Hofes nicht erfasste Nische. In den engen, dunklen Raum gepresst lauschte sie.
    »Die Yarrows haben wir, Sir. Ich würde wetten, dass Caxton nie sein Haupt in ihrer Kammer zur Ruhe bettete. Seine Sachen sind dort, er selbst aber ließ sich seit Monaten nicht mehr blicken – falls überhaupt jemals.«
    »Verraten sie etwas?«
    Olivia hielt den Atem an. Sie schien sich in einem kalten Raum zu befinden, in dem aber ihr Verstand klar und bar aller emotionalen Verwirrungen arbeitete. Die Yarrows mussten die Leute in Newport sein, bei denen er wohnen sollte.
    »Sie werden erst in Yarmouth an Land gesetzt. Ich reite hin und nehme sie in Empfang. Zuvor wollte ich Euch nur vom Stand der Dinge unterrichten.«
    »Gut. Halte mich auf dem Laufenden.« Cato wollte die Stufen zur Halle hinaufgehen, hielt inne und sagte über die Schulter: »Giles, tue nichts, was du nicht tun musst. Für … so genanntes
handfestes
Vorgehen besteht keine Notwendigkeit.«
    »Gevatter Yarrow wird sehr schnell alles und noch mehr erzählen, ehe man ihn nur streichelt«, äußerte Giles verächtlich.
    »Dann sorge dafür, dass ihn keiner heftig anfasst, Giles.« Cato verschwand in der Halle. Für Folter hatte er nicht den Magen, obschon man gelegentlich nicht ohne sie auskam. Sie gehörte besonders im Krieg zum Alltag, doch wandte ein zivilisierter Mensch sie maßvoll an.
    Olivia wartete, bis ihr Vater in der Halle war und in der Menge verschwand, ehe sie die Stufen hinaufging.
    Plötzlich war Portia neben ihr. »Nimm meinen Arm«, flüsterte sie Olivia ins Ohr, als diese eine Minute fast wie erstarrt im Licht stehen blieb. »Denk daran, dass wir draußen spazieren waren. Du warst wegen der Hitze einer Ohnmacht nahe.«
    »Ja«, sagte Olivia und umklammerte ihren Arm. »Das war ich.«

Kapitel 17
    Morgen Nacht. Um elf, bei der dritten Wachablöse.
    In der Stille seines Kerkergemachs hielt der König das Fetzchen Papier an die Kerzenflamme und sah zu, wie es verbrannte und zerfiel. Endlich war es so weit.
    Er ging ans vergitterte Fenster und untersuchte die Stäbe. Die Salpetersäure, die man ihm zugesteckt hatte, würde die zwei mittleren Stäbe durchätzen. Er trug sie ständig bei sich. Der Kommandant führte regelmäßig Durchsuchungen des Raumes durch, hatte sich aber noch nicht erkühnt, die Person des Königs einer Leibesvisitation zu unterziehen. Das Seil, das ihm über die Mauer helfen würde, war geschickt innerhalb der Bettseile verborgen, die seinen Bettrahmen bildeten.
    In den letzten Wochen hatte er gespürt, dass man die Vorkehrungen verstärkte, und erst heute hatte er eine neue Wachsamkeit gespürt, als Hammond ihn zu seinem Gemach geleitet und ihm gute Nacht gewünscht hatte. War etwas durchgesickert? Oder war es nur ein Verdacht?
    Es war seine letzte Chance, wie der König genau wusste. Noch ein Fehlschlag, und man würde ihn aus diesem relativ komfortablen Inselgefängnis an einen Ort schaffen, der so sicher war wie der Tower. Die Schotten standen bereit, um die Grenze zu überschreiten und ihm beizustehen. Glückte es ihm, Frankreich zu erreichen, würden seine Anhänger, die ihn wieder auf dem Thron sehen wollten, eine Erhebung inszenieren, so gewaltig, dass Cromwell und sein Parlament wie Halme von der Sichel niedergemäht würden.
    Wer war Edward Caxton? Der Mann, auf dem die Zukunft des Herrschers eines Landes ruhte. Ein Söldner. Ein Schauspieler. Kein angenehmer Mensch, zumindest nicht nach Einschätzung des Königs. Er fand Caxtons affektiertes Lächeln und seine kühlen grauen Augen, die

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