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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Ellen. »Und mach den Burgunder auf.«
    Anthony kam lachend der Aufforderung nach, und sie aßen und tranken mit der freundschaftlichen Unbefangenheit jener, die einander viele Jahre kannten und bei Tisch gegenüber gesessen hatten. An Bord der
Wind Dancer
wäre es Adam unpassend erschienen, mit dem Schiffseigner zu essen, in dieser Küche aber gab es keine Standesunterschiede.
    Ellen wartete, bis sie fertig gegessen hatten, ehe sie das Thema anschnitt, das ihr vor allem am Herzen lag. »Also, Anthony, hast du den König gesehen?«
    »Ja, letzten Abend.« Er stützte die Unterarme auf den nunmehr abgeräumten Tisch und trommelte mit den Fingern auf die Oberfläche. »Es glückte mir, ihm die Salpetersäure zuzustecken, mit deren Hilfe er die Eisenstäbe vor seinem Fenster durchätzen kann.«
    Ellen nickte. Vor seinem zweiten Fluchtversuch hatte niemand sich Gedanken darüber gemacht, ob der König es schaffen würde, sich zwischen den Stäben hindurchzuzwängen. Nach diesem tragischen Fehlschlag hatte man ihm beim dritten Mal Salpetersäure zum Durchätzen der Stäbe zugesteckt, doch war damals die Zahl der Mitwisser so groß, dass auch dem Festungskommandanten Hammond schließlich alle Einzelheiten zu Ohren gekommen waren.
    Diesen vierten Versuch aber hatte ein wahrer Meister ausgeklügelt. Anthony, der auf Drängen Ellens der Sache des Königs seit Ausbruch des Krieges diente, überließ nichts dem Zufall. Was er tat, das tat er für Ellen und nicht für den König, der ihm wenig bedeutete. Ellens Königstreue aber war so hingebungsvoll, dass Anthonys Gewinne in den letzten sechs Jahren größtenteils in die Unterstützung royalistischer Truppen geflossen waren, und alle seine bewunderswerten, bei der Durchführung von Schmuggel- und Freibeuterabenteuern erworbenen Fähigkeiten nun bei der Planung der Flucht des Königs nach Frankreich zur Anwendung kamen.
    »Welchen Eindruck machte Seine Majestät?«, fragte Ellen wissbegierig. »Ist er sehr entmutigt?«
    »Weniger als man meinen möchte.« Anthony trank einen Schluck Wein. »Er verhandelt durch Livesay noch immer mit den Schotten.« Er schnaubte. »Und er scheint sich noch immer in dem Glauben zu wiegen, diese Verhandlungen blieben dem Parlament verborgen.«
    »Du bist nicht dieser Meinung?«
    »Nein. Verzeih, Ellen, doch täuscht sich der König in diesem Punkt wie in so vielen anderen.«
    Ellens Mund verhärtete sich. »Wenn du nichts mehr tun willst, dann kann ich es dir nicht verargen.«
    Er lächelte und schob seinen Becher geistesabwesend hin und her. »Nein, das würdest du nicht. Aber meine Gefühle sind unwichtig, Ellen. Ich tue es für dich. Der Ausgang dieses Krieges interessiert mich nur insoweit, als jeder wieder ein freies Leben führen kann, sobald es Frieden gibt.«
    Ellen stand auf und ging in die Spülküche, um wenig später mit einer Schüssel Stachelbeerkompott und einem Krug dicker gelber Sahne wiederzukommen. »Die habe ich heute Morgen gelesen.«
    Anthony spürte, dass seine gleichgültige Haltung Ellen verdross, und dass sie kein Verlangen hatte, das Gespräch fortzuführen. Er bediente sich mit Obst und Sahne. »Ehe wir wieder gehen, werde ich noch die lose Tür am Ziegenstall annageln, damit der nächste starke Windstoß sie nicht wegreißt.«
    »Danke.« Ellen schob die Schüssel Adam zu, der sich am Gespräch kaum beteiligt hatte. Er war es gewohnt, in diesen Dingen Beobachter und nicht Teilnehmer zu sein.
    Anthony verzehrte seine Stachelbeeren und begab sich mit einem Wort der Entschuldigung hinaus. Bald hörte man Hammerschläge bis in die Küche.
    »Er ist in vielem seinem Vater so ähnlich«, sagte Ellen. »Deshalb verstehe ich nicht, wie er in diesem Punkt so anders sein kann. Edward war voller Leidenschaft und Ideale, auch voller falscher, doch glaubte er an so viel. Anthony scheint an nichts fest zu glauben … obwohl es keinen treueren oder besseren Freund geben könnte«, setzte sie hinzu, als sie Adams Stirnrunzeln bemerkte. »Aber was die Überzeugung betrifft… er scheint keine zu haben.«
    »Nun, er weiß ja, was sein Vater sich mit seiner Überzeugung einhandelte«, wandte Adam ein. »Und es war Überzeugung, die die Caxtons bewog, sowohl Sir Edward als auch seinen Sohn zu verstoßen – ein unschuldiges Neugeborenes, ihr eigen Fleisch und Blut, einfach fortzujagen. Wäre es nach ihnen gegangen, hätte das Kind den Tod gefunden. Auf die Spitze getrieben, kann Überzeugung sehr grausam sein.«
    Ellen seufzte. »Das

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