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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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bündig.
    Falls du eine Revanchepartie möchtest, bin ich entweder heute oder morgen Abend bereit. Ich werde um Punkt sechs am vorderen Tor auf dich warten.
    Sie lächelte versonnen, als sie Sand über die Tintenschrift schüttete, um sie zu trocknen. Es war der richtige Ton, entschieden und kompromisslos. Anthony sollte wissen, dass seine Gegnerin in diesem Turnier ihren eigenen Willen hatte. Sie konnte sich seinen Schock vorstellen, wenn er entdeckte, dass sie wusste, wie man mit ihm in Kontakt treten konnte. Er würde auch entdecken müssen, dass sie ein paar gezielte Fragen an ihn hatte und sich nicht mit seinen üblichen ausweichenden Antworten zufrieden geben würde.
    Nachdem sie ein Tuch um ihre Schultern geworfen hatte, verließ Olivia ihr Zimmer und lief aus dem Haus. Es war ein steiler Aufstieg auf den St. Catherine's Hill, doch hatte sie Rückenwind vom Meer her. Auf der Hügelkuppe spähte sie über die glitzernde Wasserfläche. War die
Wild Dancer
jetzt dort draußen? Würde jemand nach einem Signal von der Insel Ausschau halten?
    Sie wandte sich zur Betsäule um, die wenig mehr war als ein kleiner, locker gefügter Steinhaufen, der den Gipfel krönte. Es war klar, warum die Säule – ein auffallender, vom Meer wie auch vom Land aus meilenweit sichtbarer Punkt – zum Kontaktort gewählt worden war.
    Olivia kniete nieder, um die Steine zu untersuchen. Zwischen den zwei untersten Schichten befand sich ein kleiner eckiger Hohlraum, einem Schrankfach ähnlich. Sie steckte die Hand hinein und entdeckte eine weiße, eng um einen Stock gerollte Flagge. Diese holte sie hervor, tat stattdessen ihre Nachricht in den Hohlraum und steckte die Flagge oben auf die Betsäule, indem sie den Stock fest zwischen die Steine trieb.
    Die weiße Flagge flatterte unternehmungslustig in der frischen Brise. Nun bedurfte es nur eines Beobachters, der sie erspähte.
    Olivia nickte zufrieden und machte sich mit Gegenwind auf den Rückweg. Jetzt galt es, die Entwicklung abzuwarten.
    Anthony saß mit dem Rücken zum Mast und zeichnete zwei um einen Fischkopf zankende Möwen, als Mike später am Nachmittag sein Boot in den Klippeneinschnitt ruderte und längsseits der Fregatte ging.
    Mike kletterte an der Strickleiter hoch und schwang sich über die Schiffswand. »Eine Botschaft, Herr … in der Betsäule. Ich kann die Schrift nicht lesen, sie ist zu zierlich.« Er reichte Anthony das zusammengefaltete Stück Papier mit einem besorgten Stirnrunzeln.
    Anthony entfaltete das Schreiben und stieß einen Pfiff aus. »Wie zum Teufel …?« Er blickte fragend zu Mike auf.
    »Die Flagge war aufgesteckt. Erst dachte ich, Ihr würdet mich brauchen, weil wir auslaufen oder dergleichen. Aber als ich die Schrift sah, wusste ich, dass die Nachricht nicht von Euch sein kann.« Er zupfte ängstlich an seinem Ohrläppchen. »Wisst Ihr, um was es geht, Sir?«
    »Aber ja«, sagte Anthony leise. »Ich weiß genau, um was es geht. Aber ich weiß nicht, wie zum Teufel sie von der Betsäule erfuhr.« Er lehnte den Kopf an den Mast und schloss die Augen gegen die Sonnenstrahlen, die senkrecht in die kühlen grünen Tiefen der schmalen Bucht einfielen. »Jemand hat etwas verraten, Mike.«
    Mike zupfte noch heftiger an seinem Ohr. »Ich nicht, Herr.«
    »Nein, das nahm ich nicht an.« Anthony öffnete die Augen. Sein grauer Blick war unangenehm bohrend. »Aber jemand hat es getan.« In einer einzigen behänden Bewegung stand er auf. »Ich muss also einige Vorkehrungen treffen. Und für dich habe ich eine Aufgabe, Mike.«
    »Breeches«, sagte Olivia. »Ich möchte mir ein Paar Breeches von dir borgen, Portia. Röcke wehen im Wind und behindern einen nur.«
    »Was du willst, Kleines«, griente Portia entgegenkommend. »Ich hole dir ein Paar. Außerdem brauchst du ein Wams.« Sie verließ Olivias Schlafgemach mit ihrem gewohnten raschen Schritt.
    »Wie lange wirst du ausbleiben?«, fragte Phoebe. »Am Morgen wirst du doch zurück sein, oder?«
    Olivia entledigte sich ihres Unterrocks, ehe sie antwortete. »Ich denke schon … aber ich könnte aufgehalten werden«, gab sie in etwas vagen?, nachdenklichem Ton zurück. »Durch Wind und Gezeiten etwa.«
    »Wenn du bis zum Morgen nicht zurück bist, könnte ich Mistress Bisset sagen, dass du im Bett bleibst oder studierst oder nicht gestört werden möchtest«, meinte Phoebe zögernd. Sie hatte sich mit Olivias Plan noch immer nicht angefreundet. Da ihr aber nichts übrig blieb, als sich zu fügen, konnte sie ebenso

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