Die Braut des Ritters
Junge verschwunden war, ließ er sich zurücksinken, schloss die Augen und überlegte, was er hinsichtlich seiner Gemahlin tun sollte. Tun musste er auf jeden Fall etwas, nur wusste er nicht, was. Er war sich recht sicher, dass sie sich nicht mit Worten allein überzeugen lassen werde. Paen hatte sich, was derlei Dinge anging, nie als besonders gewandt betrachtet. Er fühlte sich wohler, wenn er handeln konnte, anstatt reden zu müssen. Und er hatte keine Ahnung, was er Avelyn sagen sollte, um ihr zu beteuern, dass er sie wirklich anziehend fand und körperlich begehrte. Er argwöhnte, dass er ihr bis zum Tag des Jüngsten Gerichts würde zureden können, ohne dass sie ihm Glauben schenkte. Der einzige Weg, sie zu überzeugen, bestand wohl in der Tat darin, ihr beizuliegen. Er war stark versucht, es augenblicklich anzugehen. Doch dafür wäre sie ihm hinterher nicht dankbar, was immer sie jetzt auch behaupten mochte.
Avelyn hatte ja keine Ahnung, auf was sie da drängte. Ohne sie liebkosen und streicheln zu können, war es Paen unmöglich, sie bereit zu machen für das, was folgen würde. Ohne seine Hände bliebe ihm allenfalls der Mund, um sie ...
Er fuhr so abrupt hoch, dass das Wasser überschwappte. Ein Sturm aus Bildern und Gedanken brauste ihm durch den Kopf: Wie Avelyn nackt vor ihm saß und er sich über ihren Schoß beugte; wie er sie küsste und mit der Zunge neckte, bis sie vor Leidenschaft aufschrie; wie er sich aufrichtete und in sie hineinstieß ...
„Verflucht, wieso ist mir das nicht früher eingefallen?“, knurrte er und brüllte nach seinem Knappen.
12. Kapitel
Avelyn kehrte in ihr Gemach zurück, wo sie einen zur Hälfte gefüllten Badezuber vorfand.
Runilda schürte das Feuer im Kamin. Es überraschte Avelyn, dass die Bediensteten es fertiggebracht hatten, Wasser für zwei Bäder gleichzeitig zu erhitzen, und fast wünschte sie, man hätte sich nicht solche Mühe gemacht. Denn eigentlich wollte sie nur noch ins Bett.
Die Unterredung mit Paen hatte sie entmutigt, wenngleich sie nicht mehr ganz so niedergeschlagen war wie zuvor. Sie nahm ihm nicht ab, dass er die Ehe aus Rücksicht auf sie nicht vollzogen hatte. Selbst er hatte eingestehen müssen, dass er es trotz seiner verletzten Hände hätte tun können - was, wie sie annahm, bedeutete, dass er schlicht keine Lust gehabt hatte. Andererseits war sie erleichtert gewesen zu erfahren, dass er zumindest den Mahlzeiten nicht deshalb fernblieb, weil er sie so sehr verabscheute.
Avelyn beeilte sich mit dem Bad, wickelte sich in ein Leinentuch und setzte sich ans Feuer, um ihr Haar trocknen zu lassen. Dort saß sie, als kurz darauf die Tür aufflog und Paen hereinkam.
„Mylord?“ Sie drehte sich auf dem Stuhl und starrte ihn verblüfft an. Er trug ebenfalls nur ein Leinentuch, wenn seines auch viel kleiner war und nur die Hüften bedeckte.
„Ich hab’s“, verkündete Paen anstelle eines Grußes. Sie betrachtete ihren frohlockenden Gemahl und wusste nicht recht, was sie von seinem Auftreten halten sollte. Sie hatte ihn nicht oft lächeln sehen, und irgendwie wurde ihr von seinem breiten Grinsen unbehaglich zumute.
„Was meint Ihr damit, Gemahl?“, fragte sie verwirrt.
Paen trat ans Fenster. „Kommt her, Frau.“
Avelyn musterte ihn aus schmalen Augen argwöhnisch, als ihr durch den Kopf schoss, was er vorhin über sie und das Fenstersims gesagt hatte. Er konnte doch unmöglich ...
Nay, sagte sie sich und stand widerwillig auf. Überflüssigerweise hatte er vorhin auch erwähnt, dass es wehtun würde. Dabei wusste sie längst, dass es unangenehm werden würde, ob nun mit oder ohne Hände. Ihre Mutter hatte dafür gesorgt, dass sie nicht unbedarft ins Brautbett stieg. Da sie erwartet hatte, dass die Ehe noch in der Hochzeitsnacht vollzogen werden würde, hatte sie Avelyn das Martyrium recht gründlich geschildert. Zudem hatte sie angefügt, dass es beim ersten Mal zwar schmerze, fürderhin aber durchaus angenehm sein könne, sofern Avelyn mit einem rücksichtsvollen Gemahl gesegnet sei.
Während Avelyn sich mit stockendem Atem angehört hatte, was genau ihr bevorstand, war es ihr schwergefallen, sich auszumalen, dass auch nur etwas davon angenehm sein könne. Aber ihre Mutter neigte nicht zum Lügen, also hatte sie das Gesagte hingenommen und abgewartet, ob es sich in der Hochzeitsnacht bestätigen werde. Und obgleich es nicht bis zur Besiegelung der Ehe gekommen war, hatten die Küsse und Liebkosungen ihres Gemahls ihr doch mehr
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