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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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eben das nicht zu tun.
    Sie ließ die Hand wieder sinken, zögerte kurz und öffnete die Tür.
    David hatte Paen gerade einen Löffel voll Eintopf in den Mund geschoben, als die Tür aufging. Paen drehte den Kopf in der Erwartung, seinen Vater zu sehen, und ver-schluckte sich beinahe, als stattdessen seine Gemahlin auf der Schwelle stand.
    Er starrte sie an. Avelyns überraschte Miene sagte ihm, dass sie nicht erwartet hatte, ihn hier vorzufinden, zumindest nicht essend.
    Paen ließ den Blick zurück zu seinem Knappen wandern. Er war überaus erleichtert darüber, den Jungen endlich zur Seite zu haben. Die ersten Tage nach dem Brand auf Straughton waren ihm als die schlimmsten seines Lebens erschienen. Dadurch, dass seine Hände verwundet waren, bereiteten ihm selbst die simpelsten Aufgaben Schwierigkeiten - essen, anziehen, baden. Selbst sich zu erleichtern war zu einem Akt der Demütigung geworden. Er konnte sich mit seinen bandagierten Stumpen zwar die Hosen über die Schenkel schieben, sie jedoch wieder hochzuziehen war äußerst knifflig. Sein Vater hatte ihm geholfen, wo er konnte, aber erniedrigend war das Ganze dennoch für Paen.
    Aye, der Tag, an dem sie Hargrove erreicht hatten, war ihm wie eine Erlösung erschienen. Von da an hatte der Junge ihm bei all diesen Dingen geholfen. Paen war zu stolz, irgendwen sonst wissen zu lassen, wie hilflos er war, auch wenn diese Unselbstständigkeit nur vorübergehend war. Also hatte er sich jede Mahlzeit von David weitab der anderen servieren lassen. Am ersten Abend ihrer Reise von Hargrove nach Gerville hatte der Junge ihn auf einer Lichtung am Fluss gefüttert. Am zweiten Abend, sie waren bereits auf Gerville, hatte Paen seinen Knappen David angewiesen, ihm das Nachtmahl hinauf in Adams altes Gemach zu bringen. Anschließend hatte der Bursche ihm beim Entkleiden geholfen, damit er baden konnte. Doch hier zog Paen dann auch die Grenze. Zwar hatte David ihm - widerstrebend - angeboten, ihn zu waschen, aber Paen hatte es nicht über sich gebracht, sich selbst oder den Jungen dieser Peinlichkeit auszusetzen. Er hatte sich damit begnügt, im Wasser zu weichen.
    Seither war jeder Abend nach demselben Muster verlaufen. Allmorgendlich half David ihm beim Ankleiden, folgte ihm den Vormittag hindurch, versah seine Knappenpflichten und kehrte mit ihm zum Mittagsmahl in den Wohnturm zurück. Paen wartete dann in Adams Kammer, während der Junge ihm aus der Küche etwas zu essen holte und ihn fütterte. Abends wiederholte sich alles. Später machte David ihn bettfertig, bevor er sich zu seiner eigenen Pritsche in einer Ecke begab.
    „Schon gut, David“, sagte Paen. „Ich bin satt. Du kannst den Rest zurück in die Küche bringen. “
    Der Knappe zauderte kurz. Es war ihm anzusehen, dass er sich zweifelnd fragte, ob Paen nach nur einer halben Schüssel wirklich satt sei. Trotzdem nickte er und ging an Avelyn vorbei aus der Kammer. Paen wandte sich seiner Frau zu, die noch immer unschlüssig auf der Schwelle zum Gemach stand. Endlich straffte sie die Schultern, trat in den Raum und schloss die Tür. Paen war wachsam und wartete darauf, dass sie etwas sagte - doch was sie schließlich sagte, traf ihn gänzlich unerwartet.
    „Also bleibt Ihr den Mahlzeiten nicht fern, um mich zu meiden?“
    Vor Bestürzung blieb ihm der Mund offen stehen. Rasch klappte er ihn wieder zu und meinte: „Wie kommt Ihr denn darauf?“
    Avelyn atmete leise seufzend aus. „Weil Ihr mir andauernd auszuweichen scheint. Sobald ich einen Raum betrete, verlasst Ihr ihn kurz darauf, so wie vorhin, als ich in der Halle auftauchte. Seit wir hier eingetroffen sind, habt Ihr nicht einmal neben mir an der Tafel gesessen. Und auf Hargrove habt Ihr zwar in einer Kammer mit mir geschlafen, aber das Zelt habt Ihr während der Reise nicht mit mir teilen wollen - ebenso wenig wie Euer Bett hier auf Gerville.“ Den letzten Teil sprach sie hastig, die Wangen flammend rot.
    Er blinzelte verwirrt. „Ich habe die Halle vorhin verlassen, weil es Zeit für das Nachtmahl war, das ich, wie Ihr ja nun wisst, hier oben einnehme.“
    „Aye, jetzt weiß ich, warum Ihr die Halle verlasst“, erwiderte sie leise. „Aber“, murmelte sie und senkte den Kopf, „das erklärt nicht Euren Widerwillen, das Ehebett mit mir zu teilen ... Ich verstehe ja, dass Ihr mich nicht wollt. Mir ist klar, dass ich nicht gerade hübsch ...“
    Paen schnaubte, und sie schaute auf und sah ihn ungehalten an.
    „Es besteht kein Grund, sich zu mokieren,

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