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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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würden.
    „Vielleicht hätten wir lieber reiten sollen.“
    Diamandas Stimme riss Avelyn aus ihren Gedanken. Sie schaute sich um. Vom Pferderücken aus war es ihr nicht allzu weit vorgekommen, doch zu Fuß dauerte es länger. Immer noch war es keine große Entfernung, doch Avelyn mutmaßte, dass Diamanda auf Gerville Castle ziemlich verhätschelt worden war und ihr ständig eine  Schar Bediensteter zur Verfügung gestanden hatte. Lange Fußwege waren gewiss nicht Teil ihres Lebens gewesen.
    „Es kann nicht mehr weit sein, Diamanda. Bestimmt liegt das Dorf hinter der nächsten Wegbiegung.“
    Diamanda schnaubte skeptisch. „Oh“, hauchte sie dann überrascht, als sie hinter der Biegung wirklich das Dorf ausmachten.
    Es war klein und nicht besonders wohlhabend, aber das hatte Avelyn ja bereits gewusst. Was sie nicht erwartet hatte, war, wie elendig es tatsächlich um die Menschen hier bestellt war. Der Weiler und seine Bewohner mussten unter Legeres Führung wahrlich gelitten haben, und Avelyn argwöhnte, dass sich ihr Vorhaben schwieriger als geplant gestalten werde.
    „Sie scheinen nicht gerade erbaut zu sein, uns zu sehen.“ Diamanda drängte sich dichter an Avelyn, als sie sich ein paar Frauen näherten, die vor einer Reihe winziger, schäbiger Hütten am Dorfrand standen und schwatzten. Die Frauen wandten sich um und gafften sie kalt und abweisend an. „Wir werden doch nicht mit ihnen reden, oder?“
    Avelyn hörte die Furcht in der Stimme des Mädchens, gab ihrer eigenen Hasenherzigkeit nach und schüttelte den Kopf. „Nay, wir gehen ins Dorf hinein. Vielleicht finden wir ja jemanden, der hilfsbereiter wirkt.“
    Diamanda gab einen Laut von sich, der Zustimmung bekunden mochte oder auch nicht. „Seid Ihr sicher, dass das eine gute Idee ist?“
    „Aye“, sagte Avelyn energisch, dennoch beschlichen sie erste Zweifel. Was ihr vorhin wie eine brillante Idee erschienen war, sah mit jedem schweigend grollenden Dörfler, den sie passierten, nicht mehr ganz so brillant aus. Als sie die Dorfmitte erreichten, argwöhnte sie gar, dass sie das Dorf nicht verlassen würden, ohne angegriffen worden zu sein, und sei es auch nur mit Worten.

16.Kapitel
    Wir werden verfolgt“, murmelte Diamanda nach einem flüchtigen Blick über die Schulter. -
    Avelyn schaute sich nicht um. Sie hatte die stetig wachsende Menge längst bemerkt, die ihnen auf den Fersen war. Nicht zuletzt dadurch hatte ihr Vertrauen in diese Unternehmung einen gehörigen Dämpfer erhalten.
    Ein wenig verzagt sah sie sich um. Stehen bleiben wollte sie nicht, für den Fall, dass dies die Meute zu Worten oder gar Taten bewog. Die kleinen Holzhütten am Rande der Ansiedlung wichen zur Dorfmitte hin mehreren größeren Gebäuden aus Lehmflechtwerk, in denen sowohl gewohnt als auch gewerkelt wurde. An dem ansehnlichsten von ihnen hing ein Schild, dessen Aufschrift so verblasst war, dass nur noch das Wort „Wirtshaus“ zu lesen war.
    Dankbar strebte Avelyn darauf zu, wobei sie sich zwang, gemessenen Schritts zu gehen.
    Die drei Frauen betraten die schummrige Schenke, zogen die Tür hinter sich zu und atmeten befreit auf. Ihre Erleichterung verflüchtigte sich jedoch, sobald ihre Augen sich an das trübe Licht gewöhnt hatten. Sie befanden sich in einem Raum von mittlerer Größe, der nur von einigen Fackeln ausgeleuchtet wurde. Zwei ausladende Tische standen auf je einer Seite der Gaststube, und genau gegenüber vom Eingang führte eine Tür nach hinten, vermutlich in die Küche. Sechs Männer waren im Raum versammelt - fünf Kunden, die sich auf die beiden Tische verteilten, und ein Kerl, der nur der Wirt sein konnte. Er stand genau vor ihnen, die Arme verschränkt, die ganze  Haltung feindselig. Alle Anwesenden beäugten sie misstrauisch und voller Abneigung.
    Avelyn seufzte in sich hinein. Jeder hier musste auf den ersten Blick erkannt haben, dass sie von der Burg kamen. Wenn nicht die Tatsache, dass sie nur einen kurzen Fußmarsch hinter sich haben konnten, so verriet sie doch spätestens ihre Kleidung - oder zumindest Diamandas kostspielige Gewandung. Ihr eigenes Kleid, stellte sie gequält fest, passte hervorragend zur Garderobe der Dörfler. Zwar war es aus hochwertigem, teurem Tuch gefertigt, dabei aber dunkel, reizlos und unförmig, so wie die Kleider der meisten hier.
    Sie straffte die Schultern, gab vor, die stummen, hasserfüllten Blicke nicht zu bemerken, und führte Diamanda und Runilda zu einem freien Platz am rechten Tisch. Während die

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