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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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anderen beiden sich setzten, blieb Avelyn stehen, denn sie hielt es für unwahrscheinlich, dass sie bedient würden. Sie fragte deshalb Diamanda und Runilda, ob sie etwas essen und trinken wollten. Obwohl Diamanda noch auf dem Hinweg über Hunger geklagt hatte, schüttelte sie nun den Kopf. Offenbar war ihr der Appetit vergangen. Selbst Runilda lehnte ab.
    Avelyn nickte, schritt dem Wirt entgegen und lächelte ihn einnehmend an. Sie sah Überraschung in seinen Augen aufblitzen, doch ansonsten zeigte er keinerlei Regung. Er fragte nicht einmal, was sie wolle. Aye, diese Menschen wünschen uns wahrlich weit fort, dachte sie und seufzte innerlich, ehe sie den Wirt mit noch mehr Herzlichkeit anstrahlte.
    „Ich hätte gern ... “ Sie ließ den Blick über die übrigen Gäste schweifen. Die meisten, stellte sie fest, aßen eine Art Fleischpastete. Das war wohl das Beste, was dieses Haus zu bieten hatte. Sie wies auf den Mann, der ihr am nächsten saß. „Ich hätte gern drei von diesen Pasteten, drei Becher Met und ein Bier, bitte.“
    Wieder lächelte sie ihn an, als merke sie nichts von der  Ablehnung, die in der Luft lag. Anschließend gesellte sie sich zu Diamanda und Runilda, da sie fürchtete, der Wirt könne sich weigern, sie zu bedienen, wenn sie ihm erst Zeit zum Überlegen gab. Sie hielt den Atem an, gespannt, was er tun werde. Als sie sich zwischen Diamanda und Runilda auf die Bank quetschte, stand er weiterhin unschlüssig da, verschwand aber endlich mit einem ärgerlichen Schnauben in der Küche.
    Langsam ließ Avelyn den angehaltenen Atem entweichen, froh darüber, dass der Mann sie zumindest nicht hinausgeworfen hatte.
    Schweigend warteten sie auf ihre Mahlzeit. Die kam geschwind. Schon nach wenigen Augenblicken war der Wirt zurück und knallte die Becher vor ihnen auf den Tisch.
    „Weshalb habt Ihr vier Becher bestellt?“, wollte Diamanda wissen, als er wieder in die Küche gestapft war.
    „Weil ich sowohl den Met als auch das Bier kosten möchte“, erwiderte Avelyn. Zunächst probierte sie den Met. Vorsichtig nahm sie einen ersten Schluck und entspannte sich, als das Getränk weder säuerlich noch anderweitig ungenießbar schmeckte. Fast hatte sie befürchtet, der Mann könne irgendetwas mit ihren Speisen anstellen, um sie ihnen zu vergällen - wobei die Pasteten bislang nicht auf dem Tisch waren, ermahnte sie sich, während sie den Met absetzte und nach dem Bier griff.
    Als sie das Gebräu auf der Zunge hatte, stutzte sie. Der Met war von durchschnittlicher Güte, aber das Bier war hervorragend. Außerordentlich.
    „Wer braut das Bier?“, fragte sie, als der Wirt mit den Pasteten erschien.
    „Ich“, hörte sie eine weibliche Stimme. „Was ist damit?“
    Hinter dem Wirt war eine Frau erschienen. Sie stand in der Küchentür und musterte sie kühl. Die Wirtin, wie Avelyn annahm. Vermutlich hatte sie nur einen kurzen  Blick auf die Leute von der Burg werfen wollen, war bei Avelyns Frage jedoch vorgetreten.
    „Mein Respekt, gute Frau“, sagte Avelyn ernst. „Es ist ausgezeichnet. Ein besseres Bier habe ich selten getrunken.“
    Der Blick der Frau wurde noch eine Spur abweisender, so als argwöhne sie, Avelyn bezwecke etwas mit dem Lob.
    „Auch der Met ist gut, aber nicht so gut wie das Bier“, fuhr Avelyn fort.
    Die Aufrichtigkeit schien die Frau davon zu überzeugen, dass Avelyn nicht versuche, ihr Honig ums Maul zu schmieren. Ihre Miene wurde ein wenig weicher, sodass sie nicht mehr ganz so düster dreinblickte. „Der Met ist mir dieses Mal nicht so gelungen“, räumte sie ein. „Für gewöhnlich ist er besser.“
    Avelyn nickte. Sie glaubte ihr. „Darf ich fragen, wie du heißt?“
    Die Frau zauderte. „Avis“, erwiderte sie knapp.
    „Hab Dank, Avis. Ich bin Avelyn of Straughton.“ Sie lächelte. „Sag, könntest du Met und Bier auch in größeren Mengen brauen?“
    Die Frau blinzelte, offenbar aus der Bahn geworfen. „Könnt ich schon“, entgegnete sie wachsam.
    „Dann möchte ich dich bitten, dies zu tun und so viel wie möglich zur Burg zu schicken.“
    Avis zögerte. Wahrscheinlich überlegte sie, ob sie es sich leisten konnte, Avelyn zum Teufel zu jagen. Doch als die ihr sagte, was sie pro Fass zahlen wolle, riss sie die Augen auf.
    Alle im Schankraum waren verstummt. Avelyn wartete auf eine Entgegnung, aber Avis schien es die Sprache verschlagen zu haben. Das Dorf war so arm, dass wohl niemand hier viel Geld für Alltagsgüter ausgeben konnte, und was Avelyn geboten

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