Die Braut des Ritters
würde, als das Geld einem anderen Ort zufließen zu lassen. Da du aber nun einmal töricht genug bist, den Gewinn deinem Stolz zu opfern ... “
Avelyn zuckte mit den Schultern, wandte sich um und ging auf Runilda und Diamanda zu, die noch immer bei der Tür warteten. Sie hatte keine zwei Schritte getan, als der Bäcker sie aufhielt.
„Wartet“, sagte er.
Vor Erleichterung wäre Avelyn fast in sich zusammengesackt. Aber da sie aller Augen auf sich spürte, verbarg sie ihre Gefühle und machte ohne viel Aufhebens kehrt, um mit dem Mann die Bedingungen auszuhandeln. Als sie sich kurz darauf erneut abwandte, lächelte der Bäcker, und in seinen Taschen klimperte es.
Avelyn schritt Runilda und Diamanda voraus zum Ausgang. Die Meute verstummte und teilte sich, als Avelyn sich näherte. In der Tür verharrte sie und ließ den Blick über das Meer aus Gesichtern schweifen. Unmöglich, die übrigen Werkstätten und Läden des Dorfes auszumachen, denn die Menschenmasse versperrte ihr die Sicht. Daher wusste sie nicht, wohin sie sich als Nächstes wenden sollte. Nach kurzem Zögern rief sie: „Gibt es Zimmerleute unter euch?“
Mehrere Hände schossen hoch. Ein Mann jedoch hielt sich damit nicht auf, sondern kämpfte sich gleich nach vorne durch. „Ich bin Zimmermeister“, verkündete er.
Avelyn dachte kurz nach. „Hast du die Tische im Wirtshaus gebaut?“, fragte sie. Es waren gute, stabile Tafeln, bestehend aus Tischplatten, die auf Böcken ruhten und aussahen, als ließen sie sich leicht auf- und abbauen. Die Stützen waren zudem mit feinem Schnitzwerk verziert.
„Aye.“ Er wirkte überrascht.
Sie nickte. „Für meine Bestellung wirst du Hilfe benötigen.“
„Die habe ich, sollte ich sie brauchen“, sagte er ruhig. Er wirkte nicht so, als glaube er ihr.
Avelyn ging nicht auf seine Skepsis ein. „Ich brauche Tische“, setzte sie an. „Sie müssen Platz für zweihundert Soldaten, Knechte und Mägde bieten. Und natürlich Bänke. Und vier Stühle für die hohe Tafel. Vier weitere Stühle für den Platz vor dem Kamin und - halt, sagen wir lieber sechs Stühle für den Kaminplatz“, berichtigte sie sich. Lord und Lady Gerville würden sie gewiss oft besuchen, und Avelyn hatte keine Ahnung, wie lange Diamanda und Lady Helen bleiben würden. Da schien es ihr klüger zu sein, sechs Stühle in Auftrag zu geben. „Drei große Betten“, fuhr sie fort und stockte abermals, weil sie sich fragte, wie viel Geld sie insgesamt ausgeben sollte. Konnte sie es sich leisten, auch für jedes Schlafgemach noch einen Stuhl anzufordern? Es wäre schön, auf einem Stuhl sitzen zu können, wenn sie sich am Feuer in ihrer Kammer das Haar trocknete. Hätten sie gar zwei Stühle, könnten Paen und sie in kalten Winternächten gemeinsam am Kamin sitzen.
Sie entschied sich für die Stühle. Schließlich besaß sie eigenes Geld. Ihre Eltern hatten sie stets verwöhnt, und in den Truhen voller Hausrat, die sie ihr mitgegeben hatten, befanden sich auch Münzen. „Außerdem noch sechs weitere Stühle für die Schlafgemächer und ein paar kleinere Tische.“
Daraufhin war es einige Augenblicke lang mucksmäuschenstill. Schließlich räusperte sich der Zimmermann und sah sie betreten an. „Selbst wenn jeder fähige Mann hier mir zu Hand geht, wird es einige Zeit dauern, eine solche Menge an Möbeln zu fertigen, und ... “
„Das ist mir bewusst“, beschwichtigte Avelyn ihn. Seine Aufrichtigkeit imponierte ihr. Jeder andere Handwerker hätte nur aufs Geld geschielt und wäre so unklug gewesen zu versichern, dass er die Bestellung im Nu fertig haben werde. „Gewiss hätte ich die Möbel gern so rasch wie möglich“, erklärte sie und achtete darauf, deutlich zu sprechen, damit ein Gutteil der Menschen ihre Worte hörte. „Aber ich bin bereit zu warten, denn ich möchte, dass der Gewinn aus diesem Geschäft unserem Dorf zugutekommt.“
Der Zimmermeister nickte bedächtig. „Was hättet Ihr gern zuerst, Mylady?“
„Die Tafeln. Danach die Betten, dann die Stühle und zum Schluss die Beistelltische.“ Avelyn betrachtete die Menge und spürte, dass die Stimmung umgeschlagen war. Sie hatte die Menschen nicht mit Haut und Haar für sich gewonnen, doch immerhin schwankten sie innerlich.
Sie hob den Kopf und rief: „Gibt es hier vielleicht auch einen Krämer, der mich mit Kräutern versorgen kann?“
„Oh, Avy, das habt Ihr großartig gemacht! “, jubelte Diamanda, als sie das Dorf am späten Nachmittag
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