Die Braut des Ritters
verließen.
„Nicht wahr?“ Avelyn lächelte breit, berauscht von ihrem Erfolg. Anfangs hatte es gar nicht gut ausgesehen, und eine Weile lang hatte sie befürchtet, einen kapitalen Fehler begangen zu haben. Aber letzten Endes hatte sich ja doch noch alles zum Guten gewendet. Sie war sehr zufrieden.
„Wirklich, ich bin beeindruckt“, gestand Diamanda. „Wenngleich ich mich frage, wo Ihr den Mut hergenommen habt, als der Bäcker so abscheulich zu uns war. Wie Ihr ihn angefahren und auch noch töricht geheißen habt, war einfach fabelhaft.“ Sie machte große Augen. „Ich hätte nie den Schneid aufgebracht, so zu kontern.“ Avelyn blinzelte. „Ihn angefahren?“
„Und wie!“ Diamanda legte ihr schwungvoll einen Arm um die Schultern und zog sie übermütig an sich.
„Nay. “ Avelyn schüttelte den Kopf. So sehr hatte sie gar nicht gewettert, oder? Fragend sah sie ihre Kammerfrau an. „Ich habe ihn doch nicht etwa angefahren?“
„Wie ein Fischweib habt Ihr gezetert“, beschied Runilda ihr stolz.
Entgeistert starrte Avelyn sie an, und Runilda und Diamanda brachen in Gelächter aus.
„Ihr wart wirklich großartig!“, beteuerte Diamanda. „Wenn ich einmal heirate, möchte ich so werden wie Ihr. “ Avelyn verzog den Mund zu einem ironischen Lächeln. Nachdem sie sich ihr Leben lang unzulänglich gefühlt und gewünscht hatte, sie wäre jemand anderes, war es höchst merkwürdig, dass jemand plötzlich so wie sie sein wollte. Allerdings hatte sie sich heute selbst beeindruckt. Vielleicht, dachte sie hoffnungsfroh, werde ich ja doch keine solch katastrophale Versagerin von Ehefrau sein, wie ich befürchtet habe.
Durch ihren Triumph noch immer beschwingt und zusätzlich gestärkt durch Diamandas unverhohlene Bewunderung, legte Avelyn den Rückweg zur Burg in Hochstimmung zurück - die sich jedoch jäh verflüchtigte, sobald sie die große Halle betrat.
„Da seid ihr ja, ihr drei!“ Lady Gerville eilte auf sie zu, schenkte ihnen ein strahlendes Lächeln und wies mit einer umfassenden Geste auf die Halle, in der sich einiges verändert hatte. „Was meint ihr? Schon viel heimeliger, nicht wahr?“
„Ihr ...“ Avelyn starrte auf die Tische und Bänke in der Mitte der Halle und die kleine Stuhlgruppe am Kamin. Fassungslos schüttelte sie den Kopf. Sie fühlte ihre Fröhlichkeit versickern wie Wasser aus einem Eimer mit Leck. „Ihr habt Möbel mitgebracht.“
„Aye. Sie waren auf den Fuhrwerken, mit denen das Gesinde gekommen ist. Ich habe nichts gesagt, weil ich Euch überraschen wollte.“ Ihr Lächeln wurde eine Spur blasser, als sie Avelyns Miene sah. „War das etwa nicht in Eurem Sinne? Ich hatte geglaubt, es würde etwas wohnlicher hier durch ... Nun, es war doch kein einziges Möbelstück da.“
„Oh, es ist wunderbar“, sagte Avelyn hastig, als ihr aufging, wie unhöflich sie sich gab. „Ganz wunderbar. Und in der Tat viel wohnlicher.“
„Aber wir haben gerade erst im Dorf Möbel und alle möglichen anderen Dinge bestellt“, platzte Diamanda heraus.
„Im Dorf, sagst du?“
Avelyn warf einen Blick über die Schulter und sah ihren Schwiegervater und Paen eintreten. Beide Männer blickten finster drein.
„Ihr seid ins Dorf gegangen?“, knurrte Paen. „Das war gefährlich. Ich habe Euch doch gesagt, dass die Leute nicht glücklich über unsere Anwesenheit sind.“
„Lady Avelyn hat ihre Sache großartig gemacht“, hielt Runilda ihm mit fester Stimme entgegen. „Ihre Mutter wäre stolz auf sie.“
„Aye“, meldete sich Diamanda zu Wort. „Als der Bäcker ihr gegenüber grob geworden ist, hat sie es ihm mit gleicher Münze heimgezahlt und ihn ausgezetert wie ein Fischweib.“
Avelyn schloss die Augen und stöhnte innerlich, als Diamanda und Runilda brühwarm die im Dorf durchlebten Abenteuer auftischten. Darauf folgte ein langes Schweigen, und als Avelyn seufzend die Augen wieder aufschlug, stellte sie fest, dass alle sie anstarrten. „Natürlich werde ich die Bestellung der Möbel rückgängig machen und ... “
„Kommt gar nicht infrage!“, donnerte Wimarc Gerville. „Ihr habt heute mehr getan, um das Verhältnis zu den Dorfbewohnern zu bessern, als ich je mit Worten vermocht hätte. Wir werden das Mobiliar hierlassen, bis Euer Zimmermann für Ersatz gesorgt hat, und es dann wieder mit nach Gerville nehmen. Unsere Burg sieht ohnehin recht kahl aus ohne die Sachen. “
„Und die Brote und übrigen Dinge, die Ihr beim Bäcker bestellt habt, werden uns ebenso
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