Die Braut des Satyrs
zu weichen, während sie wartete. Eine einzelne Träne rann über ihre Wange. Sie presste die Fäuste zwischen ihren Brüsten zusammen, in denen sie die rote Wolle ihres Umhangs hielt, als sie sich über das Brückengeländer beugte. Ihr ganzer Körper war angespannt, einen Hauch entfernt von ihrem ersten Orgasmus.
Dann zerriss ein heiserer Schrei die Luft, und der Mann im Park erreichte seinen Höhepunkt, begleitet von dem femininen Aufschrei seiner Partnerin.
O Gott!
Die riesige Welle brach sich in Juliette, und ihr Blut begann, schwallartig zu kursieren, wirbelte durch jede Vene und Arterie auf ein Ziel zu. Zwischen ihren Beinen schwoll ihre glänzende rosige Scham an und öffnete sich zu einem stummen leidenschaftlichen Seufzer.
Mit einem erstickten Schrei kam sie in schubartigen, erschütternden Krämpfen, die so rasch aufeinanderfolgten, dass es ihr den Atem raubte. Ihre Scheide zuckte und bebte in einem ekstatischen Rhythmus. Unwillkürlich wanderte ihre Hand tiefer und umfing sie durch ihre Kleider. Sie wollte dieses Verzücken auf immer festhalten, wobei sie hoffte, dass niemand sie sah.
Ja, das war es, wonach sie sich gesehnt hatte!
Vergessen waren die Gründe, weshalb sie es sich so lange verwehrt hatte. Vergessen waren die Schuld und der Schmerz des Verlustes, der zu ihrer Enthaltsamkeit während der letzten drei Jahre geführt hatte.
Das Gedränge hinter ihr nahm ab, doch sie war außerstande, die Chance zu nutzen. Wie versteinert stand sie da, konnte nicht fliehen, denn unter dem fortdauernden Orgasmus verschmolzen ihre Innenschenkel miteinander.
Das Gesicht der anderen Frau unten blieb verborgen und anonym, doch nun bewegte der Mann sich so, dass ihre Beine zwischen seinen zu sehen waren. Etwas an dem Körper der Frau war unnatürlich, stellte Juliette fest. Ungläubig beobachtete sie, wie beide Beine sich zwischen seinen seltsam nach oben bogen, auf eine Weise, die Knie gewöhnlich gar nicht zuließen.
Ihre Beine waren zusammengewachsen! Und sie endeten unten in einem Schwanz, dessen Flossenenden sich um die Wade des Mannes wickelten.
Nein! Sieh nicht hin! Juliette kniff die Augen zu, weil sie sich vor dem fürchtete, was geschehen könnte, sollte sie ihrer Phantasie freien Lauf lassen.
Leider war es zu spät.
Entsetzt klatschte Juliette beide Hände auf ihre Schenkel und befühlte ihre langen Muskeln durch die Stoffschichten. Die Haut zwischen ihnen, vom Schritt bis zu den Knien, begann, zu kribbeln und weicher zu werden. Sie verwandelte sich. Ein Bein fing an, das andere zu küssen, sehnte sich danach, mit ihm eins zu werden, genau wie bei der Kreatur, die unter dem Mann lag.
Sie presste ihre Hände wie zum Gebet zusammen und schob sie mitsamt ihren Röcken zwischen ihre Schenkel. Doch so energisch sie auch drückte, rüttelte und stach, half es nichts. Die Muskeln wurden weicher, verliefen ineinander.
Ihre Beine knickten ein und wollten sie nicht mehr halten. In letzter Sekunde klammerte sie sich an das Brückengeländer, als gelte es ihr Leben.
Sie wandelte sich! Drei Jahre lang war es ihr nicht mehr passiert, und sie hatte geglaubt, dem »Fluch« entwachsen zu sein, wie ihre Pflegemutter es genannt hatte.
Ach, warum war sie heute nur ausgegangen? Wieso war sie so lange draußen geblieben? Und vor allem: Warum hatte sie diesem Paar zugesehen?
Der Mann im Park verlagerte abermals sein Gewicht und enthüllte dabei das Gesicht der Frau unter ihm. Ein weibliches Augenpaar von derselben Form und meergrünen Farbe wie Juliettes blickte zu ihr auf. Sogleich erstarrten die Hände der Frau auf dem Rücken ihres Geliebten, während sich ihr und Juliettes Blick begegneten.
Ein eisiger Schauer lief Juliette über den Rücken. Sie schluckte, bevor ihr ein einziges Wort entwich.
»Elise?«
Ihr leises Flüstern hätte niemand von den Menschen auf der lärmerfüllten Brücke hören können. Doch kaum kamen ihr die Silben über die Lippen, erschauderte der maskuline Riese unter ihrer Wucht. Er stützte sich auf seine Arme und schaute zu ihr nach oben.
Die Frau in seinem Schatten sah immer noch unglücklich zu Juliette hinauf, die jedoch nur noch den Mann wahrnahm.
Im ersten sanften Mondschein wirkte er wie ein wunderschöner heidnischer Gott. Seine braunen Augen leuchteten wie edelster Bernstein, der Krone eines Krösus würdig. Auf seinem Gesicht spiegelte sich der bläuliche Glanz der Frau unter ihm. Sein Kinn war kantig, seine Nase gerade und sein Hals lang und stark mit einem deutlich
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