Die Braut des Satyrs
Phylloxera.«
Er beugte sich vor. »Und? Was haben sie entdeckt?«
»Bisher haben sie noch kein wirklich wirksames Mittel gefunden, aber seine Brüder arbeiteten noch weiter daran, als er abreiste. Der mittlere Bruder, Raine, versprach sich offenbar einiges von einer Rebenkreuzung, verfolgt nun aber eine andere Spur: das Verpfropfen von amerikanischen Reben mit italienischen.« Sie fuhr fort, ihm detailliert zu berichten, was sie ihrem ahnungslosen Opfer heute Nacht über den Stand der Forschung auf dem Satyr-Gut hatte entlocken können.
»Und? Was hast du sonst noch herausgefunden?«
Dass er zwei männliche Geschlechtsorgane anstelle von einem in der Hose verbirgt, dachte sie bei sich, doch dieses Wissen würde sie Valmont nicht enthüllen.
»Er hält Tiere auf seinem Anwesen«, antwortete sie stattdessen. »Wilde Tiere, ungefähr einhundert.«
Valmont riss die Augen weit auf. »Was für Tiere?«
Sie zählte alle auf, an die sie sich erinnerte. »Emus, Antilopen, Bisons, Karibus, Gazellen, Giraffen. Und Wildkatzen – Leoparden, Luchse, Geparden, Jaguare und andere. Aber zwei Panther scheinen ihm besonders am Herzen zu liegen. Das Weibchen ist trächtig und wird bald werfen. Er macht sich Sorgen, ob alles gutgeht, und es gefällt ihm nicht, ausgerechnet jetzt weit von zu Hause weg zu sein.«
Sie redete noch eine Weile weiter, fütterte Valmont mit Informationsbrocken, von denen sie hoffte, dass sie nicht zu Lyons Schaden verwendet werden konnten.
Als sie fertig war, lehnte Valmont sich zurück und rieb sich nachdenklich die Knie. Juliette nutzte es, dass er in Gedanken versunken war, und entspannte sich … bis sie das Stadthaus erreichten.
»Dann gute Nacht«, sagte sie zu ihm, sobald sie drinnen waren.
»Leiste mir noch auf ein Glas Gesellschaft!«, erwiderte er. Widerwillig folgte sie ihm in den Salon.
Sie stand neben dem berüchtigten Brunnen und sah ihm zu, wie er zwei Gläser mit Absinth füllte. Dazu balancierte er einen geschlitzten Löffel auf den Glasrändern aus, in dessen Mitte er einen Zuckerwürfel legte. Seine Hände zitterten so arg, dass er den Zucker beim zweiten Glas fallen ließ und es noch einmal versuchen musste. In jüngster Zeit sprach er dem Absinth mehr als sonst zu, was sowohl seine Sinne als auch seine Reflexe beeinträchtigte.
»Ich bin müde, Monsieur«, ließ sie ihn wissen, doch er ignorierte sie.
Er stellte die Gläser unter den Brunnenstrahl und öffnete zwei der Speier, aus denen Eiswasser tröpfelte, das den Zucker auflöste und den Alkohol verdünnte.
»Hat er dich gebeten, wieder zu ihm zu kommen?«
»Non.«
Sie fühlte, wie sie errötete, während sie zusah, wie die Flüssigkeit in den Gläsern sich milchig verfärbte. Anis, Fenchel und andere Kräuterzutaten entließen ihr Aroma in die Luft, und binnen kürzester Zeit nahm das Getränk einen schönen grünlichen Ton an.
Valmont musterte sie, als er sein Glas hob und daran nippte. »Du solltest inzwischen klug genug sein, mich nicht zu belügen,
ma chérie
. Also, noch einmal – oder soll ich die junge Fleur einladen, mich zu unterhalten? Natürlich kann ich nicht erlauben, dass du an unserem Spiel teilnimmst, denn du würdest uns womöglich beide verhexen. Aber du gäbst ein hübsches Publikum ab.«
»Er behauptete, dass er mich heiraten will«, platzte es aus ihr heraus.
Valmont wirkte auf einmal hochzufrieden. »Ah! Du hast mir also doch noch etwas gebracht!«
Sichtlich erfreut nahm er das zweite Glas in die Hand und reichte es ihr, als wäre es eine Belohnung. »Nun, fangen wir von vorn an: Was genau hat er gesagt?«
Da sie sich ihre Tropfen verweigert hatte, war ihr die Aussicht auf ein anderes Betäubungsmittel nicht unwillkommen. Sie trank von ihrem Absinth und fühlte das wohlige Brennen, während sie eine ausgeschmückte Version von Lyons Antrag zum Besten gab.
»Er ist nicht der Erste, der mir unter dem Einfluss von Alkohol sagte, er wolle mich heiraten«, erinnerte sie ihn. »Und sein Antrag ist nicht mehr von Bedeutung, denn ich ließ ihn alles vergessen, was heute Abend geschah.«
Sie wandte den Kopf ab, was Valmont sogleich misstrauisch machte. Er packte ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich, so dass sie den Hals recken musste. »Er hat dich als sein markiert.«
Unwillkürlich wanderte ihre Hand zu der Verfärbung, die exakt die Form eines Mundes hatte. »Deine Stimmung passt zur Farbe deines Getränks.«
Er lachte leise und ließ sie los. »Ich bin nicht eifersüchtig,
pauvre
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