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Die Braut des Satyrs

Die Braut des Satyrs

Titel: Die Braut des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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träume vom Liebesakt mit mir! Träume, dass du mich auf all die vertrauten Weisen berührst, wie du es niemals tun wirst.«
    An dieser Stelle überließ sie es gewöhnlich der Phantasie der Männer, sich ihren Akt mit ihr auszumalen. Aber diesmal wollte sie es nicht.
    Szenen von ihnen beiden zusammen – von ihr mit ihm, die sich all den wilden fleischlichen Vergnügungen hingaben, die sie sich in ihrem einsamen Bett erträumt hatte, flossen aus ihr, während ihr Mund auf seinem hin und her strich.
    »Erinnere dich an diese Bilder, und genieße sie!«, murmelte sie. »Aber jetzt musst du schlafen, genau wie alle anderen vor dir. Und wenn du aufwachst … glaube! Glaube, dass die nächtlichen Phantasien von unserer gemeinsamen Zeit real waren. Aber belasse es dabei! Begnüge dich mit der schönen Erinnerung an eine Frau, die du auf jede erdenkliche Weise genossen hast, die wiederzusehen du jedoch keinen Drang empfindest.«
    Sie hob den Kopf ein Stück und beobachtete, wie die falschen Eindrücke in ihn flossen, sich in sein Gedächtnis eingruben. Dann zog sie sich ganz zurück.
    An seiner Schlafzimmertür blieb sie stehen. Der Wunsch, einen letzten Blick auf ihn zu werfen, war beinahe übermächtig. Doch sie besiegte ihn und ging hinaus, wobei ihr war, als ließe sie ein lebenswichtiges Organ zurück.
    Nachdem sie das Messer in die Küche zurückgebracht hatte, stopfte sie die ruinierte Hose in ihren Korb zu den Kochutensilien und den Resten der Gerichte.
    Hinter ihr schloss sich die Tür der Hotelsuite fast lautlos, und sie eilte zur Treppe. Dieses Ritual hatte sie Dutzende Male bei Dutzenden Männern durchgeführt. Er würde nicht vor morgen früh aufwachen. Das taten sie nie.
    Und wenn er erwachte, würden ihm lediglich die Erinnerungen an diese Nacht bleiben, die sie ihm gegeben hatte. Wie alle anderen vor ihm würde er niemals erfahren, dass sie ihn bestohlen hatte, denn ihm fehlten weder Geld noch Juwelen noch sonstige greifbare Gegenstände. Nein, was sie ihm genommen hatte, war etwas weit Wertvolleres.
    Informationen.
     
    Draußen vor seinem Hotel eilte Juliette den baumgesäumten Quai d’Anjou am Ende der Île Saint-Louis in östliche Richtung entlang. Die Flussströmung bewegte sich entgegengesetzt zu ihr und schien sie zu drängen, sich dem Strom zuzugesellen und zu dem Mann zurückzukehren, den sie eben verlassen hatte. Über ihr glich der Mond einem runden kalten Auge, das sie vorwurfsvoll durch die Bäume am Rande der Seine anblickte.
Geh zurück!
, schien er ihr zu befehlen.
    Nein! Sie würde nicht auf den Mond hören! Sie würde nicht hinaufsehen!
    Ihre Schritte wurden schneller; sie begann zu laufen, voller Angst vor dem berauschenden Ruf der Natur. Als sie in die Quai Henri IV. einbog, erblickte sie gleich die wartende Kutsche an der vereinbarten Stelle. Sie näherte sich ihr, machte allerdings einen großen Bogen um die Pferde. Zwar trug das Gespann Scheuklappen, dennoch wurden die Tiere unruhig, sobald sie kam. Tiere hatten stets so große Furcht vor ihr wie sie vor ihnen.
    Die Kutschentür ging auf, und eine bleiche männliche Hand streckte sich heraus, um ihr beim Einsteigen zu helfen. Sobald sie Valmont gegenübersaß, klopfte er ans Dach, und die Pferde setzten sich mit klappernden Hufen in Bewegung.
    Vom Laufen war Juliette außer Atem, und sie drückte eine Hand auf ihre Brust, um ihr Herz zu beruhigen. Das Wissen um die zwei schreckhaften, gefährlichen Pferde in unmittelbarer Nähe war nicht unbedingt geeignet, um ihren Puls zu verlangsamen, doch sie schob den Gedanken an die beiden Tiere beiseite. In der Kutsche zu sitzen war immer noch besser, als den ganzen Weg nach Hause zu laufen!
    Derweil neigte Valmont seinen Kopf gegen die Seitenwand und musterte sie aufmerksam. Sie konnte sich vorstellen, wie sie in seinen Augen aussehen musste: das Haar zerzaust, die Wangen gerötet, die Röcke zerknautscht.
    Er senkte die Lider halb und durchbohrte sie beinahe mit seinem Blick. »Hast du ihn gevögelt?«
    Obwohl er darauf bestanden hatte, dass sie Satyr in dessen Hotel aufsuchte, klang seine Frage vorwurfsvoll. Wie ein Kind, das sein Lieblingsspielzeug ausgeliehen hatte, machte der Gedanke an den Genuss des anderen ihn neidisch.
    »
Non!
Natürlich nicht!«, antwortete sie atemlos.
    Sie wusste nicht, ob er ihr glaubte, aber zumindest beließ er es vorerst dabei. »Nun, was bringst du mir?«
    »Es ist, wie du schon vermutet hast. Er und seine Brüder experimentieren mit Gegenmitteln gegen die

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