Die Braut des Satyrs
sich abermals vorstreckte. Als gehörte die Hand jemand anderem, konnte Juliette bloß mit ansehen, wie sie sich um das längere Glied schlang und mit langen sanften Bewegungen immer höher glitt, bis sie die Eichel erreichte und den kleinen Schlitz öffnete, in dem sich gleichfalls ein Tropfen sammelte.
Rasch schaute sie zu Lyons Gesicht. Er bekam nichts von alledem mit, konnte nichts tun, während sie mit ihm tun könnte, was sie wollte.
Es war falsch. Es war furchtbar falsch von ihr, dies hier zu wollen. Auch wenn körperliches Verlangen ihr ständiger Begleiter war, hatte sie nie auch nur daran gedacht, solche Dinge mit anderen Männern zu tun, die sie in den Schlaf gezaubert hatte.
Sie benetzte ihre Lippen. Ihr mandelbraunes Haar fiel über seinen Bauch und verfing sich in dem Pelz auf seinen Schenkeln, als sie sich vorbeugte und …
… ihn zart küsste.
Ahhh, Dieu!
Ihr Orgasmus überrollte sie so mächtig und überwältigend, dass sie auf das Bett sank. Ihre Wange fiel auf Lyons Schamhaar, und ihre Finger krallten sich in die Laken zwischen ihrer Brust und der Matratze. Unter ihren Röcken presste sie die Beine fest zusammen, dass sie fürchtete, später blaue Flecken zu haben, aber sie wollte dieses herrliche Gefühl unbedingt auskosten.
Obgleich sie sich verzweifelt an den wellenartigen Höhepunkt klammerte, ebbte er viel zu schnell ab. Bald war es vollkommen still im Raum, abgesehen von ihrer beider Atmen. Sie stemmte sich wieder von dem Bett ab, strich sich das Haar über die Schultern zurück und blickte auf sein wunderschönes Gesicht hinab.
Letzte Nacht hatte sie ihn begehrt, nun hingegen verzehrte sie sich nach ihm, wollte ihn an Stellen fühlen, an die sich noch kein Mann vorgewagt hatte. Was sie eben getan hatte, war dumm gewesen, und sie wusste, dass ihr Sehnen nach ihm nun umso länger anhalten würde.
Er jedoch würde vergessen – mit ihrer Hilfe. Traurig betrachtete sie ihn. Es war höchste Zeit, zu beginnen.
Die Matratze sank unter ihrem Gewicht ein wenig ein, als sie sich neben ihn setzte und anfing, sein Gesicht zu streicheln. Auf seinen Wangen wuchsen schon die ersten Bartstoppeln. Valmont hatte ihr einen Auftrag gegeben, also müsste sie jetzt stehlen, und zwar so, dass ihr Opfer es niemals erführe.
Ihre Hände auf seinen Wangen wurden erst warm, dann heiß, und Juliette konzentrierte sich darauf, ihre Gedanken fließend zu machen. Sie mussten mühelos aus ihr heraus und in ihn hineingleiten, sich in ihm bewegen und eins mit dem rhythmischen Pochen seines Blutes werden, auf dass es sie in die Fasern und Synapsen seines Gehirns brachte.
Ihre Gedanken drangen tiefer und tiefer in die mikroskopischen Strukturen ein, in denen sie bald fand, was sie suchte.
Seine Erinnerungen.
Lauschend blickte sie ins Leere.
Ihre erste Vision war die eines großen fruchtbaren Weinbergs. Szenen des Weinbergs in allen Jahreszeiten blätterten sich vor ihr auf wie ein Kartenspiel, das aufgefächert wurde.
Sie sah die Reihen von Rebstöcken, die einem Flickenteppich gleich auf Bergen und Tälern angeordnet waren. Leute arbeiteten in den Weinbergen. Dann erschienen Anwesen, drei an der Zahl. Und ein seltsamer Kreis von Statuen …
Als Nächstes erschienen die beiden Brüder, die Juliette deutlich sehen konnte. Der eine war groß, dunkelhaarig mit charismatischen blauen Augen und einer strengen Ausstrahlung. Der andere wirkte reservierter, hatte kühle, kluge graue Augen …
Und dann sah sie Lyon, seinen wunderschönen Körper, seine Diamantaugen, sein charmantes Lächeln. Er befand sich in einer Art Tempel, umgeben von …
Sie kräuselte die Stirn …
Frauen! Frauen unterschiedlichster Gestalt und Haltung, deren Hände und Lippen ihn liebkosten, und er lächelte sie an, wollte sie …
Rasch wandte sie den Blick ab und entdeckte etwas anderes, über das sie lieber nicht nachdenken wollte.
Tiere. Großkatzen, Steinböcke, Hirsche, Füchse, Gnus und andere, von denen sie nicht einmal die Namen kannte.
Sie erschauderte, denn eigentlich wollte sie nicht in dieser Richtung weitergehen, aber sie musste. Also folgte sie diesem Pfad und danach anderen. Erst als es in ihren Schläfen zu hämmern begann, zog sie sich zurück. Das musste genügen.
Immer noch die Hände an seinen Wangen, sah sie ihn an, um sich seine Züge einzuprägen. Dann seufzte sie. Sie hatte ihm etwas genommen, folglich war nun der Zeitpunkt gekommen, da sie gab.
»Schlaf!«, flüsterte sie und küsste ihn sanft. »Schlaf, und
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