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Die Braut des Satyrs

Die Braut des Satyrs

Titel: Die Braut des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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Lebendigkeit, die ihn zuvor ausgezeichnet hatte, war keine Spur mehr zu erkennen. Seine goldene Haut war vollkommen stumpf, und dunkle Ringe lagen wie Halbmonde unter seinen geschlossenen Augen. Er wirkte unendlich entkräftet. Es war, als würde er sich in eine jener Statuen verwandeln, an die er sie von Anfang an erinnert hatte: unnatürlich blass und wunderschön. Und regungslos.
    »Monsieur? Lord Satyr?« Sie rüttelte an seinem Arm. Sein Brustkorb hob und senkte sich matt unter seinen flachen Atemzügen, doch ansonsten bewegte er sich nicht.
    Hatte er ihr die Wahrheit gesagt? War sie schuld an seiner Krankheit? Entstand sie aus einer fatalen Kombination ihrer Zauber, ihres kühnen Kostens seines Samens und ihrer Weigerung, mit ihm das Bett zu teilen?
    Was, wenn er hier starb und sie ganz allein mitten in der Wildnis zurückblieb? In ihrer Hysterie wurde sie selbstsüchtig. Was, wenn der Kutscher gar nicht mehr zurückkehrte? Wenn die Kosaken stattdessen wiederkamen oder andere wie sie? Sie würden sie kaum um ihr Einverständnis bitten wie er. Männer wie sie nahmen sich, was sie wollten.
    »Lyon, wach auf! Ich will nicht neben einem Toten gefunden werden. Solche Situationen werden leicht falsch gedeutet. Die Gendarmen könnten glauben, dass ich dich umgebracht habe!«
    Solch ein Pech konnte sie doch nicht zweimal ereilen! Arlette und Valmont hatten recht mit dem, was sie sagten. Da ihr Ruf bereits beschädigt war, würde man sie umso eher eines zweiten Mordes verdächtigen. Dabei war sie unschuldig!
    Falls er starb, bestünde ihre einzige Chance darin, allein von hier weg über Land zu gehen oder zu reiten. Sie konnte weder das eine noch das andere.
    Vor allem aber wollte etwas in ihr nicht, dass dieser wunderschöne Mann starb. Sie stellte die Kerze ab und schüttelte seine Schultern.
    »Ich stimme zu!«, rief sie in sein starres Gesicht. »Ich bin einverstanden mit dem, worum du mich gebeten hast. Tu mit mir, was immer du willst, wenn es dich nur am Leben erhält!«
    Auf ihre Worte hin holte er hörbar Atem, dass es in seiner Brust rasselte. Seine Augen öffneten sich zu winzigen Schlitzen, und ein Anflug von Zufriedenheit huschte über seine Gesichtszüge. Kraftlos nahm er ihre Hand und drückte sie so schwach, dass sie es eher erahnte als fühlte. Gleichzeitig schien er sich zu konzentrieren.
    Sie blickte über ihre Schulter in die Richtung, in die er schaute. Da sie nichts Ungewöhnliches sah, wandte sie sich wieder zu ihm. Nun fielen seine Augen wieder vollständig zu.
    »Grazie, mademoiselle«
, hauchte er beängstigend leise.
    Dann sank er wieder in tiefen Schlaf.
     
    »Lyon!« Sie befühlte seine Stirn, die klamm und fiebrig heiß war. Inzwischen wirkte er noch eingefallener als vor wenigen Momenten. Die Decke war beiseitegerutscht, so dass Juliette nun erkannte, dass nur ein einziges Glied dort aufragte. Vor lauter Sorge um ihn war ihr derlei inzwischen ohnehin gleich. Rasch zog sie ihm die nasse Hose aus und wickelte die Decke fest um ihn.
    Warum litt er immer noch? Sie hatte ihm die Antwort gegeben, die er sich wünschte, was jedoch keinerlei Wirkung zeitigte. Aber vielleicht brauchte er auch bloß Ruhe. Schließlich starb niemand auf der Welt an einem Mangel an Kopulationsgelegenheiten. Allein der Gedanke war grotesk. Oder nicht?
    »Juliette«, sagte eine Männerstimme.
    Schreiend fuhr sie so heftig zusammen, dass sie sich in den Bettdecken verfing und auf den dünnen Läufer fiel, als sie aufspringen wollte. Zum dritten Mal stieß sie sich die Hüfte an.
    Was sie in ihrem Schock gar nicht bemerkte.
    Das konnte nicht sein! Am Fußende von Lyons Bett standen zwei Männer, keinen Meter entfernt. Zwei
identische
Männer mit bernsteinfarbenen Augen, wildem goldenem Haar und kantigen Kinnen. Sie waren sehr muskulös und groß, insbesondere von ihrer Warte aus.
    Und das wohl Auffälligste und Skandalöseste an ihnen war, dass sie beide
nackt
waren. Und erigiert. Sie beide waren exakte Kopien von Lyon, bis ins letzte kleine Detail – soweit Juliette es beurteilen konnte. Als wären sie seine identischen Drillingsbrüder.
    Hastig krabbelte sie rückwärts, bis sie an die Wand hinter sich stieß. »Wie seid ihr hier hereingekommen?«
    Statt zu antworten, blickten beide sie mit begehrendem Blick an, mit denselben Augen wie die des Mannes, der auf dem Bett lag, und registrierten jedes Zucken von ihr.
    In ihrer Hilflosigkeit zog Juliette sich auf die Matratze hoch, wo sie sich dicht an Lyon schmiegte,

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