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Die Braut des Shawnee-Kriegers

Die Braut des Shawnee-Kriegers

Titel: Die Braut des Shawnee-Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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zurückzuzucken, weil sie wusste, dass sie keine Furcht zeigen durfte. Aber die Alte bot mit ihren Eulenaugen, der Adlernase und dem borstigen grauen Haarschopf wirklich einen Furcht einflößenden Anblick. Kam jetzt eine Schimpfkanonade, oder würde sie sie sogar schlagen? Clarissa lag auf dem Fellbett, presste die Schenkel fest zusammen und wartete mit angehaltenem Atem.
    Einen Schritt vom Bett entfernt blieb Swan Feather stehen. Kopfschüttelnd kauerte sie sich auf die Fersen und betrachtete Clarissa mit klugen, wissenden Augen.
    " We-sah", murmelte sie, und über ihr faltiges Gesicht huschte ein zahnloses Lächeln. " We-sah."
    Verständnislos starrte Clarissa sie an. Sie wusste, dass das Wort in der Shawnee-Sprache gut bedeutete, aber in diesem Zusammenhang machte es doch keinen Sinn. Es gab nichts Gutes an diesem elenden Morgen. Und an dem "Übel" erst recht nicht.
    Sie fragte sich schon, ob die Alte am Ende den Verstand verloren hatte. Zumindest verhielt Swan Feather sich so. Mit einem meckernden Lachen ergriff sie ihren Arm, zog sie hoch und dann weiter zur Tür.
    "Nein!" Clarissa wehrte sich mit aller Kraft, doch Swan Feather hielt sie mit eisernem Griff umspannt. Während sie etwas auf Shawnee sagte, zog sie sie hinaus in das blendende Sonnenlicht, wo trotz des frühen Morgens schon viele Menschen ihren Beschäftigungen nachgingen.
    "Nein … bitte!" Clarissas Gesicht glühte, als sie hinter Swan Feather herstolperte. Die Alte begrüßte ihre Nachbarn und machte offenbar eine interessante Ankündigung. Zwei ältere Frauen sahen von ihrer Arbeit auf, musterten Clarissa und schüttelten kichernd den Kopf. Tief beschämt schaute sie zu Boden. Es war ein einziger Albtraum. Warum brachten die Indianer sie nicht einfach um und machten ihrer Qual so ein Ende?
    Swan Feather führte sie zu einer kleinen, abseits unter Bäumen stehenden Hütte am Ende des Dorfs. Das war vermutlich ein anderes Gefängnis. Clarissa folgte ihr ergeben. Sie wusste nicht, was sie in der Hütte erwartete, aber wozu auch? Schlimmer, als es bis jetzt gewesen war, konnte es nicht mehr werden.
    Die Alte hob die Fellklappe vor dem Eingang der Hütte und bedeutete ihr, einzutreten. Clarissa bückte sich und stolperte in die warme Dunkelheit. Sie war froh, nicht mehr den neugierigen Blicken ausgesetzt zu sein.
    Drinnen war es so dunkel, dass ihre von der Sonne geblendeten Augen nur Schatten erkennen konnten. Swan Feather hockte sich in den Eingang und gab ihr mit Worten und Gesten zu verstehen, dass sie in der Hütte bleiben sollte. Dann ließ sie die Fellklappe fallen und schlurfte davon.
    Clarissa schlang die Arme um die hochgezogenen Knie und blieb bewegungslos sitzen. Sie war schmutzig und blutete, und die wohlbekannten Krämpfe in ihrem Unterleib machten ihr zu schaffen. Aber sie war wenigstens allein. Endlich!
    Oder etwa nicht?
    Angestrengt lauschte sie, weil sie spürte, dass jemand hinter ihr war. Sie hörte das Rascheln einer Bewegung und leisen Atem und machte sich innerlich zum Angriff bereit. Zwar hatte sie keine Waffe, aber wenn jemand in der Hütte ihr etwas anhaben wollte, würde sie kratzen, beißen und um sich schlagen.
    Allmählich gewöhnten ihre Augen sich an die Dunkelheit. Sie konnte einen matten Lichtschein in der Nähe der Türöffnung erkennen und die einzelnen Rindenstücke, die die gerundeten Wände der Hütte bildeten. Jetzt musste sie den Vorteil der Überraschung nutzen, um ihren Gegner leichter überwinden zu können.
    Sie kauerte sich zusammen und spannte jeden Muskel im Körper an, doch plötzlich hörte sie hinter sich ein nervöses Kichern.
    Überrascht fuhr sie herum und entdeckte zwei junge Shawnee-Mädchen, vielleicht vierzehn oder fünfzehn Jahre alt, die auf dem Boden der Hütte hockten. Eng aneinander geschmiegt wie zwei junge Waschbären, starrten sie Clarissa an. In ihren Augen spiegelte sich eine Mischung aus Angst, Neugier und Schelmerei.
    Was in aller Welt hatte dies alles zu bedeuten?
    Während Clarissa die beiden Mädchen verwundert ansah, löste sich eine weitere Gestalt aus dem Schatten der Hütte. Es war eine auffallend gut aussehende Frau von vielleicht vierzig Jahren, die lediglich ein langes Wildlederkleid trug. Langsam schob sie sich näher und sprach mit sanfter Stimme auf sie ein.
    "Ich verstehe nicht." Clarissa wich zurück. Ihre Angst legte sich ein wenig, aber sie war noch immer unsicher. Warum hatte Swan Feather sie zu diesen Frauen gebracht? Was würden sie ihr antun?
    Sie atmete

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