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Die Braut des Shawnee-Kriegers

Die Braut des Shawnee-Kriegers

Titel: Die Braut des Shawnee-Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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erbat als Gegenleistung nur, dass ihre Gabe akzeptiert und gewürdigt wurde.
    Sie hat schon begonnen, dich zu lieben. Wolf Hearts Worte kamen ihr in den Sinn. Damals hatte sie es nicht glauben wollen, doch jetzt wurde ihr klar, dass Liebe auf vielfältige Weise ausgedrückt werden konnte.
    Während sie die aufsteigenden Tränen zurückdrängte, zwang sie sich, bei der Realität zu bleiben. Sie hegte Fluchtabsichten, und weder Zuneigung noch sonst eine Bindung würde sie davon abhalten. Hier war sie nur auf Durchreise, und sie durfte nicht zulassen, dass sie geliebt wurde oder selbst liebte. Der Preis – ihre Freiheit – war viel zu hoch.
    Sie beschloss, bis dahin so viel wie möglich von Swan Feather zu lernen, fühlte sich dabei jedoch schäbig und undankbar. Das Wissen würde ihr in der Wildnis gut zupass kommen. Ihre Gefühle jedoch würde sie eisern im Zaum halten und ihre Liebe nicht verschenken. Tat sie es doch, würde daraus nur Schmerz entstehen.
    Swan Feather legte die Kalmuswurzel in den Korb, den sie dann Clarissa auffordernd hinhielt. Offenbar sollte sie ihn tragen. Als Swan Feather einen Augenblick später den nächsten medizinischen Schatz entdeckte, eilte sie zu der Stelle, so schnell ihre alten Beine sie trugen. Sie folgte ihr hastig, wobei sie den Korb in einer Hand trug und mit der anderen ihre taufeuchten Röcke raffte.
    Der Morgen verging wie im Flug, während der Korb sich füllte. Einige der Gewächse erkannte Clarissa – Lorbeer, Löwenzahn, Wolfsmilch und Zichorie, aber sich ihre Shawnee-Namen einzuprägen war nicht einfach, zumal Swan Feather sie dauernd abfragte. Alle paar Minuten blieb sie stehen, zog eine der Pflanzen aus dem Korb und fragte nach ihrem Namen. Um Clarissa in dem jeweiligen Anwendungsbereich zu unterrichten, führte die alte Indianerin die wildesten Pantomimen auf, und ihre Schülerin hatte jedes Mal Mühe, ernst zu bleiben. Wie sonst sollte Swan Feather auch demonstrieren, dass Löwenzahnwurzeln als Abführmittel fungierten, dass Lorbeer gut gegen Husten war, oder dass krauser Ampfer sich zur Behandlung von Krätze eignete?
    Darüber hinaus lernte Clarissa an diesem Tag viel mehr von der Shawnee-Sprache, als sie in den ersten Tagen nach ihrer Ankunft für möglich gehalten hätte. Sie erkannte rasch Wörter und Redewendungen, die ihr schon vertraut waren, auch wenn sie in einem anderen Zusammenhang standen. Und was noch wichtiger war, sie behielt fast alles, was sie hörte.
    Diese Entdeckung überraschte und freute sie. Wie es bei den meisten jungen Mädchen ihres Standes üblich war, hatte ihre Ausbildung mit Abschluss der privaten Elementarschule geendet. Als sie darum bat, weiter lernen zu dürfen, wie Junius es getan hatte, hatte er ihr schroff zu verstehen gegeben, dass der weibliche Verstand nicht fähig sei, höheren Anforderungen wie Mathematik, Latein und Griechisch zu genügen. Nun staunte Clarissa selbst über ihre geistigen Fähigkeiten. Könnte es sein, dass ihr Bruder sich geirrt hatte, dass sie nicht nur lernfähig, sondern sogar begabt war?
    Als sie und Swan Feather sich durch die Wiese gearbeitet hatten, stand die Sonne fast im Zenit, und der Korb quoll von Kräutern und Wurzeln über. Zu ihrer eigenen Überraschung freute Clarissa sich schon darauf, die Pflanzen nachher zu sortieren und zu trocknen und die alte Indianerin bei deren Verwendung zu beobachten. Mit leichten, federnden Schritten folgte sie ihrer Lehrerin über die Wiese. Wenn sie genug von Swan Feather lernte, könnte ihr die Zeit bei den Indianern bis zu ihrer Flucht sogar Spaß machen.
    Sie hatten kaum den Waldrand erreicht, als Swan Feather plötzlich ruckartig ihren Kopf hob. Sie bedeutete Clarissa, stehen zu bleiben, und verharrte selbst reglos wie ein knorriger Baumstumpf, wobei sie angestrengt lauschte.
    Clarissa spitzte ebenfalls die Ohren, und ein Anflug von Furcht überschattete ihre gute Laune. Sie selbst konnte nichts hören als das Rascheln der Blätter und den wehmütigen Ruf einer Trauertaube, aber Swan Feathers Verhalten bewies ihr, dass etwas nicht in Ordnung war.
    "Runter!" flüsterte die alte Indianerin auf Shawnee und zog Clarissa hinter einen Brombeerbusch. Erst jetzt erkannte sie die Gefahr. Heiße Angst packte sie, als auf der anderen Seite der Wiese drei fremd aussehende Indianer aus dem Wald traten.
    Ihr erster Eindruck war, dass es keine Shawnee sein konnten. Sie waren mager und glatt wie Wiesel, ihre eingeölten Körper nackt bis auf Beinlinge und Lendenschurze.

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