Die Braut des Shawnee-Kriegers
Maisfeld zu kümmern, und Clarissa hatte mal wieder etwas zu besorgen. Niemand war um ihn herum oder bemühte sich gar, ihn aufzumuntern. Wenigstens jetzt konnte er sich so geben, wie ihm zu Mute war.
Der Schweiß lief ihm aus den Achselhöhlen an den Seiten herab. Seit seinem Aufbruch zur Visionssuche hatte er nicht mehr gebadet, und er roch wie ein weißer Mann. Der Moschusgeruch, den er schon immer gehasst hatte, war der Grund gewesen, weshalb er täglich geschwommen war. Jetzt haftete dieser Geruch an seiner ungewaschenen Haut und vergiftete die schale Luft um ihn herum. Er fühlte sich schmutzig und wund … einfach abscheulich.
In diesem Augenblick erschien Clarissa im Hütteneingang.
"Wie fühlst du dich?" Sie sprach noch immer Englisch mit ihm, wenn sie allein waren. Mittlerweile waren seine eigenen Sprachkenntnisse wieder so aufgefrischt, dass er Worte und Redewendungen benutzte, die er seit seiner Kindheit nicht mehr gehört hatte.
"Wie soll ich mich schon fühlen", gab er abweisend zurück und amüsierte sich im Stillen über ihre beleidigte Reaktion.
"Ich wollte nur höflich sein. Deswegen brauchst du mich nicht so anzuschimpfen." Sie stellte ihren Kräuterkorb ab und wischte sich mit der Hand die Grashalme vom Kleid. Wolf Heart fragte sich, weshalb sie sich die Mühe machte, das Ding war ohnehin nur noch ein zerlumpter Fetzen. Außerdem, wieso waren vorne Grashalme und hinten keine? Was hatte das nun wieder zu bedeuten?
"Hast du Hunger?" Sie beugte sich über ihren Kräuterkorb und inspizierte den Inhalt. Ein schmaler Sonnenstrahl, der durch das Rindendach hereinfiel, ließ ihr Haar aufleuchten. Wolf Heart beobachtete die raschen, geschickten Bewegungen ihrer Hände. Plötzlich verspürte er das Bedürfnis, nach diesen Händen zu greifen und die spröde Haut ihrer aufgesprungenen Knöchel an die Wange zu drücken.
Diese letzten Tage und Nächte in der Hütte waren die reinste Qual gewesen. Er hatte sie gesehen, bei Nacht ihren leisen Atem gehört und ihren weiblichen Duft gerochen, wenn sie auf dem engen Raum in seine Nähe kam. Doch seine Vision riet ihm zur Vorsicht. Er wusste, dass er und Clarissa einander nur Kummer und Sorgen bringen würden. Allerdings änderte dieses Wissen nichts daran, dass er sich nach ihr verzehrte.
Nachts lag er wach in der Dunkelheit, und der fiebrige Schmerz in seinen Lenden erinnerte ihn daran, wie er sie in den Armen gehalten hatte. Tagsüber folgte sein hungriger Blick ihr durch die Hütte, verweilte auf dem anmutigen Schwung ihrer Hüften und auf dem fadenscheinigen Mieder, durch das sich die Knospen ihrer Brüste deutlich abmalten. Nur seine Verletzungen und Swan Feathers beständige Gegenwart hielten ihn davon ab, nach Clarissa zu greifen und sie an sich zu ziehen. Dann würden sie mit ihren Armen und Lippen die Kluft überbrücken, die sich zwischen ihnen aufgetan hatte.
Doch wenn er ehrlich zu sich war, war es nicht nur sein geschundener Körper und die Anwesenheit von Swan Feather, die ihn sein Verlangen zügeln ließen. Es war auch die Angst, dass sie ihn abweisen könnte.
"Ich habe dich gefragt, ob du Hunger hast", sagte sie leise und mit gepresster Stimme, während sie neben dem Korb kniete. Ihre grünen Augen mit den Sonnenpünktchen darin waren auf gleicher Höhe mit seinen.
"Swan Feather hat mir etwas gegeben, bevor sie ging." Wolf Heart spürte die Spannung zwischen ihnen. Es war wie die Ruhe vor dem Sturm, wie die kurze Zeit vor Ausbruch eines Sommergewitters. "Du musst nicht bleiben, Clarissa", fügte er sanft hinzu.
"Hat Swan Feather deine Umschläge gewechselt?" Mit zitternden Fingern sortierte sie die Kräuter und breitete sie auf dem festgestampften Lehmboden aus.
"Die Umschläge können warten." Den schmerzhaften Druck des Weidenrahmens im Rücken, saß er auf seinem Lager und musterte sie. Die Bewegungen ihrer Hände waren langsamer geworden. Als sie den Kopf hob, um ihn anzuschauen, sah er ihr gerötetes Gesicht. Wie bezaubernd, dachte er.
"Ich könnte die Umschläge wechseln", bot sie spontan an. "Ich habe gesehen, wie Swan Feather es macht, und weiß genau, was sie dazu braucht. Komm, lass mich …"
Sie streckte die Hände nach seinen Verbänden aus, doch er hielt sie mit einem scharfen Blick zurück. Zu jeder anderen Zeit hätte er ihre Berührung begrüßt, aber die Vorstellung, dass sein unangenehmer Geruch sie anwidern könnte, war mehr, als er ertragen konnte.
"Was ist los?" Ihre grünen Augen flammten. "Hältst du mich für
Weitere Kostenlose Bücher