Die Braut des Shawnee-Kriegers
willig.
"Du schamlose kleine Verführerin", murmelte er. "Dieses ganze Getue mit der feinen Dame … dies ist es, was du bist, Clarissa. Wer du bist!"
Er küsste sie wieder. Es war ein wilder, fast schmerzhafter Kuss, der wie ein Feuer durch ihren Körper brauste – durch jede einzelne Ader. Mit ihrer freien Hand strich sie fiebrig über seine Brust und berührte kühn seinen Nabel. Dann wagte sie sich noch tiefer vor und erforschte die Region, die sie mehr als alles andere interessierte …
Clarissa fuhr abrupt zurück. Ihr Herz klopfte, als wollte es ihr aus der Brust springen.
"Ich will dir nicht wehtun, Clarissa." Er zog sie wieder in die Arme. "Nicht um alles in der Welt möchte ich dir jemals wehtun."
"Ich … ich weiß." Sie machte sich so heftig von ihm los, dass sie fast rückwärts gefallen wäre. "Das ist es nicht. Das ist es überhaupt nicht!"
"Was ist es dann?" Seine Augen glitzerten amüsiert und wurden kalt, als er sich an den Weidenrahmen zurücklehnte. "Hat deine prüde Seite am Ende doch gesiegt? Oder kannst du nur einfach den Gedanken nicht verkraften, von einem schmutzigen Wilden berührt zu werden?"
"Oh …" Wütend und enttäuscht starrte Clarissa ihn an. Wie sollte sie ihm erklären, weshalb sie zurückgeschreckt war? Wie sollte sie Wolf Heart beibringen, dass die Liebe zu ihm sie an diesem Ort festnageln würde? Dass sie dann jeden Gedanken an Flucht aufgeben müsste. Es war einfach unmöglich.
"Ich hoffe, du erwartest keine Entschuldigung", sagte er mit unbewegter Stimme. "Wenn ja, dann wirst du sehr lange warten müssen. Ich bin kein Gentleman, Clarissa. Und du bist trotz all deiner aufgeblasenen Allüren keine Dame."
Wenn er beabsichtigt hatte, sie mit seinen Worten zu treffen, dann war es ihm auf ganzer Linie gelungen. "Du!" Sie zahlte es ihm mit gleicher Münze zurück. "Du bist der arroganteste, selbstgefälligste, niederträchtigste …"
Sie konnte den Satz nicht beenden, weil ihr die Tränen kamen. Stattdessen drehte sie sich nur noch auf dem Absatz um und floh blindlings aus der Hütte, wobei sie die Kürbisschüssel umstieß und beinahe mit Swan Feather zusammengeprallt wäre, die gerade nach Haus kam. Die alte Frau musterte sie besorgt, als sie ihr im letzten Moment auswich. Clarissa wusste, dass es zumindest ein Gebot der Höflichkeit gewesen wäre, stehen zu bleiben und eine Erklärung abzugeben. Aber ihre Kehle war wie zugeschnürt, und sie war nicht sicher, ob sie ein Wort herausbringen würde. Sie konnte nur hoffen, dass Swan Feather sie auch so verstehen und ihr vergeben würde.
Durch einen Tränenschleier sah Clarissa den Wald vor sich, dessen schattige Tiefen ihr Zuflucht boten. Ohne zu überlegen, lief sie den Wiesenweg entlang. Sie rannte so lange, bis ihr alles wehtat und sie nicht mehr konnte. Als ihr Fuß an einer Baumwurzel hängen blieb, fiel sie der Länge nach hin.
Sie landete hart, doch die dicke Schicht verrottender Blätter dämpfte ihren Sturz ein wenig. Mit dem Gesicht nach unten lag sie auf dem feuchten Waldboden, zu erschöpft, um aufzustehen, und zu beschämt, um heimzugehen … wo immer ihr Heim auch war. Nichts in ihrem Leben war mehr sicher oder beständigund am wenigsten die Frage, wer sie war und wohin sie gehörte.
Wolf Heart sah Swan Feather im Dämmerlicht der Hütte an. Er brauchte nicht zu erklären, was zwischen ihm und Clarissa vorgefallen war. Die alte Frau hatte ihre erhitzten Gesichter gesehen und wusste Bescheid.
Er sprach höflich und formell und wählte seine Worte mit großer Sorgfalt. "Meine Wunden heilen rasch. Du hast gut für mich gesorgt, Freundin meiner Mutter, und ich bin dir dankbar dafür. Doch jetzt ist die Zeit gekommen, da ich in meine eigene Hütte zurückkehren muss."
"Du weißt, du bist hier immer willkommen." Auch Swan Feather suchte ihre Worte vorsichtig aus und gab ihm damit die Möglichkeit, sein Gesicht zu wahren. "Vielleicht möchtest du nun wieder allein schlafen, ohne vom Schnarchen einer alten Frau gestört zu werden."
"Ich habe hier sehr gut geschlafen, dir aber viel Mühe gemacht. Du musst dich jetzt ausruhen." Er betrachtete sie forschend. Um ihre Augen lagen in letzter Zeit dunkle Schatten.
"Dann schlaf nun wieder in deiner eigenen Hütte", erwiderte Swan Feather scheinbar gleichmütig. "Du musst mir allerdings erlauben, dir Essen zu bringen und deine Verbände zu wechseln, es sei denn …" Sie ließ die Worte im Raum stehen und schaute sinnend ins Feuer. Dann fuhr sie fort, als hätte sie
Weitere Kostenlose Bücher