Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
nicht der erste Wein des Tages, den er sich
einzuschenken gedachte. Zurück kam er mit einer schweren Karaffe, ihr
entströmte ein süßlich duftendes Aroma. Seine Hände zitterten, als er den
nahezu klaren Rebsaft einschenkte, mit den Resten des Rotweins in Adaras Pokal
vermengte er sich zu einer rosigen Mixtur.
    »Nun sag schon, wie kann ich dir behilflich
sein?«
    »Es geht um Leonhardt, wie du es dir
sicherlich schon gedacht hast. Ich bin hier, um …« Adara stockte, als draußen
plötzlich Krawall zu hören war. Menschen riefen durcheinander, Pferde
schnaubten und Gänse gackerten aufgeregt. Sie und Theodor hörten deutlich, wie
etwas zu Bruch ging. Bei Theodor dauerte es zwar etwas länger, bis er den Lärm
bemerkte, dann jedoch sprang er erstaunlich behände auf und humpelte zum
Fenster, Adara den Rücken zugewandt, seinen Pokal hatte er krachend auf dem
Tisch direkt neben den ihren abgestellt.
    Nun ist der Augenblick gekommen, dachte sie
sich und begann, die mitgebrachte Dose zu öffnen.
     
    *
     
    Theodor traute seinen Augen nicht.
    Mitten auf dem Hof wütete ein Berserker.
All seine Knechte und Bedienstete umringten den Riesen und droschen auf ihn
ein, doch er schien die Schläge nicht wahrzunehmen, unbeirrt hielt er weiter
auf das Gutshaus zu. Mit Schrecken sah Theodor mindestens ein halbes Dutzend
seiner Männer wie leblos am Boden liegen, dann fiel sein Blick auf einen
dunkelhäutigen Kerl, der sich tunlichst zurückhielt aus diesem Gemetzel. Wie
viele mochten wohl noch gekommen sein, um sich seiner Habe zu bemächtigen? Denn
nichts anderes als ein Überfall spielte sich hier vor seinen Augen ab, davon
war Theodor in diesem Moment überzeugt. Der Blick des Riesen ging an ihm vorbei
ins Haus hinein und plötzlich schien er es noch eiliger zu haben. Völlig
unvermittelt stieß er einen markerschütternden Schrei aus, bevor er mit zwei,
drei Schritten zur Tür stürzte und sie mit lautem Gepolter aufstieß.
    Mit einem Mal war Theodor nicht mehr um
seine Habe bange, sondern ums eigene Leben und das von Adara.
     
    *
     
    Am Hohen Weg, ganz in der Nähe der Königsbrücke und schräg
gegenüber des Hospitals des Deutschritterordens, sollte Theodors Haus liegen –
ein großes Anwesen mit einem goldenen Wetterhahn auf dem Dach, so hatte es
Leonhardt einst beschrieben. Es waren nur wenige hundert Schritte bis zu
Theodors Heim.
    In was für Scherereien bin ich da nur
wieder reingeraten? Wieder einmal verfluchte Robert sein Schicksal, während er
durch die Gassen rannte, als sei der leibhaftige Teufel hinter ihm her. Ein
jeder, der seinen Weg kreuzte, sprang hastig zur Seite, wer wollte schon mit
einem wild gewordenen Bullen zusammenstoßen.
    Eben noch ein Stück
voraus sah er die Abzucht schmutziggrau in ihrem Bett träge dahinfließen, da
hatte er auch schon die Königsbrücke überquert und machte nun zur Linken hinter
einer hohen Mauer das Dach eines stolzen Gehöfts aus, dessen Giebel gekrönt
wurde von einem Wetterhahn – wie ein goldener Stern funkelte er im Sonnenlicht.
Das Tor war nur angelehnt, also verschwendete er keine Zeit mit Klopfen,
sondern drückte es mit Schwung auf. Vor ihm lag ein weitläufiger Innenhof.
Theodor musste ein sehr vermögender Mann sein, denn bis zum Eingang des Hauses
waren es gut und gern noch fünfzig Schritte. Schon kamen die ersten Knechte
angelaufen und versperrten ihm den Weg. Sollte er ihnen zurufen, dass er ihrem
Herrn das Leben retten wollte? Nein, nie hätten sie ihm geglaubt, seine Körpergröße
allein genügte, um bei den schlichteren Gemütern Argwohn hervorzurufen, erst
recht so, wie er gerade angerannt kam.
    Die ersten beiden Angreifer bekamen nur
seine Schultern zu spüren, doch das reichte ihnen schon, für sie war der Kampf
beendet, bevor er richtig begann.
    Robert schaute sich um. Eben stolperte
Osman durchs Tor, schmerzverzerrt hielt er sich die Seite. Von ihm war keine
Hilfe zu erwarten.
    Wie immer.
    Solange Robert seinen Laufschritt
beibehalten konnte, war von Theodors Bediensteten keine Gefahr zu erwarten, sie
stoben davon wie das Korn beim Dreschen. Auf halbem Weg jedoch wurde auch er
gestoppt von der Masse ringsumher. Da stand er nun und prügelte auf die armen
Kerle ein, die doch völlig unschuldig waren an der ganzen Misere. Und wo war
Osman abgeblieben? Wieso lief er nicht ins Haus und rettete Theodor vor Adaras
feigem Anschlag? Zuerst blieb Osman Roberts Blicken verborgen, doch dann sah er
ihn, weitab vom Getümmel. Er drängte sich in eine Ecke

Weitere Kostenlose Bücher