Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
zwischen Gesindehaus und
Stall, auf dass er bloß nicht verwickelt werde in die Prügelei. Zumindest war
dies Roberts erster Eindruck, bei näherer Betrachtung musste er seinem Freund
jedoch eingestehen, dass ihm gar nichts anderes übrig blieb, befanden sich doch
zwischen ihm und dem Haus einige gestandene Mannsbilder, die den schmächtigen
Kerl sofort in der Luft zerrissen hätten.
    So also musste wieder einmal er seinen Kopf
hinhalten, wie so häufig, wenn Worte allein nichts auszurichten vermochten.
    Am Fenster stand Theodor und starrte mit
offenem Mund zu ihm herüber, doch nicht der alte Mann jagte Robert einen
gehörigen Schrecken ein und trieb ihn zu allergrößter Eile, sondern Adara, die
hinter Theodors Rücken die mitgebrachte Dose öffnete und darin herumnestelte,
direkt vor sich auf dem Tisch stehend zwei Trinkpokale.
    Einer Eingebung folgend füllte Robert seine
Lungen bis zum Bersten mit Luft und stieß daraufhin einen Schrei aus, der
vermutlich bis zum fernen Bocksberg zu hören war. Sein Plan ging auf. Die
Männer um ihn herum wichen für einen Moment erschrocken zurück, weit und lange
genug, um sich wieder, einer Ramme gleich, in Bewegung setzen zu können. Einige
lange Schritte noch, dann war er an der Tür angelangt. Ohne sich überhaupt mit
dem Versuch abzugeben, sie auf herkömmliche Weise zu öffnen, warf er sich mit
Schwung dagegen. Holzsplitter stoben auf, als die Pforte mit lautem Krachen
nach innen aufflog.
    Robert starrte in zwei Augenpaare, die
Gefühle widersprüchlichster Art erkennen ließen. Theodors verhießen nichts
anderes als Angst, ja fast schon nackte Panik, während Adaras Blick als zornig
zu bezeichnen der Sache nicht gerecht geworden wäre, weil in der Wortwahl noch
viel zu harmlos. Sie kochte regelrecht vor Wut und schien drauf und dran,
Robert jeden Moment an die Kehle zu springen.
    Kein Wunder, dachte er sich, hatte er doch
im letzten Moment ihren feigen Mordplan vereitelt. Da fiel die Dose aus Adaras
Hand und nichts anderes als eine fein gearbeitete Kette glitt daraus hervor.
    Nur eine Kette, kein Pulver, also auch kein
Gift.
    Es war einer dieser Momente, in denen sich
Robert gewünscht hätte, der Boden möge sich unter seinen Füßen auftun, um ihn
auf immer zu verschlucken.
     
    Osman hetzte herein, gerade als die Dose auf den Tisch polterte
und den Blick freigab auf das, was darin aufbewahrt wurde. Sofort war ihm klar,
dass sie Adara zu Unrecht verdächtigt hatten. Wollten sie ihre Mitstreiterin
jetzt nicht bloßstellen und für immer der Möglichkeit berauben, Theodor auf den
Zahn zu fühlen, musste nun rasch eine plausible Erklärung her für Roberts Aufstand.
Und es dauerte tatsächlich nur einen Wimpernschlag, bis Osmans findiger Geist
eine List ersann, die ihm noch viele Jahre später Tränen in die Augen trieb,
freilich keine Tränen der Trauer. Natürlich ging’s wieder einmal auf Roberts
Kosten.
    »Herrje Robert, was hast du nur wieder
angerichtet – kann man dich Kindskopf denn keinen Moment allein lassen?«,
schalt Osman seinen bedröppelt dreinschauenden Freund.
    »Ja, zum Teufel, was fällt Euch ein?«,
fasste Theodor neuen Mut, nun, da sich das Monstrum offenbar wieder beruhigt
hatte.
    Robert wollte gerade versuchen, sich zu
erklären, da fiel ihm Osman ins Wort. »Vergebene Müh, lieber Herr, er kann Euch
leider nicht antworten. Seit dem armen Kerl beim letzten Sturm ein Melkschemel
an den Bregen geknallt ist, ist’s nicht nur das Sprechen, was bei ihm nicht
mehr recht klappen will. Ihr versteht sicher, Herr?« Osman ließ durch seinen
kreisenden Zeigefinger an seiner Schläfe keinen Zweifel offen. »Aber verstehen
kannst du uns noch, nicht wahr, Robert?«, schloss Osman auffallend langsam.
    Während Robert zuerst nickte und dann mit
bedauernder Miene seinen Mund weit öffnete, mit dem Zeigefinger hinein wies und
schließlich verneinend Hand und Kopf schüttelte, musste sich Adara mächtig
zusammenreißen, um nicht laut loszuprusten. Auch Osman fiel es nicht leicht,
bei dieser Komödie ernst zu bleiben, nur Robert hatte damit keinerlei Probleme,
kein Wunder, wurde er doch gerade zum Deppen gemacht, und er spielte auch noch
brav mit.
    »Darf ich mich zuvorderst vorstellen –Osman
Abdel Ibn Kakar, kurz Osman für Euch. Dieser arme, verwirrte Geist hier ist
mein guter Freund Robert. Seit einigen Wochen dienen wir Eurem Neffen als Hand
und Hirn bei seinen Geschäften.«
    »Er ist das Hirn«, rief Adara von hinten
und musste sich sofort den Mund

Weitere Kostenlose Bücher